Hässliche Häuser sammelt ein junger Belgier. Zwei Fotobände hat er dazu bereits auf den Markt gebracht. © Schroeter

Kolumne „Wohn(t)räume“

Keine Geschmacksfrage: Furchtbar hässliche Häuser entdecken

Wohnen ist ein Lebensgefühl. In dieser Kolumne beschäftigt sich unser Autor regelmäßig mit „Wohn(t)räumen“. Heute geht es um Geschmacksfragen allgemein und wirklich sehr hässliche Häuser.

Ruhrgebiet

, 10.12.2021 / Lesedauer: 3 min

Eines ist klar: Die Standardformulierung „Über Geschmack lässt sich nicht streiten“ ist kompletter Humbug. Oder, um es auf Neudeutsch zu formulieren: Bullshit. Denn natürlich lässt sich über Geschmack streiten. Nein, ich gehe sogar weiter: Über Geschmack muss gestritten werden. Mindestens dann, wenn man seinen persönlichen Geschmack in der Öffentlichkeit auslebt.

Das gilt, wenn es um die männliche Bequemsandale mit Tennissocken und Dreiviertelhose geht. Das gilt, wenn es um neckische asymmetrische Haarschnitte mit rotgefärbten Spitzen in der Damenwelt geht. Das gilt aber endgültig, wenn es um grausame Schottervorgärten und potthässliche Häuser geht.

ZUR KOLUMNEIn den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.

Die Herrensandale wandert im Winter in den Schrank, und irgendwann hat auch der letzte Friseur ein Einsehen und verpasst der neckischen Kundin einen erträglichen Haarschnitt. Aber der Schotter hat Ewigkeitswert und ein Haus hält meistens viel länger als sein Erbauer.

Und dann bleiben wir zurück mit den Hässlichkeiten. Denn Schönheit liegt da nicht im Auge des Betrachters. Es gibt nun einmal ernsthafte Farblehren, es gibt Proportionen, die eingehalten werden müssen, um Schönheit und Ausgewogenheit zu erzeugen. Den Goldenen Schnitt etwa.

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Wenn dann ein Architekt von sich aus oder unter dem Druck seines zahlenden Kunden alle Proportionslehren über Bord wirft und auf Harmonie pfeift, dann kommen einfach hässliche Häuser heraus. Und das ist überhaupt keine Frage des Geschmacks mehr.

Ein zweiter Blick in eins der Bücher von Hannes Coudenys. © Screenshot

Leider, und das zeigt die eifrige Sammeltätigkeit etwa des Belgiers Hannes Coudenys, gibt es von diesen immobilen Grausamkeiten weit mehr, als man denkt. Mindestens in Belgien, wie Coudenys inzwischen mit zwei Bildbänden bewiesen hat und seinen Followern auch regelmäßig bei Instagram zeigt.

Seit 2011, also seit ziemlich genau zehn Jahren, jagt Hannes Coudenys „Ugly belgian houses“ (Hässliche belgische Häuser), so der Name seines Instagram-Accounts und seiner Bücher. Da werden Denkmäler des architektonischen Irrsinns und der baulichen Selbstverwirklichung gezeigt, die den Betrachter immer wieder sprachlos machen oder Tränen lachen lassen.

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Zumal Coudeny seine Fotos auch noch mit herrlichen kurzen (englischen) Kommentaren versieht, die seine Gedanken beim Betrachten des hässlichen Hauses widerspiegeln. Ein echtes Vergnügen für jeden Architekturfreund. So lange man nicht Nachbar der Stein gewordenen Sündenfälle des guten Geschmacks ist.

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