Castrop-Rauxeler Einzelhändler hört nach knapp 30 Jahren auf „Die Nebenkosten explodieren“

Geschäftsaufgabe nach fast 30 Jahren: „Die Nebenkosten explodieren“
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Nach fast 30 Jahren zieht Günther Behring einen Schlussstrich. Allerdings einen mit Unterbrechungen, wenn man bei dem Bild bleiben will. Der erste Teilstrich ist bereits gezogen: Der 64-Jährige Wanne-Eickeler hat seine beiden Geschäfte in der Castroper Altstadt verkauft.

Am 1.1.1994 haben er und seine Frau das Lotto- und Tabakwaren-Geschäft am Markt übernommen. Auf den Tag genau 29 Jahre später wird das zweite Standbein der Behrings, der Kiosk am Simon-Cohen-Platz, geschlossen. „Wir fusionieren“, steht in großen Lettern an der Fassade des Geschäfts.

Günther Behring erklärt, dass es sich nicht rentiere, beide Geschäfte am Laufen zu halten. Das Personal, das bislang in der Filiale am Simon-Cohen-Platz arbeitet, wird ab 2023 im Laden am Markt arbeiten, wenn es möchte.

Auch Günther Behring wird erstmal weiterhin seine Kunden bedienen. „Im Laufe des nächsten Jahres werde ich aufhören“, sagt der 64-Jährige. „Ich kann ja nicht ewig hier stehen.“

So begründet er auch den Verkauf seiner Geschäfte und des Ladenlokals am Markt. „Ich habe vor zwei Monaten verkauft“, sagt er. „Man findet keine Leute mehr. Strom und Gas werden immer teurer, die Nebenkosten explodieren.“ Alles Gründe für den 64-Jährigen, den Schlussstrich zu ziehen.

Sein Berufsleben wird er aber erst im Laufe des kommenden Jahres endgültig beenden. „Ich bin Annahmestellenleiter für Lotto. Die Nachfolger muss ich erstmal einarbeiten“, erklärt er den Rückzug in zwei Schritten.

Lotto Behring und Lotto am Markt in Castrop-Rauxel fusionieren.
Aus zwei mach eins: In der Castroper Altstadt wird es bald nur noch einmal Lotto Behring geben. © Lydia Heuser

Neuer Inhaber

Der neue Inhaber des Ladenlokals am Markt lebt in Recklinghausen und hat schon Erfahrung im Einzelhandel. Caglar Yumusak (39) hat bereits drei Läden, und zwar in Recklinghausen, Herne und Bochum. „Erstmal bleibt alles, wie es ist“, versichert der Vater von drei Kindern.

Die Folge der „Fusion“: Am Simon-Cohen-Platz wird ab Neujahr ein weiteres Ladenlokal leerstehen. Direkt neben Günther Behrings Laden ist aktuell auch das Ladenlokal verwaist, in dem zuletzt ein Handy-Anbieter vertreten war. Und neben der Stadtbücherei steht das Ladenlokal leer, in dem es zuletzt Pinsa zu essen gab.

„Der zweite Laden rentiert sich nicht“, gibt Günther Behring zu. Deshalb der Entschluss, nur das eine Geschäft bestehen zu lassen. Fahrkarten müssen Kunden ab 1. Januar dann ein paar Meter weiter vom Busbahnhof entfernt kaufen. Darauf weist Behring extra hin. Bisher seien die meisten Tickets in der Filiale am Simon-Cohen-Platz gekauft worden.

Wenn Günther Behring tatsächlich Abschied genommen hat, will er erstmal mit seiner Frau in den Urlaub fahren. Weitere Pläne habe er noch nicht gemacht.

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