Inzwischen werden auch viele Kinder auf Corona getestet. Oftmals ist die Phase bis zum Ergebnis schwierig für die Eltern, denn sie müssen ihr Kind in Quarantäne halten, wenn es sich zum Beispiel in der Kita angesteckt haben könnte. Negativ-Testergebnisse werden bei einer Gruppe oft erst gesammelt bekannt gegeben.

© Tobias Weckenbrock

Klare Kante: Informiert über Negativ-Testergebnisse – und zwar sofort!

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Ist jemand positiv auf Corona getestet, wird er schnell informiert. Das muss so sein. Bis man aber von einem Negativ-Test hört, vergeht oft viel Zeit. Das muss sich ändern, findet unser Autor.

Castrop-Rauxel

, 10.09.2020, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Geschichten wiederholen sich in Castrop-Rauxel und vermutlich auch anderswo: Es gibt Coronafälle an Schulen oder in Kindertagesstätten, und Eltern müssen mit den geltenden Regeln umgehen. Vor allem aber müssen sie abwarten – und das kann für Eltern und Kinder kritisch werden, wie drei Beispiele der vergangenen Wochen zeigen.

Beispiel 1: Der Corona-Fall in der 5. Klasse am ASG: Ein Mädchen war positiv getestet. Daraufhin wurde das direkte Umfeld von Sitznachbarn in Quarantäne geschickt und ein paar Tage später (das Wochenende lag dazwischen) getestet. Das Kind einer Mutter erkrankte noch vor dem Wochenende. Daraufhin ergriff die Mutter selbst die Initiative, machte mit dem Kinderarzt einen Abstrich und ließ das Kind montags mit dem Rest der Quarantäne-Gruppe nochmals in der Schule testen.

Bis donnerstags drauf war alles ungewiss: Hat mein Kind Corona? Was ist mit der Schwester, die eine andere Schule in der Stadt besucht? Der Druck aus dem Bekanntenkreis wurde größer: Dein Kind ist in Quarantäne als Kontaktperson ohne Testergebnis und du lässt die Schwester zur Schule gehen?! Die Mutter erwirkte in Absprache mit der Schulleitung daraufhin für die Schwester eine Befreiung vom Unterricht. Freitags kam die Info: Testergebnis negativ, Quarantäne ab Montag aufgehoben.

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Beispiel 2: Ein Corona-Fall an der OGS Am Busch in Ickern, aus der Mitarbeiterschaft hereingetragen. Hier mussten (oder durften) sich viele Kontaktpersonen testen lassen. Auch hier galt für Kontakte ersten Grades eine Haus-Quarantäne. Auch Kinder waren darunter. Die Tochter einer Mutter rief besorgt und verwundert in der Redaktion an, als wir nach Rücksprache mit der Pressestelle vermeldeten, dass alle Testergebnisse negativ seien und die Quarantäne aufgehoben sei.

Denn das erfuhr sie aus der Zeitung. Dabei habe sie doch gegenüber ihrem Arbeitgeber eine Verantwortung: Sie könne schlecht sagen, sie könne wegen der Quarantäne eines Kindes nicht arbeiten, wenn in der Zeitung etwas anderes stehe.

Beispiel 3: Eine Familie entschließt sich, die Tochter (8) auf Corona testen zu lassen, weil sie Fieber, Husten und Schnupfen hat. Man bekomme das Ergebnis nach dem Abstrich am Donnerstag sicher am Montag, so die Zusage. Am Samstag darauf, also neun Tage nach dem Abstrich, meldete sich die Mutter: Noch immer war kein Ergebnis da.

Sie werde nie wieder einen freiwilligen Test vornehmen lassen, sagt sie nun: Die Tochter verpasste mehr als eine Schulwoche, die Erstkommunion und einen Kindergeburtstag, der Arbeitgeber des Vaters sei auch alles andere begeistert. Social Distancing wie vor Monaten – das Labor habe einen Engpass bei den Reagenzien, hieß es zur Begründung.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Wochenende versprochen, sich um die Gesundheitsämter zu kümmern. Mehr Personal ins öffentliche Gesundheitssystem, das ist eine Losung. Dafür soll mehr Geld bereitgestellt werden. Man sieht in mindestens zwei von drei dieser Fälle eindeutig: Es ist nötiger denn je.

Wir müssen zu einem System kommen, wo jedes Testergebnis, ob positiv oder negativ, individuell und unmittelbar beim Vorliegen bekannt gegeben wird. Die bisherige Praxis, dass Positiv-Tests direkt, Negativ-Tests aber erst bei Vorliegen aller Ergebnisse einer Gruppe über den Träger der Einrichtung kundgetan werden, gehört abgeschafft. Ansonsten verlieren Menschen, die nicht positiv sind, viel zu viel Zeit in Quarantäne. Vor allem aber verlieren sie den Glauben ans System.

Auf der anderen Seite dürfen wir Eltern, die aus Vorsicht und Rücksicht auf Mitmenschen ihre Kinder zu Hause lassen, nicht dafür bestrafen, dass sie gesellschaftlich so verantwortungsvoll damit umgehen. Im Gegenteil: Sie müssen dafür Belohnung erfahren. Sie sind gute Vorbilder!

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Wir berichten täglich live und kostenlos über die Auswirkungen des Coronavirus in Castrop-Rauxel und Umgebung. Aktuell sind neun Menschen in der Stadt mit dem Virus infiziert. Von Tobias Weckenbrock, Ronny von Wangenheim, Natascha Jaschinski