Mit Unterkünften wie diesen mit acht Betten in einem Zimmer kann man versuchen, einer angespannten Lage Herr zu werden. Auch die Landes-Notunterkunft wird wieder Menschen aufnehmen (müssen).

Mit Unterkünften wie diesen mit acht Betten in einem Zimmer kann man versuchen, einer angespannten Lage Herr zu werden. Auch die Landes-Notunterkunft wird wieder Menschen aufnehmen (müssen). © Abi Schlehenkamp (2018)

Aktuelle Flüchtlings-Lage zeigt: In diesem Herbst steckt viel Zündstoff

rnMeinung

Stehen wir vor einer neuen Flüchtlingskrise mit vollen Notunterkünften und überforderten Städten? Der Fall des Mannes, der trotz TBC-Verdachts nach Castrop-Rauxel fahren sollte, sät Zweifel.

Castrop-Rauxel

, 27.09.2022, 08:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eine Million Menschen sind seit Ende Februar aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet. 215.000 wurden in NRW aufgenommen. Heute leben sie in unseren Städten. Fast 500 sind in Castrop-Rauxel untergebracht: in städtischen Unterkünften, angemieteten Wohnungen oder privat. Die Stadt erfüllt ihr Aufnahme-Soll damit zu 80 Prozent.

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Damit kann man konstatieren: Wir haben viel geschafft. Aber wenn man genau darüber nachdenkt, ist einem das im Alltag wenig begegnet. Es gab Hilfsaktionen, ganz zu Anfang, es gab Friedensdemos. Und es gab Familien, die Menschen Platz in ihren Häusern anboten. Aber eine „Wand“, vor der anfangs politik-intern gewarnt wurde, haben wir nicht erlebt. Und eine Welle nicht gesehen.

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Jetzt kommt die Teilmobilmachung des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Und eine neue (alte) Flanke, die sich geöffnet hat: Über die Balkan-Route bewegen sich wieder vermehrt Menschen aus Syrien, Irak und Afghanistan auf Nord- und Mitteleuropa zu. In einer Zeit, in der unsere Regierungen schon mit genug schweren Aufgaben konfrontiert sind, ist das eine umso schlechtere Nachricht.

Wieder nicht richtig gut vorbereitet

Das jüngste Beispiel mit dem Mann, der Tuberkulose-Verdacht hatte, zeigt: Wir sind wieder nicht richtig gut vorbereitet. Viele Länder haben dem Bund schon einen Aufnahmestopp angekündigt. Viele Städte teilen dem Land mit, sie seien am Ende ihrer Kapazitäten.

Im April und Mai wunderte ich mich noch: Warum baut man die Flüchtlings-Notunterkunft in Castrop-Rauxel wieder auf? Monatelang sah ich mich bestätigt, denn eine Flüchtlingswelle wie 2015 sah niemand richtig rollen, so grausam der Krieg in der Ukraine mancherorts auch war, so lange er auch anhielt. Ich stand noch im August neben den großen weißen leeren Zelthallen und dachte: wird doch gar nicht gebraucht!

Heute denke ich anders. Dieser Herbst wird unser Land, unsere Städte vor weitere Herausforderungen auch in dieser Sache stellen. In diesem Herbst und Winter steckt viel gesellschaftlicher Zündstoff. Hut ab schon jetzt vor den vielen Castrop-Rauxelern, die nicht müde werden. Die helfen.

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