Schon jetzt bangen in jedem Jahr Eltern, ob sie den gewünschten Platz für ihr Kind in einem der Kindergärten in Castrop-Rauxel bekommen. Zwar entstanden in den vergangenen Jahren neue Angebote, wie zuletzt die Modulare Kita am Stadtmittelpunkt. Aber das reicht noch lange nicht. Die Situation wird erst mal schlecht bleiben, bevor sie besser wird.
Die Stadt hat jetzt den Bericht mit dem Bedarfsplan von 2022/23 bis 2026/27 für Kindertageseinrichtungen erstellt, mit dem sich in den kommenden Sitzungen auch die Politik beschäftigen wird: am 1. Juni im Jugendhilfeausschuss, am 15. Juni im Rat. Hier ein Überblick.
Wie ist die Situation aktuell im Ü3-Bereich?
Eine wesentliche Erkenntnis: Für Kinder über drei Jahren werden im kommenden Kindergartenjahr 2023/24 rund 300 Plätze fehlen. Das ist ein ähnliches Defizit wie aktuell: 1780 Plätze für 2090 Kinder über drei Jahren gibt es derzeit in 39 Kitas an 42 Standorten. Viele Kitas werden auch weiterhin Gruppen überbelegen, um weitere Kinder aufnehmen zu können. 80 Kinder sollen zumindest temporär in den acht Brückenprojekten betreut werden. Dann bleibt ein Defizit von 140 Plätzen.
Wie sieht es bei Kindern unter 3 Jahren aus?
Das Ziel, das sich die Stadt 2012 gesetzt hatte, sah eine Versorgungsquote von 42 Prozent vor. Das war auch Ergebnis einer Elternumfrage. Diese Quote ist aktuell erreicht. Es wurden zum aktuellen Kindergartenjahr im Sommer 2022 70 Plätze zusätzlich angeboten. 611 sind es in Kitas, dazu kommen 224 Plätze in Kindertagespflege.
Bis 2025 sollen weitere 65 U3-Plätze geschaffen werden, das würde eine Quote von 46 Prozent bedeuten. Doch schon jetzt ist klar, dass Elternwünsche sich entwickeln, die Geburtenzahlen im Moment noch steigen und ein weiterer Ausbau sinnvoll ist. Auch eine neue Elternbefragung sei gut, heißt es.
Gibt es Unterschiede innerhalb von Castrop-Rauxel?
Die Unterschiede sind deutlich. Am schlechtesten sieht es im Norden aus, auch perspektivisch gesehen. Trotz steigender Zahl von Kita-Plätzen wird es 2026/27 im Ü3-Bereich immer noch einen Fehlbedarf von 125 Plätzen geben (aktuell 143). Die Versorgungsquote bei den U3-Plätzen liegt gerade mal bei 22,6 Prozent, mit Kindertagespflege bei 30,7 Prozent.
Anders im Bereich Mitte: Schon 2024/25 soll es hier 26 Plätze mehr geben als benötigt, 2026/27 sogar 71. Hier kann also der Mangel im Norden etwas aufgefangen werden. Die Versorgungsquote inklusive Kindertagesplätzen liegt im U3-Bereich bei 51,5 Prozent.
Im Süden wird sich die Situation ab 2025 verbessern. 2026/27 soll es erstmals ein Plus von Plätzen geben. Das U3-Angebot ist mit insgesamt 31 Prozent ähnlich schlecht wie im Norden.
Wie wird sich der Bedarf entwickeln?
Immer mehr Eltern wollen früher und länger ihre Kinder in Kitas schicken. Das ist das eine. Der Bericht der Stadt weist aber auch auf viele Baugebiete hin, die gerade und in kommenden Jahren entstehen. 70 Wohneinheiten im Wohnen am Emscherufer in Henrichenburg, mehr als 200 Wohneinheiten in Ickern-Süd (Beerenbruchviertel), 150 Wohneinheiten an der Pallasstraße in Dorf Rauxel (Erin-Wetterschacht 5). Graf Schwerin 3/4 in Dingen, Gleisdreieck (Mariengärten in Merklinde) und mehr: Insgesamt sind es 622 bis 702 Wohneinheiten, so die Stadt. Alle haben als Zielgruppe Familien.

Was ist geplant in den kommenden Jahren?
Da An-, Aus- und Umbauten bestehender Einrichtungen im Wesentlichen abgeschlossen sind, können neue Plätze nur noch durch Neubauten oder weiter durch Umbauten geschaffen werden. Notwendig erachtet wird der Neubau von mindestens vier Kitas und der Ausbau bestehender Kitas. Der Bedarfsplan sieht vor, dass im Sommer 2024 noch 204 Plätze im Ü3-Bereich fehlen werden, 2026 dann nur noch 48. Die Bedarfsdeckung läge dann bei 98 Prozent, so die Stadt. Geplant sind:
- Kita-Neubau im Beerenbruch St. Antonius in Ickern, Ausbau von derzeit 3 auf 6 Gruppen als Ersatzbau für die Kita St. Antonius, Inbetriebnahme im Kita-Jahr 2025/26
- Kita St. Franziskus auf Schwerin, Ausbau von derzeit 2 auf 4 Gruppen durch Aus- und Anbau, Inbetriebnahme im Kitajahr 2025/26
- Kita an der Harkortschule in Merklinde, Neubau einer fünfgruppigen Kita, Inbetriebnahme im Kita-Jahr 2025/26
- Grüner Weg in Obercastrop, Ausbau von derzeit 2 auf 4 Gruppen, Inbetriebnahme im Kita-Jahr 2024/25
- Kita „Am Wetterschacht“, Pallasstraße, als Ersatzbau für die Kita Swabedoo, Neubau einer mindestens 4-gruppigen Kita, Inbetriebnahme: 2025/26. Eine fünfgruppige Kita sei bei entsprechender Grundstücksgröße zu bevorzugen.
- Integrative Kita Oskarstraße in Habinghorst: Neu- und Ersatzbau geplant, hier wird eine sechsgruppige Kita angestrebt, eine mögliche Baufläche soll jetzt geprüft werden. Konkret ist hier noch nichts.
- Die modulare Kita am Europaplatz als Dependance der Kita Oskarstraße soll bis zu einem Neubau weitergeführt werden. Sie ist viergruppig angelegt, hat aktuell wegen fehlenden Personals nur zwei Gruppen, ab Sommer sollen es drei Gruppen sein.
Einen Tag zu Gast in der Kita Lummerland: Von wegen nur Kaffee trinken und mit Kindern spielen
Erzieherin Larissa Michalak vermisst die Wertschätzung: Wie ihr Kita-Alltag wirklich aussieht
Neue Kita in Merklinde wird gebaut: Castrop-Rauxel braucht Plätze – aber das Personal fehlt