Neue Grundschule in Castrop-Rauxel ohne Hausaufgaben Offener Ganztag beginnt schon um 10 Uhr

Cottenburgschule startet am Teilstandort mit neuem Konzept
Lesezeit

Draußen an den alten Mauern steht noch „Grundschule am Hügel“, drinnen ist schon ganz viel Cottenburgschule. Die Grundschule, beheimatet an der gleichnamigen Straße auf Schwerin, eröffnet hier am Hügel zum Schuljahresbeginn am Montag, 7. August, einen Teilstandort. Es ist die Chance, ein neues Konzept zu starten.

Noch sind die Pinnwände leer, genauso die Regale. Draußen vor der Tür wird gefegt, drinnen gewischt. Auch etliche Lehrer machen mit, putzen, dekorieren, wollen, dass alles perfekt wird. An manchen Türen stehen noch Namen von Lehrern, die inzwischen mit ihrer Schule Am Hügel an ihren neuen Standort umgezogen sind, den die Sekundarschule verlassen hat. Am Montag werden hier die Eisbärenklasse und Klassenlehrerin Kristina Stork und die Schildkrötenklasse mit Wiebke Weingarten einziehen.

Es sind zwei von vier ersten Klassen an der Cottenburgschule. Sonst zwei oder dreizügig, kann sie jetzt dank des neuen Teilstandorts vierzügig sein. Das ist notwendig. Die Zahl der Erstklässler in Castrop-Rauxel steigt von Jahr zu Jahr. 719 Kinder waren es laut Anmeldungen Stand Januar. 90 waren damals für die Cottenburgschule vorgesehen. Jetzt sind es sogar 48 Kinder am Teilstandort und 57 an der Cottenburgstraße.

Zwei Einschulungsfeiern

Schulleiter Jan Hagedorn ist ganz wichtig, dass es eine Schulgemeinschaft bleiben soll. Schüler haben vor den Ferien Eisbären gebastelt, die jetzt die Fenster schmücken werden. Eine dritte Klasse hat ein Theaterstück eingeübt, das die Schüler am Montag zur Einschulungsfeier der 1 c und 1d am Hügel spielen werden. Ein Tag später ist dann die Einschulungsfeier der 1a und 1b am Hauptstandort. Bei Aktionen wie dem Trommelzauber kommen alle zusammen.

Jan Hagedorn (35) und seine Vertreterin Isabelle Specht (34) führen durch das Haus. Ihre Schule belegt jetzt eine Etage. Hier ist viel Platz. Jede erste Klasse hat zwei Räume, neben dem Klassenzimmer gibt es jeweils einen Förderraum. Das Mobiliar wurde übernommen. „Die Sachen sind noch top“, sagt Jan Hagedorn. Drei Lehrkräfte werden ausschließlich hier unterrichten. Eine Sonderpädagogin und eine sozialpädagogische Fachkraft wechseln zwischen den Standorten.

Vorbei an einer Kollegin, die gerade Reste von Aufklebern von einer Tür schabt, führt Jan Hagedorn eine Treppe runter in die Räume der OGS. Hier stehen gerade fünf Menschen zusammen. Sie bilden das neue OGS-Team, das sich in der Zusammensetzung gerade kennenlernt. Sie alle haben vorher woanders gearbeitet, in Brückenprojekten, im Kinderheim. Jetzt freuen sie sich auf die neue Aufgabe, erzählt Nicole Skrzypiec, die als Erzieherin das Team leitet. Denn auch in der OGS läuft es anders als an anderen Schulen. Das Wichtigste: Start ist schon um 10 Uhr.

Das Team der OGS: (von links) Jakob Jäger, Georgia Born, Viktoria Klymenko, Christiane Benz und OGS-Leiterin Nicole Skrzypiec.
Die OGS am neuen Teilstandort der Cottenburgschule startet mit einem neuen Team: Und das immer schon ab 10 Uhr vormittags. Das Team: v.l. Jakob Jäger, Georgia Born, Viktoria Klymenko, Christiane Benz und OGS-Leiterin Nicole Skrzypiec. © Ronny von Wangenheim

Das OGS-Konzept ist der eine Teil, die Tages-Rhythmisierung der andere, erzählt Isabelle Specht. Sie skizziert den Verlauf eines Schultags. Zwischen 8 und 8.15 Uhr ist der offene Anfang, dann wird erst mal gemeinsam gefrühstückt. „Das passt zeitlich oft nicht bei den Familien zu Hause“, berichtet sie.

Täglich Frühstück und Obst-Picknick

Nach zwei Stunden Unterricht ist eine große Pause von einer halben Stunde. Hier ist das OGS-Team schon dabei, macht zum Beispiel Bewegungsspiele. Mit einigen Kindern schnippelt es außerdem schon für das Obst- und Gemüse-Picknick. „Wir wollen den Kindern gesunde Lebensmittel näherbringen, aber auch den Umgang mit Schneidewerkzeug“, wirft Jan Hagedorn ein.

Weiter geht es mit zwei Stunden Unterricht. Nach einer Hofpause trennen sich die Schüler in zwei Gruppen. Die überwältigende Mehrheit – Nicole Skrzypiec erwartet 44 Erstklässler – geht in die OGS. Hier wird zu Mittag gegessen. Nach einer ruhigeren Eingangsphase beginnt die Lernzeit, die hier an der Schule statt der Haushausaufgaben steht. Denn die gibt es hier nicht.

Schulleiter Jan Hagedorn freut sich auf die ersten Klassen. Hier wurde schon mal etwas für die Einschulung vorbereitet.
Schulleiter Jan Hagedorn freut sich auf die ersten Klassen. Hier wurde schon mal etwas für die Einschulung vorbereitet. © Ronny von Wangenheim

Danach folgen verschiedene Angebote. Jakob Jäger will eine Sport AG gründen, Georgia Born kennt sich mit Kunst aus und Viktoria Klymenko mit Gesang. Aber erst mal wollen sie sehen, was die Kinder gerne machen und darauf aufbauen. Um 14.30 oder um 15.30 Uhr geht es dann nach Hause, entweder zu Fuß mit den Eltern oder mit dem Schulbus nach Merklinde, Schwerin und Deininghausen.

Für die anderen Kinder beginnt sofort nach Schulende und Hofpause die Lernzeit. „Hier können die Kinder individuell gefördert werden“, sagt Jan Hagedorn. „Der eine muss vielleicht Buchstaben schreiben, der andere zählt an der Rechenkette.“ In den Lernzeiten sind neben einer Lehrkraft auch die OGS-Kräfte im Einsatz. Aber auch während der Schulstunden werden sie im Unterricht sein. Nicht um zu unterrichten, aber um da zu sein, wenn Schüler mal Unterstützung brauchen.

Zwei Jahre Laufzeit

Jan Hagedorn und Isabelle Specht sind stolz auf ihr Konzept, erzählen, dass auch die Kommunalpolitiker begeistert waren, als es im Ausschuss vorgestellt wurde. „Die Stadt beurteilt es als zukunftsorientiert“, so der Schulleiter. Auch Eltern konnten sie überzeugen. Gab es bei ersten Meldungen zu einem neuen Teilstandort noch Kritik von Eltern, fügte es sich am Ende gut. Jeweils 24 Kinder besuchen die 1c und 1d, 28 und 29 Kinder sind es in den anderen beiden ersten Klassen, der Eulen- und der Delfinklasse, am Hauptstandort.

Zwei Jahre können sie das Konzept ausprobieren. Danach soll die Cottenburgschule wieder nur an einem Standort sein. Am Hügel soll eine neue Grundschule entstehen, die dringend gebraucht wird. „Wir wünschen uns sehr, dass wir es dann fortsetzen können“, sagt Isabelle Specht. Aber das Ganze muss auch finanziert werden. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung kann erst später aufgemacht werden. Beide Pädagogen sind sich schon heute einig: Es könnte ein Modell für ganz Castrop-Rauxel werden.

In der Grundschule Am Hügel hat jetzt die Cottenburgschule einen Teilstandort.
In der Grundschule Am Hügel hat jetzt die Cottenburgschule einen Teilstandort. © Ronny von Wangenheim

Schulentscheidungen und Fehler der Vergangenheit: Wie es 2011 aussah und was es heute bedeutet

„Das ist super-spannend“: Chef der Cottenburgschule über die große Herausforderung ab Sommer

Castrop-Rauxel zaubert neue Grundschule aus dem Hut: Anmelde-Andrang war zu groß