FDP will 50:50-Partner der CDU werden Nils Bettinger träumt von Rats-Mehrheit in Castrop-Rauxel

Nils Bettinger will mit der FDP 50:50-Partner der CDU werden
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Die Bundes-FDP taumelt nach aktuellen Umfragewerten ebenso wie die weiteren Ampel-Regierungsparteien. Nils Bettinger will diesen Trend nicht nach Castrop-Rauxel überschwappen lassen, obwohl er mit den Liberalen bei der Kommunalwahl 2020 auch nur auf magere 3,84 Prozent gekommen war. Als Bürgermeister wollten ihn 4,37 Prozent der Wähler sehen. Seinem politischen Schaffen gaben diese Wahlergebnisse aber augenscheinlich keinen Dämpfer.

Als Fraktionschef der zwei FDP-Mitglieder im Rat – neben ihm darf auch noch Parteichef Tom Roehl mitwirken – schießt er weiter aus allen Lagen. Ob im Ratssaal, auf den Sozialen Medien oder weiteren Plattformen, die sich ihm bieten. Alles für die Sache, alles für „sein“ Castrop-Rauxel, wie er selber sagt. Bettinger hofft, dass sein Wort bald noch deutlich mehr Gewicht erhält. Sein Traum: Die gleichberechtigte Regierungskoalition mit der CDU – auch als mögliche Unter-Fünf-Prozent-Partei.

FDP-Kandidat Nils Bettinger fühlt sich bei Facebook heimisch. Hier ein Screenshot aus dem Wahlkampf 2020.
FDP-Kandidat Nils Bettinger fühlt sich bei Facebook heimisch. Hier ein Screenshot aus dem Wahlkampf 2020. © Screenshot: Paffendorf

„Wenn man eine Koalition bildet, dann immer auf Augenhöhe“, sagt Bettinger. Seine Partei unterstützt den CDU-Bürgermeisterkandidaten Thomas Thiel, beide Parteien machen derzeit in ihrer Funktion als Opposition gemeinsame Sache. Naheliegend also, dass es ab 2025 weitergehen soll mit der Zweckbeziehung. „Wir reden dann aber immer über 50:50, wenn es um den Koalitionsvertrag geht. Egal, wie groß die Parteien sind“, erklärt Bettinger. „Sonst ist die FDP schnell raus.“ Koalitionen auf lokaler Ebene, da ist Nils Bettinger ein Freund von, das schaffe höhere Verbindlichkeiten.

Erfahrungen habe seine Partei dabei bislang nur gute gemacht, blickt Bettinger auf seine Amtszeiten seit 2011 zurück: „Wir hatten mal eine Ampel in Castrop-Rauxel, da sind wir gut mit gefahren.“ Es sei eher rot-grün gewesen, die sich dann überworfen haben. Diesen Anschein erwecken die rot-grünen Koalitionspartner derzeit keineswegs. Nach außen herrscht große Einigkeit. „Demokratische Parteien müssen immer zusammenarbeiten können“, lautet Bettingers Devise, „wir müssen aufpassen, nicht eine Fundamental-Opposition zu generieren. Das sehe ich aktuell bei SPD und Grünen. Und das frustriert.“

Nils Bettinger sorgt sich um den möglichen Einzug einer Castrop-Rauxeler AfD in den Rat der Stadt. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch. Und ich habe die Konstellation vor Augen, dass Vorgänge nur mit der AfD möglich werden.“ Dieses Szenario wolle er mit seiner, aber auch den weiteren Parteien aus dem Stadtrat gemeinsam verhindern.

Die schwarz-gelben Chancen auf eine Mehrheit sieht Bettinger hoch, eine Anfrage von SPD und Grünen, vor dem Hintergrund bundesweit sinkender Prozent-Prognosen wieder gemeinsame Sache zu machen, gab es derweil überhaupt nicht. „Da habe ich nichts gehört“, sagt er knapp. Einen Bürgermeisterkandidaten haben die beiden Parteien, ob gemeinsam oder eigenständig, noch nicht bestimmt. Es ist offen, ob Amtsinhaber Rajko Kravanja (SPD) noch für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehen wird. „Da glaube ich schon, dass er der Partei Aufschwung verleihen kann. Er ist als Bürgermeister nicht unbeliebt.“

„Das erfüllt mich“

Ist ein Nils Bettinger nach vier Jahren Opposition nicht müde geworden? „Ich kriege häufig das Feedback, warum ich mir das antue und dass ich in der falschen Partei engagiert sei. Aber darauf antworte ich immer, dass ich genau richtig bin, weil ich einen liberalen Kompass habe.“ Für Castrop-Rauxel zu arbeiten und sich zu engagieren, „das erfüllt mich“, fügt er an. Jetzt starten knapp elf Monate Wahlkampf. Leiser wird Nils Bettinger in dieser Zeit gewiss nicht werden.