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Gänse-Vermehrung in Castroper Parks: „Da helfen nur zwei Dinge“
Stadtgarten, Erin-Teich & Co.
In den Castroper Parks herrscht Gänse-Alarm. Nach einer neuen Begehung der Entscheider und einem Noteinsatz des THW reißt einem Ehrenamtler der Geduldsfaden. Er motzt und sieht nur zwei Lösungen.
August Wundrok ist Gewässerwart des Vereins DO-CAS-Blinker. Dieser Angelverein kümmert sich um die Teiche und Seen in der Castroper Altstadt: Gondelteich, Goldschmieding-Teich, Rennbahn-Biotop und Erin-Teich sowie der Teich im Grutholz gehören zu den Orten, an denen immer wieder Kümmer-Bedarf besteht.
Freitag (14.8.) gab es wieder eine Begehung im Stadtgarten: Entscheider aus Stadtverwaltung und EUV (Bettina Lenort, Michael Werner) und aus der Politik (Michael Breilmann, CDU) spazierten zum Gondelteich und diskutierten mit Anwohnern erneut über das Gänse-Problem.
Das Technische Hilfswerk (THW) war aus demselben Grunde gleich zweimal im Einsatz: Mit Pumpen füllten die THW-ler aus Henrichenburg erst am Montag (10.8.) am Rennbahn-Biotop Wasser auf, um den Wasserstand um etwa 10 Zentimeter anzuheben. Am Freitag wälzten sie dann am Goldschmiedingteich und am Gondelteich Wasser um.
„Mit der Maßnahme“, so EUV-Vize Thorsten Werth-von Kampen, „bei der uns das
THW einmal mehr verlässlich und tatkräftig unterstützt hat, sollte verhindert werden, dass Fische und andere Wasserlebewesen im Teich aufgrund mangelnden
Sauerstoffes verenden.“ Viel zu viele Schwebalgen an der Wasseroberfläche sind das zentrale Problem.
Sie füttern und stoßen sich den Kopf am Verbots-Schild
Alles eine Folge der Gänse-Problematik: Es gibt viel zu viele Kanada- und Nilgänse an den Teichen in der Altstadt, die auch immer mal wieder von einem zum anderen Teich wechseln. Sie vermehren sich zu stark, auch, weil sie gefüttert werden. Obwohl das verboten ist. Sie koten die Gewässer zu und die Algen wuchern wegen der hohen Nährstoff-Zufuhr.

Die Gänse haben sich prächtig vermehrt in den letzten Jahren. Sie ziehen oft in großen Gruppen und Verbänden durch den Stadtgarten. Auch auf dem Marktplatz wurden sie schon gesichtet. © Nora Varga
Wundrok, der die Teiche seit Jahrzehnten bearbeitet und in und auswendig kennt, ist stinksauer. Er motzt: „Die Gewässer stehen schon vor dem Umkippen, aber es gibt Leute, die werfen zentnerweise Brot, Toast, Fladenbrot oder sogar Pizza rein. Dabei stoßen sie sich den Kopf an den Verbots-Schildern.“
Die Probleme der Anwohner an der Glückaufstraße kann er nachvollziehen: „Die Nilgänse sind aggressiv und laut. Die Kanadagänse schreien Tag und Nacht rum. Aber Schwäne, die sie angeblich verjagen könnten: Das ist Unsinn, die Gänse verjagen doch die Schwäne. Das bringt gar nichts! Es gibt Gelege mit 23 Eiern. Vor zwei Jahren wurden mal 380 Gänse gezählt, am Freitag habe ich im Stadtgarten allein über 100 selbst gesehen. Es werden immer mehr.“ Auch mehr Bepflanzung sei quatsch – damit erhöhe man die Zahl der Nistgelegenheiten.

August Wundrok ist seit vielen Jahren als Gewässerwart tätig. © Thomas Schroeter
Die DO-CAS-Blinker hätten Hilfe angeboten. Wundrok sagt: „Es helfen nur zwei Dinge: Gelege austauschen, Fütterungsverbot durchsetzen!“ Er findet: „Da müssen andere Schilder hin! Nicht ‚Füttern schadet Tieren und Teich‘, sondern ‚Füttern bei Strafe verboten‘. Und es muss dabei stehen, was die Strafe kostet. Dann wirkt es.“
Beim Austausch der Eier gegen Porzellan-Eier wolle man gern helfen. „Alles andere bringt nix! Der Vorschlag eines Anwohners, die Gänse in den Goldschmiedingpark zu bringen, ist quatsch – die fliegen doch zurück. Auf dem Erin-Gelände gibt es Hundehalter, die Bälle in die Gänseschwärme werfen; und wenn da ständig Hunde am und im Wasser sind, dann hauen die Gänse mit ihren Jungen ab zum Stadtgarten. Genauso wie die Jungschwäne. Aber es ist nicht Sinn und Zweck der Übung, dass die Gänse über die Straße rennen. Die Leute wollen das aber einfach nicht wahrhaben.“
Schüler werfen Steine auf Tiere
Und noch was prangert Wundrok an: Eine Zeugin habe kürzlich beobachtet, wie Schüler der Schillerschule unter Aufsicht die Gänse in den Teich gejagt hätten und mit Steinen warfen. „Was meinen Sie, wie oft ich den Kindern die Ohren langgezogen habe? Wenn ich zeige, was ich den Kindern schon alles weggenommen habe… Zwillen, Steinschleudern. Hauptsache, die Tiere werden gequält“, so Wundrok. Er habe die Schule angerufen: „Die Sekretärin sagte mir, dass sich auch schon andere beschwert hätten. Man will der Sache nachgehen.“
Wundrok hofft das sehr. Er sagt: „Benehmt euch! Und Lehrer, erklärt den Kindern und Jugendlichen! Wir haben früher Führungen für die Schulen angeboten, aber es meldete sich nur eine Klasse.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
