Karin Börsting (68) wartet auf das Medikament, das der Roboter hinter der Wand gerade aus den Regalen fischt.

© Lydia Heuser

Seit 40 Jahren in der Apotheke: Karin Börsting (68) über einen veränderten Beruf

rnBerufe im Wandel

Seit 40 Jahren arbeitet Karin Börsting in der Flora-Apotheke in Castrop-Rauxel. In dieser Zeit hat sich vieles verändert: Die Apotheke wurde dreimal umgebaut. Zuletzt zog ein neuer Helfer ein.

Habinghorst

, 26.01.2022, 11:55 Uhr

Seit mehr als einem halben Jahrhundert arbeitet Karin Börsting als Pharmazeutisch technische Assistentin (PTA). Als sie 1970 als 16-Jährige ihren Beruf lernte, sprach man noch von einer Ausbildung zur Apothekenhelferin.

Nicht allein der Name des Berufs hat sich seitdem verändert. Karin Börsting hat den Wandel mitgemacht, und das, obwohl sie seit 40 Jahren in ein und derselben Apotheke arbeitet. Und zwar in der Flora-Apotheke an der Langen Straße in Habinghorst.

Gemeinsam mit dem damaligen Inhaber Joachim Kraushaar hat Karin Börsting 1982 den Neubau bezogen. Am 26. Januar feierte die Flora-Apotheke Eröffnung, genau heute vor 40 Jahren.

Karin Börsting und Joachim Kraushaar (v. r.) in der Flora-Apotheke in Habinghorst. Seit 1982 hat sich der Beruf und die Apotheke selbst stark gewandelt.

Karin Börsting und Joachim Kraushaar (v. r.) in der Flora-Apotheke in Habinghorst. Seit 1982 hat sich der Beruf und die Apotheke selbst stark gewandelt. © Privat

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In diesen 40 Jahren hat die 68-Jährige drei Umbauten mitgemacht. Die Apotheke hat sich stetig in ihren Räumlichkeiten verändert und ist gewachsen. Der größte Umbau sei der bislang letzte gewesen – 2017 war das. Trotz des Umbaus waren Karin Börsting, Christoph Riesner und das gesamte Team Tag für Tag da. „Vor lauter Staub habe ich meine Kollegen nicht gesehen“, erzählt die PTA, dabei schmunzelt sie: „Es war auch eine schöne Zeit für das Team.“


Böden wurden angehoben, eine neue Treppe eingebaut, der Kundenbereich vergrößert und ein neuer wichtiger Helfer kam in die Flora-Apotheke: ein Roboter, der in Sekundenschnelle die geforderten Medikamente heraussucht und in das Ausgabefach legt.

Chaos oder intelligente Ordnung im Arzneischrank?

„Der Roboter lagert die Medikamente nach einem chaotischen Prinzip ein“, erklärt Apotheken-Inhaber Christoph Riesner. Der Pharmazeut hat 2016 die Flora-Apotheke übernommen. Diese chaotische Ordnung wirkt für Menschen willkürlich, für den Roboter nicht. All die Medikamente, auf die er häufig zugreifen muss, liegen nah, sozusagen griffbereit. Das, was selten von Ärzten verordnet und von den Kunden gekauft wird, liegt weiter weg. Ziemlich intelligent also.

Apotheken-Inhaber Christoph Riesner ließ den neuen, smarten Helfer dort einbauen, wo früher die riesigen Schubladenschränke standen.

Apotheken-Inhaber Christoph Riesner ließ den neuen, smarten Helfer dort einbauen, wo früher die riesigen Schubladenschränke standen. © Lydia Heuser

Bevor der smarte Helfer in die Flora-Apotheke einzog, mussten Apothekerinnen und PTAs immer nach hinten laufen, die riesigen Schubladen aufschieben, in denen die Medikamente alphabetisch gelagert waren, und das richtige Präparat heraussuchen. Eine ziemliche Rennerei also.

So sah es vor dem großen Umbau im hinteren Bereich der Flora-Apotheke aus; riesige Schränke gefüllt mit Arzneimitteln.

So sah es vor dem großen Umbau im hinteren Bereich der Flora-Apotheke aus; riesige Schränke gefüllt mit Arzneimitteln. © Privat

Heute gibt es nur noch eine kleine Wand im hinteren Teil der Apotheke. In diesen fünf Schubladen-Schränken lagern die Medikamente, die der Roboter nicht fassen kann. Früher gab es 28 dieser Schränke.

Kunden fragen immer noch Teemischungen nach

Die Arbeit in der Apotheke beschränkt sich aber nicht allein auf das Herausgeben verordneter Medikamente. „Früher“, sagt Karen Börsting, „gab es hier vor allem auch Babynahrung. Aber das gibt es ja längst alles in Drogerien.“

Zwar kann man auch Tees längst abgepackt in Teebeuteln kaufen, aber manch ein Kunde frage auch heutzutage noch nach Arzneimittel-Tees aus der Apotheke.

Die großen eckigen Blechdosen stehen in einem Regal aufgereiht gleich gegenüber dem modernen Roboter, der in einem Glaskasten seine Arbeit verrichtet. In den Teedosen befinden sich unterschiedliche Kräuter, die abführend wirken oder gegen Bauchschmerzen helfen. Vor allem fragen wohl immer häufiger Frauen wegen spezieller Kräuterteemischungen gegen Menstruationsbeschwerden nach, weiß Karen Börsting.

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Im hinteren Bereich der Apotheke gibt es außerdem einen Bereich, in dem Rezepturen angemischt werden. „Der Bereich heißt auch Rezeptur“, so die PTA. Denn immer wieder müssen Medikamente nach den speziellen Bedürfnissen der Patienten angemischt werden. Dermatologen verordnen Salben mit Wirkstoffmengen, die es nicht auf dem Markt gibt. Oder ein Kind braucht Augentropfen, die kein Pharmahersteller anbietet, weil sie nur selten benötigt werden. „Über die Jahre sind die Anforderungen spezieller geworden“, sagt Karen Börsting. „Arzneimittelhersteller sind halt auch Unternehmen“, ergänzt Christoph Riesner.

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