Wie ich in dieser Kolumne schon einmal schrieb, bin ich nicht gerade ein Gartenfachmann. Daran hat sich, so muss ich gestehen, bis heute nichts Entscheidendes geändert. Ich mag es, wenn der Garten grün wird, ich mag die blühenden Farbspritzer, die die Natur da mittels Blüten in das Grün zaubert.
Aber die genauen Zusammenhänge der Flora bleiben mir ein Buch mit mehr als sieben Siegeln. Dabei habe ich in meiner Ehefrau eine (fast) nie verzagende Grün-Fachfrau an meiner Seite, die mir manch botanischen Fehltritt verzeiht. Gut, gerade gab es etwas Zoff wegen einer von mir offenbar unbewusst vernichteten Pflanze.
Aber beim aufwändigen Neu-Modellieren einer Natursteinmauer, die sich den talwärts vordringenden Matschmassen der letzten Regenmonate ergeben hatte, konnte ich nicht auch noch Rücksicht auf Kollateralschäden nehmen. Zumal mir immer noch nicht klar ist, wie man Staude (ach wie schön sie sich ausbreitet) von Unkraut (ach wie schlimm es sich vermehrt) unterscheidet.

Was mein latentes Un-Verhältnis zur Grünwelt in unserem Garten dabei noch verstärkt, ist das Unberechenbare, das Teile der Pflanzenwelt so an sich hat. Da setzt man teuer erstandene, prächtig blühende und üppig aussehende Stauden ins Land und muss im kommenden Frühjahr feststellen, dass sie sich aus (mir) unerklärlichen Gründen quasi in Luft aufgelöst haben.
Da bringe ich auftragsgemäß bei der Schwiegermutter abgestochene Maiglöckchen ins Beet („die sind quasi unkaputtbar, wie Unkraut“), nur um gerade festzustellen, dass sie sich bei uns offenbar für ein Leben unter der Erde entschieden haben. Gut, werden manche Experten sagen, die sind eh giftig. Aber enttäuschend finde ich ihr Verhalten trotzdem.
Dabei gehören die Maiglöckchen noch nicht einmal zu den Zicken und Mimosen der Pflanzenwelt, wie ich inzwischen immerhin gelernt habe. Anders etwa als die Pfingstrosen, die wir von unseren Vormietern im Garten geerbt haben. Die blühen in der Regel verlässlich und sehr ansehnlich. Aber manchmal auch nicht. Was ich ausgesprochen ungehörig finde.
Da bin ich eher ein Fan der Roten Johannisbeere. Die ist nämlich, und das ist belegt, eine Pflanze für Faule. Wenn man die einmal richtig Platziert hat, trägt sie Früchte und trägt Früchte und... Selbst wenn der Standort nicht ideal ist (oder der Hobbygärtner unkundig).
Krankheiten, so eine Gartenexpertin, kennt sie kaum, sogar leichte späte Fröste stecken die Blüten weg. Und ab Juni bewirft sie den Gärtner mit Früchten von langen Rispen. Es sei denn, und da fängt mein Problem auch mit Teilen der Fauna in unserem Garten an, blöde Vögel stürzen sich auf die gerade reifenden Beeren.
So richtig warm werde ich mit der Welt da draußen wohl nicht mehr.
In den „Wohn(t)räumen“ befasst sich Thomas Schroeter regelmäßig auf sehr persönliche Art mit dem Wohnen. Da kann es um neue Trends gehen, um Wohnphilosophien, um Bauärger oder Küchendeko. Einfach um alles, was das Wohnen im Alltag ausmacht.
Warum Vinyl oder Laminat in Holzoptik statt echtes Holz?: Ein Plädoyer wider den Kunststoff
Ist das Staude oder kann das weg? Fauna-Versager bei der Gartenarbeit