
© Schwabe
Frank Schwabe erklärt Schnee-Ausflug ins Sauerland und erntet Kritik
Coronavirus
Ein Sauerlandausflug von Bundestagsmitglied Frank Schwabe aus Castrop-Rauxel hat einen kleinen Schneesturm ausgelöst. Jetzt erklärt der SPD-Politiker seine Tour und erntet Kritik von einem Kollegen.
Er wollte mit seinen Kindern und seiner Frau an die frische Luft. So erklärt Frank Schwabe (SPD) seinen Sauerland-Ausflug in den Schnee am Silvestertag, der im Internet eine kleine Lawine an Reaktionen ausgelöst hat. Er postete an Neujahr selbst ein Selfie im Schnee auf Facebook und Instagram, schrieb dazu, dass er im Sauerland gewesen sei und erntete Unverständnis in zahlreichen Kommentaren.
Denn das Sauerland gilt seit den Weihnachtsfeiertagen als No-Go-Area: Die Behörden in Winterberg und anderen Wintersport-Orten raten eindringlich davon ab, für Tagesausflüge anzureisen. Es sei ohnehin alles geschlossen. Auf den Straßen bildeten sich lange Staus, Menschen entledigten sich ihrer Notdurft in den Dörfern und in der Natur.
Schwabe sagt, er sei nicht in einen Wintersport-Ort gefahren. „Wir fahren normalerweise in den Gysenberg-Park (in Herne, d. Red.). Auch in Corona-Zeiten. Da sind immer ein paar Leute. Aber die Abstände sind gewahrt. Dieses Mal sei man stattdessen eine halbe Stunde auf der A45 gefahren, dann irgendwo von der Autobahn abgebogen und dort ausgestiegen, wo niemand war. Also in höchster Einhaltung aller Regeln und darüber hinaus.“
Er setze sich politisch für strenge Corona-Regeln ein, sagte er gegenüber der „Waltroper Zeitung“ und unserer Redaktion. „Ich werde ganz gewiss keine Regeln brechen und sie auch nicht ausdehnen.“ Doch er gibt auch klein bei: „Was ich nicht bedacht hatte, war, dass dieses Bild von einigen missverstanden werden konnte. Das bedaure ich, weil ich in keinem Fall falsche Signale senden wollte. In keinem Fall will ich, dass Regeln unterlaufen und den Empfehlungen der Polizei nicht Folge geleistet wird.“ Er würde „ein solches Bild zur Zeit nicht erneut so posten“, erklärte der dreifache Familienvater.
Strengste Regeln über den 10. Januar hinaus
Schwabe halte Corona „für höchstgefährlich“ und sei „für strengste Regeln. Und wir werden das leider auch über den 10. Januar hinaus brauchen“.
Andere Politiker kritisieren Schwabes Verhalten, einige nur hinter vorgehaltener Hand. Gegenüber der „Waltroper Zeitung“ bewertete Bürgermeister und Partei-Genosse Marcel Mittelbach Schwabes „private Entscheidung, wo er mit seinen Kindern spazieren geht, nicht“. Er wisse, dass sein Kollege besonnen und reflektiert vorgehe.
Der Waltroper CDU-Vorstand Andreas Brausen kritisierte hingegen, Schwabe werde der Vorbildfunktion seines Mandats nicht gerecht. Es habe für einen Abgeordneten Vorteile, aber auch Bürden. Dazu gehöre, „den Verzicht, den viele Menschen in einer Solidargemeinschaft gerade zum Schutze aller machen, nicht dadurch zu beantworten, in dem man aufzeigt, dass man für sich eine ausreichend große Lücke gefunden hat“.
Seit Sonntag gelten Betretungsverbote
Wegen des Andrangs, der stellenweise zu chaotischen Verhältnissen führte, hatten die Behörden schon in der Vorwoche aufgerufen, nicht ins Sauerland zu fahren. Der Appell verhallte, der Ansturm blieb ungebrochen. Seit Sonntag (3.1.) gelten nun Betretungsverbote für Pisten und Parkplätze in weiten Teilen des Sauerlandes. Ordnungsamt und Polizei würden Verstöße „konsequent ahnden“, hieß es mancherorts.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
