
© Gelsen-Net / Fuhrmann
Erster Breitbandausbau beendet: Wie bekomme ich jetzt das schnelle Internet?
Glasfaser-Anschluss
Glasfaser verlegt. Allerdings nur im Bereich des „geförderten Ausbaus“. Wie kann ich nun feststellen, ob ich dabei bin? Und wie komme ich sonst an den schnellen Internetanschluss in Castrop-Rauxel?
In 600 Wohneinheiten in Castrop-Rauxel steht ein Glasfaseranschluss zur Verfügung. Das ist Stand der Dinge beim Ausbau der Firma Gelsen-Net, die für über 50 Millionen Euro gefördert wurde, um die „weißen Flecken“ in Castrop-Rauxel auszuradieren. Sprich: die Stellen anschließen, die eine sehr schlechte Versorgung hatten – plus alle Schulen. Castrop-Rauxel hat knapp 75.000 Einwohner, die in rund 32.000 Wohnungen leben. Was ist also mit den restlichen über 31.000?
Karsten Kremer, Prokurist der Gelsen-Net, sieht ein – viel ist das nicht: „Ja, der geförderte Ausbau betrifft nur 600 Wohneinheiten. Jetzt machen wir aber Folgendes: Dort, wo wir die Trassen verlegt haben, wollen wir 100 Prozent der Haushalte anschließen. Unser Leerrohr im Boden sieht das vor. Im zweiten Schritt werden wir nun also eine Akquise machen.“
Bald folgen 2600 Wohneinheiten
Nur einen Teil habe man schon im Zuge des geförderten Ausbaus erschlossen: „Wir haben Eigentümer angeschrieben, dass wir sie angeschlossen haben – auch wenn wir dafür im Tiefbau selbst noch ein paar Meter weiter von der Trasse aus graben mussten“, so Kremer. „Die, die wir also schon angebaut haben, haben schon die Anschluss-Möglichkeit. Das sind noch mal knapp 830 Objekte, die rund 2600 Wohneinheiten umfassen.“
Bin ich schon angeschlossen?
- Wer wissen möchte, ob er eine Glasfaser-Anbindung bekommen oder schon nutzen kann, kann sich auf der Website der Firma Gelsen-Net über einen Adressfinder kundig machen. Um Rücksprache zu halten, kann man auch die Hotline anrufen: Tel. 0209 / 70 20.
- Für eine Ausbau-Anfrage zum Beispiel in einer Stichstraße / Sackgasse, wird empfohlen, sich mit Nachbarn abzusprechen und dann einen Ausbau-Wunsch an Gelsen-Net heranzutragen. Dabei teilen sich Anwohner die Kosten, wenn für das Unternehmen der Ausbau wirtschaftlich wird, weil genügend Anwohner das Angebot wahrnehmen würden.
Seit November sei man dabei. Man müsse dazu aber Zugang zum Eigentümer des Gebäudes und oft auch den Mietern haben, um die Anschlüsse bis in den Keller, aber auch bis in die die Wohneinheit zu verlegen. „Wir wollen uns da aber nicht mit einem Eigentümer streiten. Fest steht: Wir erheben für den Anschluss keine Kosten“, so Kremer.
Im Moment spreche man in dieser Sache mit den Wohnungsbaugesellschaften. Erst den kommunalen, die es in Recklinghausen und Herten, in Castrop-Rauxel aber nicht gibt. Dann mit Vonovia, LEG, Vivawest und Co. „Die sind zum Teil aber relativ schwierig, weil Rahmenverträge mit Vodafone oder Telekom existieren“, so Kremer. Da gehe es auch um Konkurrenzausschluss-Klauseln. Aber: „Wir haben ein großes Interesse, in diese Objekte hereinzukommen.“
Bleiben immer noch über 28.000 Wohnungen ohne Anschluss. Für Gelsen-Net sei das Förderprojekt die Initialzündung gewesen, um zu sagen: „Wir bauen Castrop-Rauxel aus.“ Es gebe eine gute Zusammenarbeit mit den Stadtwerken und Bürgermeister Rajko Kravanja – „da ist Castrop-Rauxel für uns eine sehr angenehme Stadt“, so Kremer. So wird das Beerenbruchviertel in Ickern komplett mit Glasfasern ausgebaut. Im Frühjahr 2022 soll der Bau bis in die Wohneinheiten beginnen.
Generell, so Kremer, informiere das Unternehmen jeden Kunden per Post, der jetzt direkte Möglichkeiten eines Anschlusses hat. Das Top-Paket kostet 90 Euro im Monat für eine 1Gbit-Downstream-Verbindung mit einem 24-Monats-Vertrag. Es soll aber auch Kampagnen mit günstigeren Angeboten geben, zum Beispiel zurzeit die ersten neun Monate für 20 Euro. Ein 100-Mbit-Glasfaser-Anschluss liegt im Normalpreis bei 40 Euro pro Monat.
Telekom, Vodafone und andere könnten Leitungen nutzen
Auch Wettbewerbern sollen die Glasfaserleitungen zur Nutzung für eigene Tarife angeboten werden. Fachsprachlich heißt das: „Wir arbeiten auf einer Open-Access-Plattform. Wir stellen unser Netz dem Markt zur Verfügung“, so Kremer. Die Telekom quäle aber bisher lieber die Kupferleitungen (Telefonleitungen), bis sie komplett am Ende seien (O-Ton Kremer), als die Trassen von Gelsen-Net – natürlich gegen Nutzungsgebühren – zu nutzen. „Die Netze sind abgeschrieben, die Kosten für die Telekom also gering“, erklärt der Prokurist.

Das Unternehmen Gelsen-Net baut in Castrop-Rauxel das Glasfasernetz aus. © Gelsen-Net
Der Nachteil laut Kremer für den Kunden: Bandbreite und Latenz (Ping-Rate) sind bei vergleichbaren Angeboten schwächer und variieren je nach Nutzlast, da alle auf derselben Leitung empfangen, während eine Glasfaser immer nur einem Haushalt vorbehalten ist.
Und Vodafone als zweiter großer Player im Markt? „Das Unternehmen setzt nach dem Zusammenschluss mit Unitymedia eher auf die Koaxial-Leitungen“, so Kremer. Leitungen für das klassische Kabelfernsehen also. „Aber für kleine Unternehmen ist es auf Dauer besser, auf unsere Leitungen zu gehen.“ Sprich: Selbst, wer nicht zu Gelsen-Net wechseln möchte, könnte bald über Gelsen-Net-Glasfasern surfen, ohne es zu merken.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
