Friseure

Haarschnitt in Castrop-Rauxel wird teurer: Friseure werben um Verständnis

Die Inflation, Corona-Folgen und jetzt auch noch der Anstieg des Mindestlohns: All das führt zu finanziellen Belastungen. Damit die Friseure überleben können, müssen die Kunden mehr zahlen.

Castrop-Rauxel

, 07.06.2022 / Lesedauer: 3 min

Überall steigen momentan die Preise. Das liegt zum einen an der Inflation, zum anderen haben sich viele Branchen noch nicht vollständig von der Corona-Pandemie erholt. Das betrifft unter anderem auch die Friseure.

Für sie kommt sogar bald noch eine weitere finanzielle Belastung hinzu. Der Bundestag hat jüngst entschieden, dass der Mindestlohn ab Oktober auf 12 Euro pro Stunde erhöht werden soll. Das stellt die Friseure vor Probleme, wie Jörg Böhlke, Obermeister der Friseurinnung Herne Castrop-Rauxel erklärt: „Wir haben aktuell in der untersten Gesellenstufe einen Stundenlohn von 10,10 Euro.“ Ab Oktober steht somit eine Lohnerhöhung von nahezu 20 Prozent an.

Fehlende finanzielle Wertschätzung für Friseurarbeit

Dabei ist es nicht so, dass die Friseure nach eigener Aussage höheren Löhnen grundsätzlich abgeneigt wären. Er zahle auch gerne 14 Euro sagt Böhlke, doch er könne „nur das Geld weitergeben, dass der Kunde mir vorne an der Kasse gibt".

Auch der Castrop-Rauxeler Friseur Stefan Wagener stellt klar, dass wegen der Steigerung der Stundenlöhne auch die Preise angepasst werden müssen. Zudem verweist er auf die viel tiefer liegende Ursache der aktuellen Situation: „Eine Friseurin, die 45 Jahre gearbeitet hat, bekommt nur 1000 Euro Rente."

Darin sieht Obermeister Jörg Böhlke ein gesellschaftliches Problem. Für ihn ist klar, dass die Kunden mehr Geld beim Friseur lassen müssen. Gerade im Vergleich zu anderen Branchen sieht er die aktuellen Preise als viel zu niedrig an. „Wenn sie einen Dachdecker, einen Klempner oder einen Tischler holen, haben die alle einen Stundenlohn um die 50 Euro - nur die Friseure nicht", so Böhlke. Dabei sei es wichtig zu verstehen, dass auch diese im Grunde Handwerker seien. Doch woran liegt diese geringe finanzielle Wertschätzung von Friseurarbeit?

Bei Haarschnitt für 13 Euro „läuft etwas schief"

„Wir haben zu viele Leute, die die Preise drücken", meint Böhlke. Nadeem Camonita, Inhaber des Castrop-Rauxeler Salons Renegade Hairdressers sieht es ähnlich wie der Obermeister. Wenn man für 13 Euro einen Haarschnitt bekomme, „weiß man, dass etwas schief läuft in dem Salon".

Neben der Lohnerhöhung sieht er auch noch weitere finanzielle Belastungen. Zum einen würden die Energiekosten „durch die Decke schießen", zum anderen belasten auch die Folgen der Corona-Pandemie noch viele Friseursalons. „Wir zahlen gerade alle noch die Soforthilfen zurück", sagt Nadeem Camonita.

Und Jörg Böhlke ergänzt: „Das, was Corona angerichtet hat, lässt sich leider nicht reparieren."

Nadine Dietz gehört der Friseursalon Verlockend in Castrop-Rauxel. Sie wartet gespannt auf den neuen Tarifvertrag nach der Erhöhung des Mindestlohns. Trotz steigender Kosten versuche sie aktuell noch die Preise stabil zu halten. Doch „irgendwann muss es zwangsläufig so sein", dass die Kosten an den Kunden weitergegeben werden.

Ermäßigter Mehrwertsteuersatz auch für Friseure?

Auch Monika Böhmer hat in ihrem Friseursalon Figaro noch nicht die Preise erhöht. Man liege sowieso schon im hochpreisigen Segment. Doch auch sie werde sich bald mit ihrem Geschäftspartner mit Blick auf die Mindestlohnerhöhung besprechen. Noch habe sie sich allerdings darüber keinen Kopf gemacht.

Dass allerdings allgemein die Preise steigen werden, ist jedoch nicht mehr zu verhindern. Es gibt allerdings auch noch andere Ansätze. So seien die Friseure laut Innungsvorstand Jörg Böhlke daran interessiert, die Mehrwertsteuer von 19 auf 7 Prozent zu senken, so wie es etwa bei Bäckern der Fall ist.

Grundsätzlich bleibt es aber wohl dabei: Damit Friseure kostendeckend arbeiten können, müssen die Kunden bereit sein, höhere Preise zu zahlen.

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