Der alkoholfreie Cocktail Planters Wonder besteht aus sechs Säften: Je 80 Milliliter Orange und Ananas, je 5 Milliliter Limette und Zitrone sowie 10 Milliliter Grenadine und 70 Milliliter Maracuja. Der Barkeeper muss die einzelnen Bestandteile genau abmessen und anschließend gut durchmixen. Eis rein, Strohhalm rein und fertig ist der Cocktail. Doch das kann dauern. Bei den Cocktailmaschinen „Cocktail Booster“ von Gastromatix geht es hingegen deutlich schneller: Drei, zwei, eins – drei handgestoppte Sekunden nach dem Druck per Finger auf dem Touchpad ist der frisch gemixte Cocktail, egal ob mit oder ohne Alkohol, schon im Glas. Die Idee und die Technik dahinter kommen aus Castrop-Rauxel.
Die Gastromatix GmbH hat ihren Sitz an der Klöcknerstraße in Ickern im Industriegebiet. Wenige Straßen weiter ist Sascha Pallasch aufgewachsen. Er ist der Geschäftsführer der GmbH und der Kopf hinter den Cocktailmaschinen. Dabei trinkt er selbst lieber Bier. „Ich hab mit Cocktails überhaupt nichts zu tun“, sagt er und lacht: „Ich hab vor zwölf Jahren die Idee gehabt und hab es dann so peu à peu weiterentwickelt“, erinnert sich der Ingenieur für Elektrotechnik. Während des Studiums lernte er das Programmieren und habe schnell gemerkt, dass der Bedarf für seine Erfindung groß ist. Vor sechs Jahren wechselte er aus der Festanstellung in die Selbstständigkeit.
Von der Idee bis zum Vertrieb
Von der Idee, über die Produktion von Software, Hardware und Elektronik bis zum Vertrieb – all das geschieht heute in Ickern. „Wir können all die Sachen, die wir brauchen, selber realisieren“, erklärt Ole Benfer, der im fünfköpfigen Team von Gastromatix für Vertrieb und Marketing zuständig ist: „Das heißt, wir müssen nichts outsourcen, sondern können mit einem relativ schmalen Portfolio an Verbrauchsmaterialien arbeiten.“ Was ebenfalls dabei helfe, ist die Tatsache, dass die Produkte relativ hochpreisig seien und die Stückzahlen nicht sehr hoch. Den „Cocktail Booster“ gibt es in drei Ausführungen: Mini, Midi und Pro.

Den Mini gibt es ab 3.500 Euro und es werden Flaschen angeschlossen. Diese Variante sei vor allem bei Vermietern beliebt. Oder bei kleineren Gastronomien, die sonst vielleicht gar keine Cocktails auf der Karte hätten. An Silvester habe etwa Elmar Bök sie im Brauhaus Rütershoff ausgetestet. Die größeren Optionen gibt es für etwa 25.000 Euro. Das sei allein schon wegen des Preises nur etwas für große Kunden. Statt Flaschen werden große Kanister, die im Rumpf der Cocktailmaschine auch gekühlt werden, angeschlossen. „Die großen Geräte sind etwas für große Events, wo wirklich Durchsatz ist und es um Masse geht“, erklärt Sascha Pallasch. Neben großen Veranstaltern wie etwa Clubs werden diese Cocktailmaschinen auch für Veranstaltungen gebucht, bei denen der Andrang stark ist. Denn alle Optionen können auch gemietet statt gekauft werden.
Schnell, einfach und sauber
Dass das Geschäft seit der Corona-Pandemie bei Gastromatix Fahrt aufgenommen hat, ist kein Zufall. Schließlich sei die Suche nach Fachkräften so schwierig wie noch nie. „Cocktails zu mischen, erfordert Wissen. Du brauchst, gerade wenn du eine größere Veranstaltung hast, jemanden, der sich mit seinem Job richtig gut auskennt. Das ist ein Facharbeiterjob, das muss man ganz klar sagen“, so Ole Benfer. Ein Barkeeper oder eine Barkeeperin müsse viele Rezepte im Kopf haben, fingerfertig sein und trotzdem schnell. Das sei heute nur noch schwer zu finden.

Mit einer Gastromatix-Cocktailmaschine hingegen könnten drei Laien an einem Tag bis zu 1200 Cocktails mischen. Die Maschine hat dutzende Rezepte abgespeichert, und der Bediener kann über ein Touchpad den gewünschten Cocktail auswählen. Er muss nur das Glas mit Eis füllen und es unter den Hahn halten. Die Cocktailmaschine pumpt über die Schläuche die 24 flüssigen Zutaten aus ihren Kanistern bzw. Flaschen und schüttet sie in Sekunden fertig gemischt ins Glas. All das laufe standardisiert ab, erklärt Ole Benfer. Das heißt, jeder Cocktail sei gleich gut: „Genau diese Erwartungshaltung können unsere Kunden natürlich auch haben.“ Ein weiterer Vorteil laut Benfer: Bessere Hygiene: „Wenn ich eine offene Bar habe, wird jede Flasche angegrabbelt, jeder Flaschenhals. Das passiert mit uns nicht mehr.“
Noch mehr Gastromatix-Produkte
Doch Gastromatix bietet nicht nur Cocktailmaschinen an, sondern auch Systeme zur Schankkontrolle. So wissen Gastronomen genau, was sie ausgeschenkt haben – und wann. Das könne nicht nur beim Einkauf helfen, sondern vor allem auch bei der Personalplanung, etwa zu Stoßzeiten. Ein anderes Produkt, von dem auch Biertrinker wie Sascha Pallasch profitieren, ist der Smart Tap, mit dem Kunden etwa an Kegelbahnen selbst zapfen können. Bald soll noch ein weiteres Produkt hinzukommen, eine smarte, elektronische Schankanlage, die mit der elektrischen Kasse verbunden ist. Auf Skihütten in Österreich zum Beispiel sei das schon gang und gäbe. „Und da wird die Reise auch in Deutschland ganz klar hingehen“, sagt der Geschäftsführer.
Wohin die Reise für Gastromatix geht, ist hingegen noch nicht so klar. Denn das Unternehmen, das 2021 aus dem Erin-Park an die Klöcknerstraße zog, wächst weiter. Inzwischen verkaufe man europaweit Anlagen und auch in den USA sei der Markt riesig. „Wir müssen uns nächstes Jahr eventuell noch mal hier vergrößern oder uns nochmal in Castrop-Rauxel umschauen“, kündigt Sascha Pallasch an.