
© Stefan Braun
Kirche, Moschee, Synagoge: Neurologe Magnus Heier impft, wo er kann
Impfsonderaktionen
Ein Arzt aus Castrop-Rauxel hat der Pandemie den Kampf angesagt. Dr. Magnus Heier impft in Kirchen und Moscheen. Und er versucht auch andere Religionsgemeinschaften zu erreichen.
Wer sich gegen Corona impfen lassen will, der fragt für gewöhnlich seinen Hausarzt oder geht ins kommunale Impfzentrum am Europaplatz. In Castrop-Rauxel können Impfwillige aber auch in Moscheen oder Kirchen ihren Corona-Schutz bekommen.
Angefangen hat alles in der Kirche St. Antonius in Ickern. Der Neurologe und niedergelassene Arzt Dr. Magnus Heier wollte helfen, die Impfquote zu erhöhen. Er überlegte deshalb, wo man am besten impfen kann.
„Ich bin ja frei in der Wahl. Es muss nicht meine Praxis sein, vorausgesetzt die Räumlichkeiten erfüllen die Kriterien“, sagt der Mediziner. Denn häufig sei es so, dass Arztpraxen eigentlich viel zu klein und beengt sind. Er habe auch schon in kleinen und mittelständischen Unternehmen geimpft.
Kirchen und andere Gotteshäuser sind gut geeignet für Impfaktionen
„Sakrale Bauten sind eigentlich die perfekten Impfzentren“. Sie sind groß, haben reichlich Ein- und Ausgänge, damit ein Einbahnstraßensystem errichtet werden kann, und sie sind nah an den Menschen. „Ich will Leute erreichen, die nicht gut laufen können“, sagt er.
Magnus Heier bezieht den Faktor aber nicht allein auf die räumliche Nähe, sondern auch auf die emotionale Verbundenheit einiger Menschen zu ihrem Gotteshaus. Das schaffe Vertrauen in die Impfung und nehme dem ein oder anderen vielleicht auch die Nervosität.
Der Neurologe ist immer wieder mit unterschiedlichen Gemeinden im Gespräch. Zurzeit auch mit der jüdischen Gemeinde in Recklinghausen. Auch wenn immer mehr Menschen sich impfen lassen würden, müsse man weiter Angebote schaffen.
Über sein Motiv sagt er: „Die Leute wissen immer noch zu wenig.“ Vielen sei gar nicht klar, dass die Booster-Impfung, also die dritte Spritze, nach drei Monaten gegeben werden sollte.
„Die Impfung ist erst nach drei Spritzen vollständig“, stellt der Experte klar. „Der Schutz gegen eine Infektion und einen schweren Krankheitsverlauf ist damit um das Zigfache erhöht“, weiß der Neurologe. Seinem Schwiegervater habe die dritte Impfung im Grunde das Leben gerettet, er hatte sich mit Corona infiziert.
Bei Magnus Heiers Impfaktionen können sich auch 12- bis 17-Jährige die dritte Spritze abholen, um ihren Schutz zu vervollständigen. Der nächste Termin sei für Montag (10.1.) im Gemeindezentrum der Herz Jesu Kirche in Rauxel geplant. Ohne Anmeldung können Impfwillige vorbeikommen, und zwar zwischen 15 und 17 Uhr.
„Das Jonglieren mit den Impfstoffen“ sei manchmal etwas schwierig. Er wisse schließlich nie, wie viele kommen. „Wenn es eng wird, habe ich aber immer noch ein Back-Up in meiner Praxis.“
Sein nächstes Projekt: Heier will versuchen, auch mit den Zeugen Jehovas Kontakt aufzunehmen. Auf deren zentraler Website in Deutschland heißt es: „Wir legen Wert auf die bestmögliche medizinische Behandlung und schätzen die wissenschaftlichen Fortschritte auf dem Gebiet der Krankheitsbekämpfung. Auch sind wir dankbar für den Einsatz und die Hingabe des medizinischen Personals, besonders in Krisenzeiten.“
So genannte „Königreichssäle“ der Zeugen Jehovas gibt es in RE-Suderwich, in RE-Süd und in Herten. An der Schulstraße im Castrop-Rauxeler Ortsteil Bladenhorst befindet sich auch eine dieser Einrichtungen.
Geboren und aufgewachsen im Bergischen Land, fürs Studium ins Rheinland gezogen und schließlich das Ruhrgebiet lieben gelernt. Meine ersten journalistischen Schritte ging ich beim Remscheider General-Anzeiger als junge Studentin. Meine Wahlheimat Ruhrgebiet habe ich als freie Mitarbeiterin der WAZ schätzen gelernt. Das Ruhrgebiet erkunde ich am liebsten mit dem Rennrad oder als Reporterin.

Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
