Ehemaliger Lehrer übernimmt Castrop-Rauxeler Kult-Kiosk Der Kiosk Ickern-Nord hat wieder auf

Kunden in Ickern-End froh: Ibrahim Yildiz übernimmt Kiosk Ickern-Nord
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Montagnachmittag, kurz nach 14 Uhr: Am Kiosk an der Levinghauser Straße in Castrop-Rauxel herrscht Hochbetrieb. Jugendliche holen sich nach der Schule ihr Eis, ein Rentner eine Flasche Pils – und Heike Dörre hält auf dem Heimweg nach der Arbeit mit dem Auto kurz an, um zwei gemischte Tüten für je 1,50 Euro für ihre Enkelkinder zu kaufen: „Aber bitte nicht so harte Süßigkeiten, meine Enkel sind noch jung.“

Die Menschen in Ickern-End sind dankbar für den Kiosk Ickern-Nord. Schließlich fürchteten viele von ihnen die Schließung, des Kiosks, der schon in den 50ern erbaut und 1990 nochmal umgebaut wurde. Jahrelang wurde er von Martina Freundlieb geführt. „Wir waren der Mittelpunkt von Ickern-End“, erinnert sich Tochter Jana Bothe, die das Geschäft nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter vor zwei Jahren übernahm.

Einziger Kiosk in Ickern-End

Doch Anfang März öffnete die 32-Jährige den Kiosk ein letztes Mal, die Belastung war ihr schon seit Längerem zu groß geworden. Mit der Schließung begann bei vielen treuen Kunden das Hoffen. Denn sie wusste nicht, wie es weitergeht. Würde wieder ein Kiosk an der viel befahrenen Leveringhauser Straße eröffnen? „Sonst gibt es hier keinen Kiosk und nur einen Supermarkt“, sagt der Rentner mit Hund an der Leine und dem Bier in der Jackentasche.

Toni (9) und Marc Müller holten sich im Kiosk Ickern-Nord ein Eis.
Toni (9) und Marc Müller holten sich im Kiosk Ickern-Nord ein Eis. © Luca Füllgraf

Seit vergangener Woche gibt es gute Nachrichten, denn der Kiosk Ickern-Nord hat wieder geöffnet. Der 45-jährige Ibrahim Yildiz hat den Kiosk gekauft und verkauft auch schon wieder Eis und Tabakwaren, Süßigkeiten und Getränke. „Es war nur zehn Tage geschlossen“, sagt der neue Eigentümer. Vor acht Jahren kam der ehemalige Lehrer aus der Türkei nach Dortmund und arbeitete zuletzt rund zweieinhalb Jahre als Angestellter in einem anderen Kiosk. Nun will er in Castrop-Rauxel durchstarten. „Trotz verkürzter Öffnungszeiten erzielt der Kiosk mit einem festen Kundenstamm einen durchschnittlichen Monatsumsatz von 50.000 Euro und bietet gleichzeitig vielfältiges Optimierungspotenzial“, schrieb Immobilienmakler Michael Dschaak in der Anzeige zum Kiosk.

Brötchen von Auffenberg

Bisher sei Ibrahim Yildiz zufrieden mit dem Andrang, viel Anlaufzeit scheint der Kiosk tatsächlich nicht zu brauchen. Am kleinen Verkaufsfenster bestellen derweil Marc Müller und sein neunjähriger Sohn Toni je ein Eis. „In einer normalen Woche komme ich so viermal vorbei“, sagt der Vater. Der Kiosk Ickern-Nord ist für viele eher ein Tante-Emma-Laden als eine klassische Trinkhalle. Wenn sonntags die Supermärkte zu haben, wird hier auch mal ein Paket Butter gekauft.

Gillian Wuzikowski, hier mit ihrer kleinen Schwester, wohnt gleich auf der anderen Seite der Leveringhauser Straße und wurde schnell zur Stammkundin.
Gillian Wuzikowski, hier mit ihrer kleinen Schwester, wohnt gleich auf der anderen Seite der Leveringhauser Straße und wurde schnell zur Stammkundin. © Luca Füllgraf

In wenigen Wochen, wenn die Anmeldung dafür klappe, soll es auch wieder einen DHL-Paketshop und Zeitungen geben. Bei den Waren will sich Ibrahim Yildiz auch an den Interessen der Kunden orientieren: „Wir versuchen alle Wünsche zu erfüllen“. Inzwischen gibt es nach kurzer Übergangspause auch wieder Brötchen von Auffenberg, die morgens frisch vorbeigebracht werden. Gillian Wuzikowski, die bei dem Ickerner Bäcker eine Ausbildung macht und gleich auf der anderen Straßenseite des Kiosks wohnt, wurde wenige Tage nach der Neueröffnung gleich zur Stammkundin: „Ich komme fast jeden Tag.“

Montags bis freitags öffnet der Kiosk schon um 5 Uhr früh und schließt erst abends um 21 Uhr wieder. Auch am Wochenende geht es ohne Mittagspause von 7 bis 21 Uhr. „Es ist gut, dass es wieder was gibt“, sagt die Heike Dörre, mit ihren zwei gemischten Tüten in der Hand und macht sich auf den Weg, ihren Enkel vom Kindergarten abzuholen.