
Insgesamt 439 Geflüchtete aus der Ukraine sind aktuell in Castrop-Rauxel gemeldet. Unser Bild zeigt ukrainische Flüchtlinge im März 2022 auf dem Weg zu ihrer Anmeldung im Rathaus. © Tobias Weckenbrock
Sechs Monate Ukraine-Krieg: Flüchtlings-Lage in Castrop-Rauxel angespannt
Ukraine-Krieg
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sorgt für einen beispiellosen Flüchtlingsstrom in Europa. In Castrop-Rauxel leben heute Hunderte Ukrainer. Stellenweise wird es jetzt eng.
Es war in den Morgenstunden des 24. Februar, als der russische Präsident Wladimir Putin befahl, die Ukraine anzugreifen. Russische Truppen fielen ein und überzogen das Land mit Gewalt. Was zurückblieb: zerstörte Städte und Familien. Viele Menschen sind seither auf der Flucht.
Bis zum 17. August haben laut dem Statistikportal Statista 11,2 Millionen Ukrainer ihr Land verlassen und in anderen Ländern Schutz gesucht – darunter auch in Deutschland. Rund 1 Million Menschen kamen seit Kriegsbeginn aus der Ukraine in die Bundesrepublik. Für die Städte eine Herausforderung, insbesondere bei der Wohnungssituation.
In Castrop-Rauxel sind aktuell 439 Ukrainerinnen und Ukrainer gemeldet. Abgewiesen werde niemand, wie Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann sagt: „Wer Hilfe braucht, wird sie bekommen.“ Das zeige auch die Spendenaktion, die Castrop-Rauxel kurz nach Kriegsbeginn für die polnische Partnerstadt Nowa Ruda begonnen hat: Sie läuft immer noch.
222 Ukraine-Flüchtlinge in städtischen Unterkünften
Von den 439 Menschen aus der Ukraine sind 222 in städtischen Unterkünften untergebracht, größtenteils Kinder und Frauen. Allerdings können sie nicht nur auf die Hilfe der Stadt bauen: Auch private Vermieter, Wohnungsgesellschaften und Kirchengemeinden unterstützen.
Aus Sicht der Stadt sei das nötig: Die städtischen Unterkünfte haben Platz für 665 Menschen. Von denen sind 654 Plätze vergeben, also nur 11 frei.

Die Turnhalle in Deininghausen steht auf Stand-By: Wenn weitere Geflüchtete aus der Ukraine kommen, kann die Stadt sie als Unterkunft unmittelbar aktivieren. © Tobias Weckenbrock (2020)
Heißt im Umkehrschluss: Sollte es weitere Hilfsbedürftige oder Geflüchtete geben, muss die Stadt die Turnhalle in Deininghausen als Unterbringungsmöglichkeit nutzen. Auch wenn man das gerne verhindern möchte: „Sie ist auf Stand-By, aber so lange wie es möglich ist, wollen wir ihnen eine richtige Wohnung geben“, sagt Maresa Hilleringmann.
Es sei einfach „schöner“, wenn die Menschen in einer Wohnung mit Einbauküche, Einzelbett und eigenen Zimmern leben können als in Hallen mit Etagen-Betten.
Kleinkinder können in Brückenprojekten Deutsch lernen
Etwas, das neben städtischen Wohnungen ebenfalls knapp ist, sind Kita-Plätze. Auch ukrainische Familien mit Kindern erfahren das, für sie gebe es kein vereinfachtes Anmeldeverfahren. Es gibt allerdings Brückenprojekte, in denen Kinder spielerisch Deutsch lernen können.
In den Schulen sind Anmeldung und Aufnahme einfacher. Zu Schuljahresbeginn waren 89 ukrainische Kinder in städtischen Schulen untergebracht.

Die Landes-Notunterkunft in Habinghorst steht auch Ende August noch immer leer. © Tobias Weckenbrock
Die Notunterkunft an der B235 als Landes-Einrichtung ist derweil so gut wie fertig gestellt. Sie kann ab dem 1. September Hunderte Menschen aufnehmen. Eine weitere solche Groß-Unterkunft gibt es im Kreis Recklinghausen in Dorsten. Sie wurde vergangene Woche in Betrieb genommen.