Das Gestüt Forstwald ist eine große Pferdesport- und Reitanlage in Bladenhorst. Aber bald könnte es auch eines der größten Kraftwerke der Stadt werden. Am Stadtrand von Castrop-Rauxel zu Herne soll eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage gebaut werden. Das ist eine Solaranlage, die nicht auf Dächern, sondern auf Grünland steht. Während das Projekt bei Bekanntwerden der Pläne die Nase vorn zu haben schien, ist nun eine neunte Windkraftanlage offenbar sogar in die Pole Position getreten.
Ende Januar 2023 wurden Pläne der Eigentümer-Familie um Rolf Holtschneider bekannt, den hinteren Teil des Gestüt-Geländes für eine PV-Anlage und möglicherweise auch eine Windkraftanlage zu nutzen. 4 bis 6 Hektar Grünland wolle man mit Solaranlagen überspannen, damit 7 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren, so die damals präsentierte Rechnung. Eine Windkraftanlage, bei der die ersten Prüfungen offenbar gut verliefen, könnte bis zu 15 Millionen Kilowattstunden im Jahr schaffen, so Johannes Tisborn, der für die Familie dieses Projekt planerisch nach außen repräsentiert und organisiert.

Und was ist acht Monate später? Wir fragen nach und erhielten Antworten. Die Pläne für den Bau einer Windkraftanlage auf dem Gelände hätten sich konkretisiert, so Tisborn in dieser Woche in einer schriftlichen Antwort auf drei Fragen unserer Redaktion. „Die vertraglichen Aspekte stehen kurz vor dem Abschluss.“ Gutachten bezüglich Wirtschaftlichkeit, ein sogenanntes „Windgutachten“ sowie Artenschutzgutachten seien entweder schon erstellt oder in Arbeit. „Zum heutigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass dieses Projekt innerhalb der nächsten zwei Jahre realisiert werden kann“, erklärt der Sprecher.
Beim Thema Freiflächen-PV gebe es ebenfalls konkrete Pläne. Neben Fragen der Wirtschaftlichkeit und des Artenschutzes müsse man hier aber auch bestehende Nutzungsverträge berücksichtigen. „Insofern sind wir bei der Windenergieplanung aktuell ein Stück weiter, sind aber motiviert, auch das Thema Freiflächen-PV aufzugleisen“, so Tisborn.

Zu diesen Plänen hatte es kritische Einwände aus der Politik und der Bürgerschaft gegeben. Warum man auf dem Gestüt nicht zunächst die Dächer belege, anstatt Grünflächen zu „überdachen“, wollte unter anderem Thomas Krämerkämper vom BUND-Landesvorstand und von den Grünen in Castrop-Rauxel wissen.
„Das Grünland bleibt bei einer PV-Freiflächenanlage erhalten“, antwortet Johannes Tisborn darauf. Es gebe „sehr attraktive duale Nutzungskonzepte, die auch wir bei einer möglichen Umsetzung in Betracht ziehen werden“. Die Nutzung von Dächern sei im Allgemeinen natürlich absolut erstrebenswert und werde bei eigenen Liegenschaften auch berücksichtigt. „Jedoch obliegt diese Investition vielen einzelnen Hausbesitzern. Die Energiewende muss aber schneller realisiert werden. Von daher sind PV-Freiflächenanlagen mittelfristig der richtige Weg.“
Ein Vorteil für die Windenergie-Planung am Stadtrand könnte sein, dass die Landesregierung in NRW mit ihren Vorgaben den Ausbau für erneuerbare Energien stark beschleunigt, Stichwort Mindestabstände und Potenzialflächen. Das senkt am Ende bei der Bauplanung in jedem Einzelfall die Hürden. Das gilt generell auch für die Errichtung von Freiflächen-Solaranlagen.
Klar ist aber ohnehin, was Stadtbaurätin Bettina Lenort jetzt noch mal gegenüber unserer Redaktion bekräftigte: Ob mit Windvorrangzone oder Potenzialfläche oder nicht – „es muss ohnehin jeder Antrag und jedes Vorhaben einzeln geprüft werden“.
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