Einbruch in Castrop-Rauxeler Windkraftanlage Was steckte hinter dem Rettungs- und Polizeieinsatz?

Einbruch in Windkraftanlage: Polizei- und Rettungseinsatz am „Airkules“
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In eine Windkraftanlage einzubrechen, erscheint auf den ersten Blick nicht allzu lukrativ. Aber offenbar gibt es doch für manch einen gute Gründe. In die größte Anlage auf dem Schweriner Berg zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund sind am Mittwochabend Unbekannte eingestiegen. Das System übermittelte dem Eigentümer und dem Dienstleister und Hersteller Enercon eine Fehlermeldung. Am Donnerstag gab es darum einen Rettungs- und Polizeieinsatz vor Ort.

Die Anlage namens „Airkules“ steht seit 2015 auf dem Westhofschen Feld. Sie misst 139 Meter Höhe vom Boden bis zur Nabe. Hinzu kommen rund 42 Meter Rotorlänge. Eigentümer ist Wilhelm Kremerskothen, Landwirt und ein Pionier der erneuerbaren Energien in der Region. Er war einer der ersten, die Windräder und Biogasanlagen betrieben. Sein Hof liegt nur ein paar Hundert Meter Luftlinie entfernt.

Doch warum dieser Einsatz am Donnerstag zwischen 13 und 15.10 Uhr, vor allem auch von Kräften der Castrop-Rauxeler Feuerwehr? Die Polizei einzuschalten, war allein aus versicherungstechnischer Sicht notwendig. Und dass die Kollegen der Feuerwehr dazu holten, war eine reine Vorsichtsmaßnahme: Man wollte absolut sicher gehen, dass sich niemand mehr in der Anlage befindet.

Gegen 15.10 Uhr stand das definitiv fest. Der Service-Dienstleister Enercon mit regionalem Sitz in Kamen rückte an, fuhr einmal rauf zur Gondel und wieder herunter, setzte dabei die Anlage technisch wieder instand und gab erst einmal Entwarnung. Auch klar war zu dem Zeitpunkt schon: Es wurde offenbar nichts gestohlen. Auch größere Schäden waren nach Angaben vor Ort nicht zu erkennen, weder an der Technik, noch an der Eingangstür.

Fern-Monitoring ergab Erkenntnisse

Doch vor Ort stellten sich einige Dinge klar heraus, die über die Fernwartungsmöglichkeiten nicht zu entdecken waren. Demnach waren gesichert eine oder mehrere Personen am Abend im Turm. Sie nutzten dabei den in der Anlage verbauten Servicelift. Das ist eine Art Fahrstuhl, der eine Person und Material nach oben transportieren kann. Er ist an Stahlseilen unter der Gondel aufgehängt und ermöglicht Monteuren und Technikern für die Wartung oder Reparaturen einen relativ schnellen Auf- und Abstieg. Er endet zwölf Meter unterhalb der Gondel. Für den Rest des Weges braucht es dann die Steigleiter, die auch im gesamten Turm als Notabstieg zur Verfügung steht.

Das Steuerungsmodul des Lifts lässt sich eigentlich nur mit einem Schlüssel betätigen. Doch hier gingen der oder die Einbrecher offenbar mit einem Schraubendreher vor: Das Schloss muss nun wohl ausgetauscht werden.

Die Windkraftanlage „Airkules“ auf Schwerin an der Stadtgrenze zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund: Am Donnerstag lief dort ein Polizei- und Rettungseinsatz. Unbekannte waren am Mittwochabend eingebrochen.
Die Windkraftanlage „Airkules“ auf Schwerin an der Stadtgrenze zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund: Am Donnerstag lief dort ein Polizei- und Rettungseinsatz. Unbekannte waren am Mittwochabend eingebrochen. © Tobias Weckenbrock

Servicelift legte Nothalt ein

Bei der Abfahrt kam es zu einem Nothalt, wie aus dem Protokoll der Anlage hervorgeht: Durch zu viel Bewegung im Servicelift rutschte nach Angaben eines Technikers und des Eigentümers mindestens eines der sechs relevanten Stahlseile von einer Rolle. Dennoch konnten die Fachleute am Donnerstag niemanden mehr antreffen. Wilhelm Kremerskothen soll so gegen 10.30 Uhr mit ihnen telefoniert haben.

Bei der Polizei läuft nun eine Strafanzeige nur wegen Hausfriedensbruchs, da die Sachbeschädigung wohl geringfügig ist und ein Diebstahl nicht vorliegt. Das war vor rund sechs Wochen wohl anders: Wie am Rande der Gespräche bekannt wurde, ist vor einiger Zeit in eine der fünf anderen Windräder auf dem Schweriner Berg eingebrochen worden. Die Anlage, die noch näher am Hof Kremerskothen liegt, aber einem anderen Geschäftsmann gehört, ist seither außer Betrieb. Grund: Hier wurden Kupferkabel wohl bis zu einer Höhe von rund 20 Metern im Turm gestohlen. Der Sachschaden dort soll wohl in fünfstelliger Höhe liegen.

Im „Airkules“, so Kremerskothen, ist Aluminium verbaut. Seine Anlage stand nur einige Stunden. Sie lief schon um 15 Uhr wieder an.

Viele Fotos und ein Video vom Einsatz auf dem Feld auf rn.de/castrop

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