Auch auf den Parkplätzen an Wunsch-Pflege-Einrichtungen tanzten die Mitarbeiter.

© Screenshot: Holger Bergmann

Ärger um Tanz: Pflegedienst lässt Jerusalema-Video vorerst online

rnJerusalema-Challenge

Weltweit haben Menschen in der Corona-Krise Zusammenhalt durch Jerusalema-Videos bekundet. Dafür will der Rechteinhaber jetzt Geld. Das Video eines Pflegedienstes bleibt online.

Frohlinde, Kirchlinde

, 20.02.2021, 20:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wenn man Post bekommt und der Absender logiert am Broadway in New York, denkt man erstmal an nichts Böses. Doch weltweit gab es zuletzt ungezählte Briefe mit diesem Absender.

Die Firma Warner Music mahnte Gebühren für die Nutzung des Liedes „Jerusalema“ an. Im vergangenen Jahr hatten weltweit Menschen, vor allem aus Pflegeberufen sowie von Polizei und Feuerwehr, Tanzvideos zu diesem Lied des südafrikanischen Komponisten „Master KG“ ins Internet gestellt.

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Diese „Jerusalema-Challenge“ genannte Bewegung sollte Zusammenhalt in der Corona-Pandemie ausdrücken. Dass Warner nun Geld für die Nutzung der Musik einfordert wird allgemein kritisiert.

Jerusalema-Challenge 38.000 Mal geklickt

Viele Gruppen, die so ein Video veröffentlichten, haben bereits Gebühren bezahlt oder das Video aus dem Netz genommen. In der Vorweihnachtszeit hat auch die Belegschaft des Pflegedienstes „Wunsch-Pflege“ aus Dortmund-Kirchlinde ein Jerusalema-Video produziert.

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„Uns hat bislang noch keine Abmahnung erreicht“, berichtet Geschäftsführer Jörg Wunsch aus Castrop-Rauxel. „Wir stehen mit W wahrscheinlich am unteren Ende der Liste“. scherzt er. Wunsch hat noch nicht entschieden, wie er auf eine mögliche Abmahnung reagieren wird.

Das Video aus Kirchlinde wurde rund 38.000 Mal angeschaut. Deshalb könnte sich Wunsch vorstellen, das Video aus dem Netz zu nehmen. „Jeder der es sehen wollte, hat es gesehen“, meint er.

Humor steht im Vordergrund

Andererseits ist ihm dieses Video auch sehr wichtig. „Das Planen, das gemeinsame Trainieren, die Produktion, das hat unsere Mitarbeiter einander näher gebracht.“ Deshalb hätte er auch kein Problem damit, mögliche Gebühren zu bezahlen und das Video online zu lassen.

Immerhin hat seine Belegschaft es geschafft, ihren Chef zum Tanzen zu bewegen. Jörg Wunsch muss lachen, wenn er sich daran erinnert. Und Humor steht im Mittelpunkt des Videos.

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Die Küchen-Mitarbeiter tanzen am Herd, die Reinigungs-Kräfte mit dem Mob, die stationären Pflegekräfte tanzen auf den Fluren oder im Treppenhaus und die Pflegekräfte im Außendienst zwischen den Autos auf dem Parkplatz.

Das hat nichts mit Werbung zu tun

Das Video war eine komplett von Wunsch-Mitarbeitern organisierte und hergestellte Aktion. Highlights sind die Drohnenflüge eines Mitarbeiters über die Köpfe der Tanzenden. Besonders beeindruckend ist der Vorbeiflug der Drohne an einem der Häuser von Wunsch-Pflege mit synchron tanzenden Mitarbeitern auf den Balkonen.

Weil das Video soviel Spaß in das Leben aller Beteiligten gebracht hat, genießt das Werk laut Jörg Wunsch intern einen hohen Stellenwert. „Das hat nichts mit Firmen-Marketing zu tun“, so Jörg Wunsch. „Deshalb kann uns Warner eigentlich keine Werbeabsicht unterstellen“.