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Postbote Hakan Erdogan und 73 Kollegen eröffnen neuen DHL-Stützpunkt
Post und DHL
Im Mittelstandspark Ost hat ein neuer Zustellstützpunkt von Post und DHL aufgemacht. Zusteller Hakan Erdogan (38) aus Merklinde muss nun nach Ickern statt an die Lönsstraße. Wie findet er das?
In der Castroper Altstadt hat sich die Post und DHL weitgehend zurückgezogen: Von der Lönsstraße aus, einem von zwei alten Zustell-Stützpunkten in Castrop-Rauxel, werden künftig fast keine Briefe und Pakete mehr verteilt. Jetzt fahren die Postautos vom Deininghauser Weg los. Dort gibt es einen neuen Zustellstützpunkt, der die beiden anderen Standorte ablöst. Er soll emissionsfrei sein und bietet den 74 Mitarbeitern in der Zustellung viel mehr Platz.
Auf dem Hof vor der länglichen gelben Halle stehen an diesem Freitagmorgen gegen 9.30 Uhr mehrere Dutzend gelbe Autos, E-Bikes und Lieferwagen. Hakan Erdogan (38) belädt einen Caddy. Auf dem Beifahrersitz stellt er Kisten mit Briefen ab, daneben legt er in Foliensäcke eingeschweißte Werbung mit reichlich Prospekten. Die Ladeklappe ist offen, das Vordach gibt Schutz gegen den leichten Schneefall. Dort kommen gleich noch 50 bis 100 Pakete rein.
Erdogan ist Verbundzusteller: Er verteilt Briefe und Pakete in einer Tour, wie inzwischen fast alle seiner Kollegen. Den klassischen Briefträger gibt es kaum noch. „Das ist hier viel besser als in Castrop-Rauxel 1“, sagt er mit Blick auf den Umzug von der Lönsstraße hierher. Dort gab musste man die Fracht zum Teil mit dem Fahrstuhl vom Hof ins Obergeschoss und wieder runter transportieren. Der Hof war viel enger für die Fahrzeuge, aus denen jede Woche an sechs Tagen rund 123.000 Briefe, 50.000 Großbriefe und 13.000 Pakete erst an-, dann ausgeliefert werden.

Freitagmorgen am neuen Zustellstützpunkt der Post und DHL in Ickern: Dutzende gelbe Autos werden beladen. Gleich fahren die Zusteller los und liefern tausende Briefe und Pakete aus. © Tobias Weckenbrock
Briefe aus Dortmund-Marten, Pakete vom Opel-Gelände
Die Briefe kommen aus dem Briefzentrum in Dortmund-Marten, das für alle Postleitzahlen zuständig ist, die mit 44 beginnen - also zum Beispiel für die Städte Castrop-Rauxel, Dortmund und Bochum. Die Pakete kommen aus dem Paketzentrum in Bochum auf dem ehemaligen Opel-Gelände, das weite Teile des Ruhrgebiets beliefert. Zwei, drei Lastwagen rollen morgens aus Dortmund, zwei oder drei aus Bochum an. Die 74 Zusteller nehmen dann die Ware für ihren Bezirk, 45 gibt es in Castrop-Rauxel, mit.
Den Überblick hat Lanis Farwick, der hier wie an neun anderen Stützpunkten der Post und DHL Betriebsleiter ist. Der Dortmunder ist froh, dass man sich die Fahrstuhl-Touren sparen kann, dass es hier bald eine Elektro-Flotte geben wird, die aus dem Strom der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach betankt wird und dass man dann emissionsfrei mit eigener grüner Energie zustellen wird.
200.000 Sendungen pro Woche: Das ist der DHL-Stützpunkt Ickern
Bis dahin dauere es noch ein wenig, sagt Pressesprecher Rainer Ernzer, aber die Vorbereitungen seien getroffen: Unter dem Abdach und dem Carport auf dem Parkplatz ist Platz für über 30 Fahrzeuge und Ladepunkte.
Gerücht: Stellt die Post montags nicht mehr zu?
- Immer wieder gibt es das Gerücht, die Post würde montags keine Briefe mehr zustellen. Das dementiert Sprecher Rainer Ernzer. An sechs Tagen in der Woche stelle die Post/DHL an jeden Haushalt in Castrop-Rauxel zu.
- Über 90 Prozent der Briefe, so Ernzer, würden am nächsten Tag ausgebracht, sofern die Briefe vom Absender bis zur Leerung der Briefkästen am Vortag eingeworfen wurden und korrekt frankiert und adressiert sind.
- Samstags sei der stärkste, montags der schwächste Tag der Woche: „Versicherungen und andere Betriebe arbeiten am Wochenende nicht, sodass wir montags nur zwei Prozent der Wochenmenge zustellen“, so Ernzer.
- Heißt: Montags bekommt kaum jemand einen Brief, außer denjenigen, die von freitagsnachmittags bis samstags zur Leerung in den Briefkasten eingeworfen wurden. So entstehe dieser Eindruck.
Hakan Erdogan hat den Wagen beladen. Es ist 9.50 Uhr, als er vom Gelände fährt. Er fährt in die Stadt, wird an der Ringstraße anfangen, dann folgen Thomasstraße, Obere Münsterstraße, Wasserwerkstraße und Co.: Sein Bezirk ist in der Altstadt. Damit er ihn auch schafft, wo er nun von Ickern aus anfahren muss, hat die Post den Bezirk etwas verkleinert. Hakan Erdogan sprüht vor Energie. Er macht seinen Job offensichtlich mit Leidenschaft – und jetzt noch ein bisschen lieber als vorher an der Lönsstraße.
Über die Investitionssumme spricht die Post nicht. Nur über die Vorteile der neuen Logistik - das dafür gerne. Die Frage vieler Altstadt-Bewohner, was nun am Münsterplatz aus dem Dienstleistungs-Zentrum wird, kann Rainer Ernzer auch nicht so richtig beantworten: Die Postbank wickelt dort das Post- und DHL-Geschäft im Auftrag der Post ab. Sie ist nicht mehr Teil der privatisierten Post, sondern der Deutschen Bank. Von einer Schließung der Filiale ist zurzeit nichts bekannt. Der Geldautomat der Postbank ist der letzte verbliebene der Cash Group (Commerzbank, Deutsche Bank, Postbank) in der Altstadt.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
