„Es war auf jeden Fall richtig, diesen Lehrgang gemacht zu haben. Ich habe vieles an die Hand bekommen, kann ganz viel davon mit in die Kita nehmen“, sagt Ines Steinert aus Datteln. Die 44-Jährige ist gelernte Kinderpflegerin und arbeitet im „Kinderhaus Rasselbande“ in Recklinghausen.
Bislang war sie als eine pädagogische Ergänzungskraft in der Kita angestellt. Sie arbeitete also auch mit Kindern, aber durfte eine Kita-Gruppe nicht alleine leiten und auch keine weiteren leitenden Funktionen übernehmen. Nunmehr aber ist sie eine pädagogische Fachkraft, denn: Kürzlich hat die Dattelnerin bei „Fokus Kita“ in Merklinde als eine der ersten in dem Wissenszentrum eine sogenannte 160-Stunden-Qualifizierung zur Kita-Fachkraft gemacht. „Das war für mich optimal, weil es sich gut in meinen Alltag integrieren ließ“, sagt sie und ergänzt: „Eine dreijährige Ausbildung zur Erzieherin hätte ich jetzt nicht mehr machen wollen, um Fachkraft zu werden.“
Jahrelange Berufserfahrung
Auf jahrelange Berufserfahrung mit Mädchen und Jungen im Kindergartenalter kann Ines Steinert ja sowieso längst vertrauen – schließlich arbeitet die Kinderpflegerin seit 1999 in dem Bereich. „Und so habe ich auch schon so manchen Wandel in der Kita miterlebt“, erzählt die Zweifach-Mutter und führt beispielhaft das Thema „Selbstbestimmung“ der Kinder im Kita-Alltag an. Das sei heutzutage von weitaus höherer Bedeutung als noch vor knapp 25 Jahren, weiß Steinert. „Wir richten uns heute mehr nach den Kindern. Und dementsprechend handeln und arbeiten wir nun auch ganz anders als früher“, sagt sie.
Während es früher beispielsweise unvorstellbar gewesen sei, ein Kind im Stehen zu wickeln, gebe es nunmehr immer wieder Mädchen und Jungen, denen das lieber sei oder die das sogar verlangten. „Darüber haben wir uns bei dem Lehrgang unter anderem ausgetauscht und ich habe es danach auch bei mir in der Kita ausprobiert. Und siehe da: Mit gewissen Tricks und Methoden funktioniert das sehr gut“, erzählt Steinert.
Forscherecke neu eingerichtet
Auch der Bereich der Dokumentation habe in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Entwicklungsberichte zu jedem Kind zu verfassen, sei mittlerweile fester Bestandteil im Kita-Alltag. Dazu habe sie bei der Qualifizierung vieles gelernt. „Und auch über die Gestaltung von Räumen wird heute vielmehr nachgedacht“, erzählt die 44-Jährige.
Dem hat Ines Steinert sich, angestoßen durch den Lehrgang bei „Fokus Kita“, an ihrer Kita in Recklinghausen nun auch intensiv gewidmet. Bei ihrem Praxisprojekt, das den Abschluss der 160-Stunden-Qualifizierung markiert, hat sie, gemeinsam mit den Kindern, die sogenannte Forscherecke neu eingerichtet. Denn der Bildungsbereich „Forschen“ sei an der Kita zuletzt eher stiefmütterlich behandelt worden. „Mir fehlte irgendwie was, wo die Kinder sich selbstständig weiterentwickeln können“, sagt Steinert.
Matschtisch kommt noch
Und so stellte sie den Mädchen und Jungen ihr Projekt erstmal vor, fragte sie nach ihren Wünschen dazu. „Die Kinder waren von vornherein begeistert und hatten viele Ideen, was sie gerne in der Forscherecke hätte“, sagt Steinert. So sind dort unter anderem schon sogenannte Legetabletts eingezogen. Auf denen können die Kinder spielerisch lernen, unterschiedliche Farben und Formen zu erkennen. Auch einen Matschtisch soll die Forscherecke noch bekommen. „Der Raum wächst also weiterhin“, freut Ines Steinert sich.

Die Pädagogin schätzt an der 160-Stunden-Qualifizierung bei „Fokus Kita“ vor allem das praxisnahe Lernen „Es ist nicht alles nur Leinwand, es ist auch mal aktiv etwas ausprobieren“, sagt sie. Auch der Austausch mit den anderen Teilnehmenden – neben Steinert nahmen fünf weitere Kinderpflegerinnen und -pfleger sowie eine Tagesmutter am insgesamt fünf Monate dauernden Lehrgang teil – sei sehr wertvoll gewesen. „Ich habe dadurch neue Impulse bekommen, konnte von den Erfahrungen anderer profitieren“, sagt Steinert. „Ich würd’s also jedem empfehlen.“
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