Passiv-, Massiv-, Bausatz- oder Fertighaus? Früher war alles einfacher

Kolumne

Wohnen ist ein Lebensgefühl. In dieser Kolumne beschäftigt sich unser Autor regelmäßig mit „Wohn(t)räumen“. Heute geht es um die Qual der Wahl beim Hausbau, Spielart des „Uns geht’s zu gut“.

Ruhrgebiet

, 26.06.2021, 20:15 Uhr / Lesedauer: 2 min
Beim Hausbau muss man unendlich viele Entscheidungen treffen.

Beim Hausbau muss man unendlich viele Entscheidungen treffen. © picture alliance / dpa

Als ich klein war, da war die Welt noch einfach. Bei der Post bestellte man sein Telefon, bekam seinen grauen Einheits-Apparat mit Wählscheibe und gut. Im TV gab es drei Programme, aber nur nachmittags bis abends, davor und danach gab es das Testbild. Und ein Haus bestand aus Ziegeln und Mörtel.

Mit den Jahren wurde die Welt immer komplizierter. Und ich rede jetzt nicht einmal von Frauen, Beziehung, Ehe. Wer heute ein Telefon, also ein Handy, also ein Smartphone, also einen Handcomputer braucht, benötigt einen Excel-Master, um alle Wahlmöglichkeiten zu sortieren, zu gewichten. Und kauft am Ende dann doch das Teil, das der Bruder, Nachbar, Freund hat.

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Wer Fernseh gucken möchte, kann bis zu Kanal Drölfhundert schalten, sich Bibel- und Shoppingkanäle rund um die Uhr angucken, muss für eine Fußball-Saison ungefähr sieben Bezahlsender buchen und findet irgendwie doch nicht das, was man gerade zum Entspannen bräuchte.

Tonziegel kann man getrost komplett vergessen

Und wer ein Haus bauen möchte, kann den Tonziegel mal ganz getrost und völlig vergessen. Denn die Materialien sind inzwischen genau so vielfältig wie die Hausarten: Fertighaus, Holzhaus, Architektenhaus, Bausatzhaus, Selbstbauhaus, Ökohaus, Biohaus, Fachwerkhaus oder Blockhaus? Was darf es sein? Passiv oder Massiv? Da fängt es an.

Kalksandstein, Vollziegel, Blockziegel, Plan-, Loch- oder doch Hochlochziegel.

Thermoziegel, Leichtziegel? Oder greifen wir zu Poren-, Leicht- oder Schwerbeton, zu Holzrahmenbauweise oder Holztafelbauweise oder auch Stahlbetonbauweise, zu Eisen und Stahl oder gar Nichteisenmetall? Holz, Kunststoffe, Dämmstoffe, Dichtstoffe, Verbundwerkstoffe? Ständerwerk aus Holz oder Stahl? Gispkartonplatten, Zement, Bitumen? Oder doch Lehm?

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Wer sich dazwischen entscheiden muss oder darf, wer sich in einem Fertighaus-Katalog zwischen den Modellen Lifetime 1, 2, 3, 4, 5 oder 6 oder gar zwischen Generation 1 bis 15 durchkämpft, die Heizungsfrage klären muss (Fußboden oder konventionell, Brennwert, Öl, Holzpellet oder Wärmepumpe), mit Zuschussanträgen und KfW-Darlehen hantiert, der hat mein volles Mitleid sicher.

Steckdosen für die Ambientebeleuchtung

Und wenn dann noch zwischen Eheleuten zu klären ist, welche Farbe der Außenputz haben soll (Schwedenlook oder doch lieber mediterrane Anmutung), wo es überall Steckdosen für die Ambientebeleuchtung oder den Hochdruckreiniger geben muss, ob die Dusche ebenerdig sein soll, mit Trennwand, Schwenktür oder ohne, Kopfbrause, Massagedüsen oder Regendusche, wäre ich endgültig am Ende.

Dann, ja genau dann, bin ich einfach nur froh, das Thema Hausbau vor langer Zeit abgearbeitet zu haben.

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In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag so ausmacht.
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