
© Schlehenkamp (Archiv)
Elisabeth Grümer gibt das Kinderhospiz Sonnenherz in Dortmund nicht auf
Kinderhospiz
Das Kinderhospiz „Sonnenherz“ in Dortmund plant die Castrop-Rauxelerin Elisabeth Grümer schon lange. Was das Projekt ihr bedeutet und warum der Weg ein schwerer ist, beantwortet Grümer im Gespräch.
Dass der Weg zum Ziel so lang werden könnte und mit so vielen Hindernissen gespickt ist, das hätten sich die Macherinnen und Macher des Kinderhospizes Sonnenherz nicht ausmalen mögen. „Aber es ist, wie es ist, und Aufgeben ist keine Option,“ sagt die Stiftungsgründerin Elisabeth Grümer aus Frohlinde.
Und bekräftigt im Gespräch: „Wir gucken weiter nach vorn, sagen allen Unterstützerinnen und Unterstützern lieben Dank, wir schaffen das für die vom Tod bedrohten Kinder und ihre Angehörigen. Das sind wir ihnen schuldig.“
Was ist passiert in diesem Jahr? Trotz und mit der Pandemie? Fragen und Antworten dazu.
? Wie ist der aktuelle Planungsstand?
Die Baugenehmigung der Stadt Dortmund für das Sonnenherz an der Bockenfelder Straße in Dortmund-Westrich liegt seit Oktober 2019 auf dem Tisch. Sie gilt für drei Jahre. „Wir kennen das Prozedere dank unserer Erfahrungen mit dem Hospiz für Erwachsene“, sagt Elisabeth Grümer.
Das ist 2012 in unmittelbarer Nachbarschaft zum geplanten Kinderhospiz an der Bockenfelder Straße an den Start gegangen, hatte erst Anlaufschwierigkeiten, läuft aber seit 2013. „Mit dem Planungsverfahren hatten wir ähnliche Probleme wie jetzt mit dem Kinderhospiz“, sagt Elisabeth Grümer. Von den Anfängen bis zur Realisierung gingen über zehn Jahre ins Land.
? Wo liegen die Schwierigkeiten, es sollte doch Konsens herrschen, dass wir solche Einrichtungen wie ein Kinderhospiz brauchen?
Ja, vom Prinzip her sollte man das annehmen, sagt Elisabeth Grümer. Aber wie bei den meisten anderen Dingen drehe sich vieles um Geld. „Klar, es müssen ja die Betriebskosten von den Kassen aufgebracht werden“, sagt Grümer (74). Eben bis auf einen Eigenanteil in Höhe von fünf Prozent, den die Stiftung im Jahr generieren muss, die Rede ist von mindestens 300.000 Euro, aufzubringen über Spenden.
„Hätten wir nicht so viele Spenderinnen und Spender und so mannigfaltige Unterstützung über viele kleinere und größere Aktionen von engagierten Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und anderen, sähe es nicht so gut aus“, betont die Frohlinderin.
Aktuell etwa hätte sich einmal mehr Elisabeth Wefringhaus mit ihrem Puppen-Verkauf auf dem großen Stadtteilfest des Bürgervereins Mein Ickern engagiert. Oder dort eben auch Biancas Mobiler Pflegedienst, der fürs Sonnenherz u.a. Waffeln buk.
„Allen Beteiligten gilt an dieser Stelle unser herzliches Dankeschön“, sagt Grümer. Genau wie einem engagierten Frauen-Team aus Dortmund, das mit bemalten Steinen einen erheblichen Geldbetrag eingenommen und gespendet hat.
? Wo drückt es konkret im Moment?
„Die Gespräche und Verhandlungen ziehen sich halt länger hin, als wir es uns gewünscht hätten“, betont die Frohlinderin. Ende Juli etwa habe es einen großen Workshop mit einem Dachverband in Castrop-Rauxel gegeben, Anfang September sei man zu Gesprächen mit einer spezifischen Beratungsagentur nach Essen gefahren. „Dort haben wir neuen Mut gefasst“, so Grümer. In diesem Jahr allerdings werde es kaum einen ersten Spatenstich geben können.
? Geht es ein bisschen genauer?
Noch ist offenbar die Rahmenvereinbarung nach Paragraph 39a Sozialgesetzbuch über Art und Umfang sowie Sicherung der Qualität der stationären Kinderhospizversorgung vom 31. März 2017 der Stolperstein.
Oder ganz salopp ausgedrückt: Bei einem Kinderhospiz von der Stange wäre man sicher viel weiter. Aber das Sonnenherz betritt Neuland, plant ein Modellprojekt, das es so in NRW noch nicht gibt. Mit sechs Plätzen für die Tages- und Nachtpflege plus drei stationären Plätzen für Kinder, die unmittelbar vom Tod bedroht sind.

So soll das Kinderhospiz Sonnenherz in Dortmund-Westrich einmal aussehen. © Architekturbüro Jarzina/Winkelma (archiv)
In Berlin etwa gebe es ein vergleichbares Modell, auch in Bayern oder in anderen Bundesländern. „Da muss man bei uns dicke Bretter durchbohren“, sagt Grümer. Und fügt hinzu: „Unsere Leitlinie war und ist es, uns am Unterbringungswunsch der Eltern und der Kinder zu orientieren, den haben wir abgefragt und der ist uns auch immer wieder in zig Anfragen gespiegelt worden.“
? Wie weit sind Leitbild für das Kinderhospiz und Pflegekonzept?
Das Leitbild ist fertiggestellt. Beim Pflegekonzept sei man in finalen Gesprächen, sagt Grümer. Dazu muss man wissen, dass quasi der komplette Tages- und der Nachtverlauf der Kinder und auch der der Eltern und Geschwister unter Pandemie-Bedingungen minutiös geplant werden müssen – mit einem spezifischen Betreuungsschlüssel, mit Angeboten zur individuellen Betreuung, Beschäftigung und Versorgung.
Das Ganze immer mit dem Fokus darauf, den Kindern und ihren Angehörigen ein Stück Lebensfreude in einer schönen Umgebung vermitteln zu wollen – trotz ihres Schicksals.
? Woher nehmen Sie, Frau Grümer, Ihren Optimismus?
„Wir wissen uns getragen von einer großen Öffentlichkeit und vielen Unterstützerinnen und Unterstützern“, verdeutlicht die 74-Jährige. Jeder Tag, der vergehe, ohne dem großen Ziel näher zu kommen, sei eigentlich ein verlorener Tag.
Dass mittlerweile mehrere Kinder aus dem Kontaktkreis verstorben seien, ohne dass sie im Sonnenherz hätten ankommen dürfen, mache sie einfach betroffen und traurig. „Was sind da schon bürokratische Hindernisse?“, fragt sie.
? Trifft es zu, dass es Konkurrenz unter Betreibern von Kinderhospizen geben soll?
„Unseren Informationen nach ist das wohl so“, sagt Elisabeth Grümer. Aber davon werde sich die Hospiz-Stiftung nicht beirren lassen und weiter mit Herzblut und aller Kraft an den gesteckten Zielen arbeiten.
Das Finanzierungskonzept für das gut vier Millionen Euro starke Neubau-Projekt sei schließlich gesichert. Und die Eigenmittel dank der Spenden wüchsen weiter. „Wir gucken nach vorn, hoffen auf weitere Unterstützung und dass wir im Frühjahr 2022 den ersten Spatenstich feiern können“, sagt Grümer. Wunschtermin dafür sei der 22.2.22.