
Castrop-Rauxeler Bäcker protestieren am Mittwoch unter anderem in Ickern. © Tobias Weckenbrock
Im Video: In Castrop-Rauxeler Bäckereien bleibt das Licht aus
Protestaktion
Mit einem Aktionstag weisen Bäcker in ganz Nordrhein-Westfalen auf ihre Zukunftsängste hin. Wir haben aus Castrop-Rauxel von den Protesten berichtet.
Mittwoch (24.8.) bleibt einfach mal das Licht aus: Auf Initiative von Isabel Auffenberg machen die drei Handwerksbäckereien aus Castrop-Rauxel an diesem Tag gemeinsame Sache. Sie demonstrieren an einem Aktionstag, was passieren kann, wenn ihnen keine strukturelle Hilfe zugute kommen wird. Sie machen das Licht aus.
Verkauft wird an diesem Tag wie üblich über die Backtheken in den sechs Filialen der Bäckerei Auffenberg in Ickern, Henrichenburg, Castrop und Dortmund-Huckarde. Aber im „Dunkeln“. Die Bäckereien Vieting und Kortmann (beide an der Ickerner Straße) machen bei der Aktion auch mit. Wir haben am Mittwochmorgen live aus Ickern berichtet.
Erdacht wurde sie in Düsseldorf: Der Bäcker- und Konditoreien-Verband Bäko hat zur Protestaktion „Licht aus“ aufgerufen. „Aktuell stehen unsere Backbetriebe von nie dagewesenen Herausforderungen“, heißt es in einem Schreiben an Mitgliedsbetriebe und die Öffentlichkeit. „Die dramatisch steigenden Kosten stellen eine enorme Belastung dar.“
Aufruf zum Mitmachen aus Düsseldorf
Um die breite Öffentlichkeit auf diese Schwierigkeiten hinzuweisen, planten demnach die Düsseldorfer Handwerksbäcker die Aktion. „Damit möchten die Betriebe auf die anstehenden Probleme aufmerksam machen. Je mehr Betriebe sich an dieser Aktion beteiligen, umso höher ist auch die Chance, dass diese wahrgenommen wird.“
Auffenberg, Kortmann und Vieting machen mit. Damit bleibt es in vielen Bäckereien im Stadtgebiet dunkel. „Wenn es so weiter geht, bleibt auch in Zukunft das Licht aus“, sagt Isabel Auffenberg. „Die Öffentlichkeit muss jetzt mal hinschauen.“
Aber was konkret ist das Problem? Sie benennt im Gespräch mit unserer Redaktion drei Punkte: steigende Energiekosten, steigende Rohstoffkosten, steigende Personalkosten aufgrund des Mindestlohns. „Wir jagen hier viel Strom durch, vor allem für unsere Öfen“, sagt Isabel Auffenberg. Konkretisieren könne sie das so spontan nicht. Denn man wisse ja auch noch gar nicht genau, wie sich die Energiepriese entwickeln.
„Wir sind jetzt schon alle überfordert“
„Wir machen das im Vorgriff auf den Herbst. Wir wissen nicht, was kommt. Aber wir sind jetzt schon alle überfordert mit der Situation“, beklagt die Ickernerin. „Wir arbeiten als Handwerker sieben Tage die Woche, wir brennen und leben dafür. Nun stehen wir aber das erste Mal vor einer Situation, in der wir nicht weiter wissen und große Sorgen haben.“
Sie habe lange mit den Kollegen von Vieting und Kortmann gesprochen, den beiden anderen verbliebenen Handwerksbäckern in Castrop-Rauxel. „Wir sterben bald aus, wenn das so weiter geht“, meint Auffenberg.
Und welche Forderung hat sie? „Es muss eine Unterstützung oder Entlastung her, da führt kein Weg dran vorbei“, sagt sie. „Wir beliefern Krankenhäuser und Altenheime, wir sind doch auch systemrelevant“, meint sie. Dass eine mögliche Förderung dann auch den großen Wettbewerbern wie Malzer’s, Grobe, Brinker, Geiping, Citybäcker und Co. zugute kommen müsste, sei keine Frage. „Aber wir sprechen nur über die Handwerksbetriebe vor Ort. Ob die anderen auch das Licht aus machen, weiß ich nicht.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
