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In diesen Wahlbezirken liegen in Castrop-Rauxel die AfD-Hochburgen
Tiefenanalyse zur Europawahl
Die Alternative für Deutschland hat 11,8 Prozent der Stimmen geholt - mehr als eine Verdopplung im Vergleich zur Europawahl vor fünf Jahren. Die AfD-Hochburgen in Castrop-Rauxel sind klar.
Die AfD ist inzwischen in Castrop-Rauxel viertstärkste Partei. Sie hat sich über die Jahre etabliert und liegt auch in der Europastadt inzwischen im zweistelligen Bereich. 11,8 Prozent holte sie auch bei der Bundestagswahl 2017.
Allerdings bedeutet dies einen kleinen Rückschritt: Denn von der ursprünglich einmal als Euroskeptiker-Partei gegründeten AfD hätte man bei der Europawahl größeren Erfolg erwarten können, zumal andere nationalistische Parteien etwa in Italien und Frankreich zu den absoluten Gewinnern gehören.
Und doch gibt es klare Hochburgen der Alternative für Deutschland - und die liegen im Norden, genauer in Habinghorst und Ickern. 20,8 Prozent, genau 88 Stimmen holte die AfD im Wahllokal Erich-Kästner-Schule, also nördlich der Römerstraße links und rechts der B235*. Dort war sie nach der SPD die zweitstärkste Partei und holte noch mal neun Stimmen mehr als bei der Bundestagswahl 2017. Nicht viel weniger erfolgreich war die AfD in der JVA Meisenhof in Ickern und in der AWO-Kita an der Recklinghauser Straße (beide 18,9 Prozent). Auch im Wahllokal Rütgers kam sie auf fast 19 Prozent.
Ihre schwächsten Werte erzielte die AfD im Kindergarten Kinderburg an der Waldstraße in Becklem (7,1 Prozent), im Gemeindezentrum St. Lambertus in Castrop (7,3 Prozent), in der Lindenschule (7,9 Prozent) und der Cottenburgschule (8,0 Prozent).
Eine Korrelation ist ersichtlich: Wo die Wahlbeteiligung geringer ausfiel, da war der Stimmanteil der AfD oft höher. Während in den AfD-Hochburgen die Wahlbeteiligung bei eher unter 40 Prozent lag (AWO-Kita 30,3 Prozent, JVA 40,6 Prozent), lag sie in AfD-schwachen Lokalen (Kinderburg 50,5 Prozent, Lindenschule 51,0 Prozent, St. Lambertus 43,9 Prozent) in der Tendenz höher.
*Anmerkung der Redaktion: Wir hatten ursprünglich geschrieben, dass die Menschen im Wahllokal Erich-Kästner-Schule rund um die Lange Straße, Römerstraße und B 235 leben. Der grobe Bezirk stimmt zwar, aber ganz richtig ist: Der Stimmbezirk 92 (AfD: 20,8 Prozent) liegt direkt nördlich der Römerstraße beidseitig der B235. Anwohner der Langen Straße und Umfeld wählten im Bezirk 101, 103 oder 62. Dort lagen die Stimmanteile der AfD bei 15,2 Prozent, 13,4 Prozent und 15,6 Prozent, also auch überm Durchschnitt von 11,8 Prozent.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
