Etwas über 1000 Plätze stünden im Norden von Castrop-Rauxel in einer Notunterkunft für Geflüchtete zur Verfügung. Zu rund einem Viertel sind die Betten in den Leichtbauhallen auf dem einstigen Kraftwerksgelände an der B235 derzeit belegt. Die Zahl von 248 Personen nennt die Bezirksregierung Münster, die die Unterkunft aufgebaut hat, auf Anfrage unserer Redaktion mit Stand 18. Januar.
Die Menschen sind dort in Kabinen mit vier Etagenbetten untergebracht, werden voll vom Catering-Unternehmen Stolzenhoff verpflegt und vor Obdachlosigkeit geschützt. Zu diesem Zweck ließ das Land NRW diese Notunterkunft im Frühjahr errichten, hatte dabei vor allem Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im Fokus.
Ulrich Tückmantel, Sprecher der Bezirksregierung, erklärt aber, dass keiner der derzeit hier untergebrachten Menschen diesen Fluchthintergrund habe. „Es handelt es sich ausschließlich um Asylsuchende“, sagt er.

Kurz vor ihrer Inbetriebnahme im Dezember erklärte die Bezirksregierung, die Notunterkunft auch für Asylbewerber zu öffnen. Man plante zweigleisig. Doch die Menschen, die aus der Ukraine nach Deutschland kamen, haben weitestgehend schon selbst oder zusammen mit den Kommunen Unterkünfte und Wohnungen gefunden.
Der Druck ließ zudem nach: Zwar ist in Summe von 17,6 Millionen Grenzübertritten aus der Ukraine heraus seit Ausbruch des Krieges im Februar 2022 die Rede. Bis Ende August 2022 wurden in Deutschland rund 980.000 Geflüchtete aus der Ukraine registriert. Mitte Januar lag die Zahl bei 1,05 Millionen Menschen. Im zweiten Halbjahr kamen also nur noch wenige neue Zuwanderer hinzu.
Vor allem Syrer und Afghanen
Generell hat sich im Laufe des Jahres 2022 eine neue Dynamik bei Asylsuchenden aus Syrien, Afghanistan, der Türkei und dem Irak ergeben. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nahm im gesamten Jahr 2022 217.774 Erstanträge auf Asyl entgegen. Fast 50 Prozent mehr als im Vorjahr (148.233). Ein Drittel der Anträge stellten Menschen mit syrischer Staatsbürgerschaft (etwa 70.000). Halb so viele kamen aus Afghanistan. Die meisten Anträge von Syrern (90 Prozent) und Afghanen (83 Prozent) beschied das BAMF positiv.
Im Oktober, November und Dezember lag die Zahl der Asylanträge bei jeweils rund 30.000. In den Vorjahresmonaten im 4. Quartal 2021 lag sie bei monatlich 15.000 bis 20.000.
Mitte Dezember sagte Regierungs-Vizepräsident Ansgar Scheipers im Regionalrat der Bezirksregierung Münster, die Herausforderungen seien groß: „Wir haben höhere Zuläufe als auf dem Scheitelpunkt des Syrien-Krieges 2015/16“, fasste er die Lage zusammen und wies so auf die Notwendigkeit neuer Unterkünfte hin.
Größere Probleme oder Zwischenfälle soll es in den vier Wochen, in denen nun Menschen in Habinghorst untergebracht sind, noch nicht gegeben haben. „Keine presserelevanten Vorfälle“, meldet Ulrich Tückmantel auf Anfrage unserer Redaktion.
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