
Den Servicegedanken der Stadtverwaltung hält unser Autor für gelinde gesagt unterentwickelt. © Schroeter/Schütze
Kein Serviceabend im Bürgerbüro: Nur so viel tun, dass nicht gemeckert wird?
Meinung
Einen Serviceabend im lange umstrittenen Bürgerbüro sollte es geben. Weil das aktuell nicht so umstritten ist, will man das sein lassen. Denn der Service stört den Betriebsfrieden. Absurd.
Die Stadtverwaltung möchte den Beschluss des Rates auf Einführung eines Serviceabends im Bürgerbüro nicht umsetzen und fordert vom Rat, den Beschluss zurückzuholen. Das ist auf mehreren Ebenen befremdend, um es in größtmöglicher Vorsicht zu formulieren.
Nun kann man sagen: Für die Bürger ändert sich ja nichts. Die sind den Serviceabend ja eh noch nicht gewohnt. Aber genau da muss man schon fragen: Warum gibt es den nicht längst? Denn beschlossen wurde er im Februar 2020. Klar, es war Corona. Aber auch während der Corona-Zeit hat es im Bürgerbüro jeder Menge organisatorische Veränderungen gegeben. Und ausgerechnet den Beschluss eines politischen Gremiums setzt man nicht um?
Abendarbeit nicht zumutbar?
Besonders gewagt aber halte ich den Hinweis auf den Betriebsfrieden. Es ist also für Bürgerbüromitarbeiter unzumutbar, an einem Abend in der Woche (vermutlich noch rotierend) bis 19.30 Uhr zu arbeiten? Was bitte soll da eine Krankenschwester sagen? Oder eine Kassiererin im Supermarkt?
Und dann wäre da noch die Tatsache, dass da der Bürgerservicegedanke einer Stadtverwaltung, die komplett aus unseren Steuern, Abgaben, Knöllchen finanziert wird, einfach mal komplett ignoriert wird mit dem Hinweis darauf, dass ja gerade niemand in den sozialen Medien meckert.
Wie irre ist das denn? Immer nur so viel tun, dass nicht gemeckert wird? Und vermeiden, dass die Presse kritisiert? Ist das das Credo im Rathaus? Ich hoffe nicht.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
