
Die Pläne für das Kinderhospiz stammen vom Architekten Klaus Winkelmann, Elisabeth Grümer arbeitet weiter an deren Umsetzung. © Architekturbüro Winkelmann/Stefan Braun
Elisabeth Grümer: Kinderhospiz Sonnenherz kommt, eventuell mit Plan B
Kinderhospiz
Die Pläne für das Kinderhospiz Sonnenherz gibt es schon lange. Es ist ein Modellprojekt. Doch die Realisierung ist schwieriger als gedacht. Elisabeth Grümer hat deshalb jetzt einen Plan B.
Es sind Mails wie die einer Mutter eines 13-jährigen schwerstkranken Jungen, die Elisabeth Grümer (75) ans Herz gehen. Die Mutter aus Mülheim sucht einen Betreuungsplatz, um selbst einmal nur für kurze Zeit durchatmen zu können. Von zehn Hospizen und Kurzzeitpflegestellen habe sie keine Zusage bekommen. Auch Elisabeth Grümer wird ihr nicht helfen können. Noch nicht. Denn das Herzensprojekt der Castrop-Rauxelerin, das Kinderhospiz Sonnenherz, stockt.
Die Pläne dafür hat sie schon lange. Seit 2019 gibt es eine Baugenehmigung für das Kinderhospiz an der Bockenfelder Straße in Dortmund-Westrich kurz vor der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel. Hier hat Elisabeth Grümer mit der nach ihr benannten Stiftung bereits vor zehn Jahren das Hospiz St. Elisabeth errichtet.
Auch damals war der Weg nicht leicht, so erinnert sie sich. Aufgeben war keine Option. Damals nicht. Auch jetzt nicht. „Wir bauen das Kinderhospiz, egal was passiert“, sagt sie. Ihr Kinderhospiz wird in Nordrhein-Westfalen Modellcharakter haben. Das macht es einzigartig. Aber auch so schwierig in der Realisierung.
Neben Sterbehospiz auch Tag- und Nachtbetreuung
Neben drei Plätzen für sterbende Kinder plus Apartment für Eltern soll das Kinderhopiz auch sechs Betten bereitstellen für eine Tag- und Nachtbetreuung von schwer kranken Kindern wie dem 13-Jährigen aus Mülheim. Sie werden hier betreut, während ihre Eltern arbeiten gehen, sich um ihre anderen Kinder kümmern oder eben auch mal Urlaub machen können.

Joshua Elias Kimmerle und Jonas Aust überreichten kürzlich Sandra Huck von der Hospiz-Stiftung einen Scheck. Sie hatten sich eine besondere Aktion für das Kinderhospiz einfallen lassen. © Lydia Heuser
„Das gibt es bereits erfolgreich in anderen Bundesländern“, berichtet Elisabeth Grümer, „in Bayern etwa oder in Berlin.“ Nicht aber in Nordrhein-Westfalen. Das macht es komplizierter, die Finanzierung der Einrichtung zu sichern. Für das Pflegekonzept hat die Stiftung mit dem VDAB, dem Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe, zusammengearbeitet.
Von dem Verband, so die 75-Jährige, habe man entscheidende Hilfe bei dem Pflegekonzept fürs Sonnenherz erwartet. „Leider kommen wir da seit mehreren Monaten nicht weiter. Im April gab es den letzten Kontakt. Bis auf ein oder zwei Details sei das Konzept fertig, erfuhr Elisabeth Grümer damals. Inzwischen, so berichtet sie, habe sie den Castrop-Rauxeler Bundestagsabgeordneten Frank Schwabe eingeschaltet. Sie habe Sorge, dass jemand absichtlich Steine in den Weg legen wolle. „Wie damals beim Hospiz auch.“
Verband unterstützt bei der Finanzierung durch die Kassen
Der Bundesvorsitzende des Verbandes, Stephan Baumann, so bestätigt der VDAB auf Anfrage unserer Redaktion, unterstütze das Kinderhospiz in konzeptionellen Fragen und vor allem bei der Umsetzung der Finanzierung durch die Kassen. Neues zum Sachstand sei nach seinem Urlaub zu erfahren. Eine endgültige Klärung mit den Kassen sei allerdings bis dahin noch nicht zu erwarten.
Viele Menschen haben die Stiftung bislang unterstützt, haben gespendet für das Kinderhospiz oder auch Schenkungen veranlasst. Zum einen laufen beim Förderverein Kinderhospiz Sonnenherz Spenden ein. Rund 30.000 Euro sind es, so informiert der Vorsitzende Norbert Schilff, Bürgermeister der Stadt Dortmund, auf Anfrage.
Viel mehr Geld ruht auf dem Sonderkonto der Elisabeth-Grümer-Hospiz-Stiftung. Neben großen Schenkungen sind es auch kleinere Spenden. Gerade erst haben Kinder den Erlös einer Aktion persönlich auf dem Hof Grümer in Frohlinde überbracht. „300.000 Euro hat die ARD Fernsehlotterie zugesagt“, so Elisabeth Grümer, dieses Geld sei aber auch zeitlich begrenzt. Es müsse also bald etwas passieren.
Plan B bedeutet: Es gibt ein Sterbehospiz „von der Stange“
Deshalb gibt es jetzt auch einen Plan B. Der sieht vor, dass es eben „nur“ ein Kinderhospiz wird mit dann acht Betten für sterbende Kinder. „Von der Stange“ also. Hier, so die engagierte Frohlindenerin, stehen die Pflegesätze fest. Es dürfte also einfacher zu beantragen und zu realisieren sein, so sagt sie. Um gleich darauf zu erzählen, wie viele „inständige“ Anfragen von Eltern kommen. „Sie sagen uns, wir brauchen kein Sterbehospiz, wir brauchen eine Pflege tags und nachts, um entlastet zu werden.“
Dafür wollen Elisabeth Grümer und ihre Mitstreiter aus Stiftung und Förderverein weiter arbeiten. Der Blick zum Hospiz St. Elisabeth zeige, dass sich langer Atem auszahle. In dem Hospiz an der Bockenfelder Straße 237, das seit 2012 besteht, gibt es am 10. September einen Tag der offenen Tür. „Die sind immer sehr beliebt“, sagt Elisabeth Grümer. Fragen zum Kinderhospiz Sonnenherz können Besucher dann auch stellen. Und Plan B bleibt für den Notfall.