Mit dem Laptop und der Webcam vor dem Altar zelebrierte Pfarrer Franz-Josef Eckert die Messe in der St.-Elisabeth-Kirche in Obercastrop. © Stephan Schütze

Live-Übertragung

Gottesdienst live im Internet: Viele Gläubige sagen einfach „Danke!“

Hunderte Menschen haben sich am Sonntagmorgen den Gottesdienst aus der St.-Elisabeth-Kirche in Castrop-Rauxel bei Youtube angeschaut. Ein spezielles Erlebnis für alle Beteiligten.

Obercastrop

, 29.03.2020 / Lesedauer: 3 min

In die Sonntags-Gottesdienste in der Obercastroper St.-Elisabeth-Kirche kommen in normalen Zeiten 150 bis 200 Menschen. Doch seit knapp zwei Wochen dürfen im Bistum Paderborn Messen nicht mehr vor Gläubigen gefeiert werden.

Um die Menschen weiterhin zu erreichen, müssen Erfindungen her. In Castrop-Rauxel heißt der Erfinder Stefan Kruppa. Von ihm ist die Initiative ausgegangen, die Heilige Messe bei Youtube zu übertragen. Und deshalb ist Stefan Kruppa an diesem Sonntagmorgen um kurz nach 9 mit seinem Laptop und einer Kamera in die Kirche gekommen. Gläubige aus dem ganzen Pfarrverbund Castrop-Rauxel Süd sind aufgerufen, zuzuschauen.

Am Dienstag hatte Stefan Kruppa die Aufzeichnung zusammen mit Pfarrer Franz-Josef Eckert geprobt, da ist alles glatt gegangen. An diesem Sonntag steht Eckert um 9.10 Uhr in der Sakristei. Was er vor dem Video-Gottesdienst empfindet? „Es ist selbstverständlich und eine Freude“, sagt er. Das gelte „gerade in der Kirche, wo ich so lange Pfarrer war“. Von 1980 bis 2015 hat Franz-Josef Eckert in St. Elisabeth Messen zelebriert, heute ist er immer noch regelmäßig im Einsatz.

Für Organisatorisches bleiben nur wenige Minuten

Aber noch nie vor so wenig Menschen wie heute. Außer zwei Journalisten sind eine Viertelstunde vor Beginn nur der stellvertretende Kirchenvorstand Fritz Vierhaus und Stefan Kruppa anwesend.

Um alles Organisatorische zu besprechen, bleiben nur wenige Minuten. Geklärt werden muss, dass der Pfarrer die Lesung selbst übernehmen muss - mehr als eine Person darf nicht in den Altarraum, so will es die Vorschrift. „Und am besten lesen Sie direkt vom Altar aus, dann muss ich die Kamera nicht verstellen“, sagt Stefan Kruppa. Eckert ist einverstanden.

Franz Werkle hat bei dem ungewöhnlichen Gottesdienst Orgel gespielt und Teile der Liturgie gesungen. © Stephan Schütze

Etwa zwölf Minuten vor Beginn der Übertragung betritt Organist Franz Werkle die Kirche - als Letzter. „Was hast du dir überlegt?“, fragt Eckert. Werkle erzählt, dass er das Kyrie von oben singen möchte mit Mikrofon, wo er ein Zwischenspiel plant. Dann geht er auf die Orgelempore.

150 Zuschauer kurz vor Beginn

9.25 Uhr, noch fünf Minuten. „139 Zuschauer“, ruft Stefan Kruppa nach einem Blick auf den Laptop. Kurz darauf sind es 150. „Mehr als sonst“, sagt Eckert und lacht.

Pünktlich geht es los. Im Internet ist zu sehen, wie Pfarrer Eckert sich während des Orgelvorspiels sammelt, bevor er die „lieben Schwestern und Brüder“ begrüßt. Die Predigt schließt mit einer Feststellung, die zeitlos sein sollte, aber aktueller nicht sein könnte: „Wir alle sitzen in einem Boot. Allein gehen wir unter.“ Und ergänzt: „Der Herr ist unter uns.“

Mit den Worten „Gehet hin in Frieden! Dank sei Gott dem Herrn!“ verabschiedet Franz-Josef Eckert nach rund 43 Minuten das virtuelle Publikum. Viele Menschen haben die Übertragung mit einem schlichten „Danke“ kommentiert, andere sogar die Teile der Liturgie, die eigentlich die Gemeinde spricht, schriftlich bei YouTube eingegeben. „Wir bitten dich, erhöre uns“, steht dann dort oder einfach „und mit deinem Geiste“. Mehr als 30 Zuschauer markieren die Übertragung mit einem „Gefällt mir“, es gibt kein einziges „Gefällt mir nicht“.

Franz-Josef Eckert: Aufregend war es

Insgesamt haben 815 Menschen zumindest in die Übertragung geklickt, 323 waren zum besten Zeitpunkt gleichzeitig dabei, meistens waren es wohl um die 150. „Sehr beeindruckend“, sagt Stefan Kruppa.

Der stellvertretende Kirchenvorstand Fritz Vierhaus, Organist Franz Werkle, Pfarrer Franz-Josef Eckert und Stefan Kruppa (v.l.n.r.) feierten die Messe und sorgten für die Übertragung ins Internet. © Stephan Schütze

Als alles vorbei ist, steht Franz-Josef Eckert in der Sakristei. „Aufregend war es“, sagt er. Und: „Man hat den Kontakt zu den Menschen nicht. Das fehlt.“ Die Verantwortlichen beschließen, dass die Messe zumindest nächste Woche wieder live ins Internet übertragen werden wird.

Geklärt werden muss noch, was in zwei Wochen passiert. Zu Ostern, dem höchsten Fest der Christen. Gottesdienste mit Gläubigen werden auch dann noch nicht gefeiert werden dürfen.

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