Claudia (l.) und Annabelle Kranefoer in ihrer neuen Fleischerei an der Bochumer Straße in Obercastrop. Die Kranefoers haben die Fleischerei von Familie Bols übernommen.

© Matthias Langrock

Annabelle Kranefoer (25) führt Fleischerei in Castrop-Rauxel in die Zukunft

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Zehn Tage gab es an der Bochumer Straße in Obercastrop keinen Fleischer. Montag wurde aus der Fleischerei Bols die Naturfleischerei Kranefoer. Wir waren bei der Eröffnung in aller Frühe dabei.

Obercastrop, Waltrop

, 10.01.2022, 12:35 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nein, viel los ist bis jetzt an diesem Montagmorgen (10.1.) noch nicht gewesen. Aber es ist ja auch erst 6.30 Uhr. „Vier Kunden waren schon da“, berichtet eine Mitarbeiterin. 30 Minuten zuvor hat hier an der Bochumer Straße in Obercastrop eine neue Zeitrechnung begonnen. Aus der Fleischerei und dem Partyservice von Willi Bols ist die Fleischerei Kranefoer geworden.

Allerdings erst einmal nur drinnen. Wer vor dem Laden steht, sieht mit Ausnahme des Zettels „Neueröffnung“ noch keinen Unterschied zu den Bols-Zeiten, die Silvester zu Ende gingen. „Wir hatten jetzt ‘nen knackigen Neustart. Es muss noch viel getan werden. Wir hatten nur ‘ne knappe Woche Zeit“, sagt die neue Chefin Annabelle Kranefoer (25) im Video-Interview mit unserer Redaktion, das wir am Morgen live ins Internet übertrugen.

Ein anderes Programm in Sachen Fleisch

Mittagstisch und Partyservice blieben gleich, kündigt sie darin an. „Aber wir haben ein anderes Programm, was das Fleisch angeht.“ Das angebotene „Naturfleisch“ sei frei von Gentechnik und Antibiotika. Die Tiere würden artgerecht gehalten. Das praktiziere man so seit 1992/93.

„Bio-Kriterien“ erfülle man damit nicht. „Unsere Schweine kriegen das, was der Bauer anbaut. Wenn das Mais ist, ist es Mais und kein Bio-Getreide“, erklärt Annabelle Kranefoer. Darin lägen die „minimalen Unterschiede“. Sonst sei alles nach Bio-Standards.

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Für Familie Kranefoer ist es die dritte Fleischerei nach der Zentrale in Waltrop und einer Filiale in der südlichen Dortmunder Innenstadt. In Waltrop ist die Familie seit über 100 Jahren mit ihrem Betrieb ansässig. Sie selbst ist Fleischermeisterin in der fünften Generation.

Ur-Urgroßvater war bereits in Castrop-Rauxel tätig

Tatsächlich ist auch die Eröffnung in Castrop-Rauxel kein kompletter Neubeginn für die Familie. Auch wenn es sich so anfühlt. Der Ur-Ur-Großvater von Annabelle Kranefoer hatte schon ein Geschäft in Castrop-Rauxel.

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Dass es Kranefoer nun wieder in der Stadt gibt, sei auch dem Zufall zu verdanken, berichtet sie. Ihr Vater habe Willi Bols „von Metzger zu Metzger“ vor Monaten gefragt, wie es ihm gesundheitlich gehe – und so von Bols‘ Absicht erfahren, seinen Laden zu schließen. „So kam eins zum anderen. Geplant war das nie“, erzählt die Jung-Chefin.

Sie sei „sehr guter Dinge“, dass Bols‘ Stammkunden auch bei ihnen einkaufen würden. Und dass sie über die Natur-Schiene sogar einen zusätzlichen Kundenkreis ansprechen könnten. Sorgen um die Kundenbindung wegen der zunehmenden Zahl von Veganern und Vegetariern mache sie sich jedenfalls nicht.

12,5 Stunden am Tag geöffnet

Die langen Öffnungszeiten der Fleischerei Bols möchte Annabelle Kranefoer erst einmal beibehalten. Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag ist von 6 bis 18.30 Uhr geöffnet sein, mittwochs und samstags von 6 bis 13 Uhr.

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Ändern wird sich vor allem noch die Außenfassade. „Wir machen mal und gucken, was passiert. Das wird schon“, sagt Annabelle Kranefoer Dann wird man auch von außen sehen, dass die 124-jährige Ära der Fleischerei Bols in Obercastrop zu Ende ist.

Kunde Nummer 5 an diesem Morgen ist jedenfalls sehr froh, dass WIlli Bols einen Nachfolger gefunden hat. Zeit für ein Gespräch hat er nicht, aber sein kurzes Statement lässt nichts offen: „Ich find’s mega“, sagt er.

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