Dr. Magnus Heier über Stürze bei Glatteis „Man muss schon ganz schön bescheuert sein“

Dr. Magnus Heier über Stürze auf Glatteis: „Ganz schön bescheuert“
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Er war im hausärztlichen Notdienst tätig. Und erlebte die Sturz-Problematik am Eis-Freitag und dem folgenden Wochenende in Castrop-Rauxel. Dr. Magnus Heier aus Henrichenburg berichtete nun in seinem Podcast über die Auswirkungen des Glatteises mit den Hunderten Stürzen, die es über den Tag hinweg in Castrop-Rauxel gab.

„Das Gehirn und der Finger“ heißt Heiers Podcast, der bei Spotify und Apple über alle üblichen Podcatcher kostenlos zu hören ist. In der 20-minütigen Sendung spricht der Mediziner und Neurologe, der sich gern mit dem menschlichen Gehirn beschäftigt, mit dem Berliner Autor und Moderator Daniel Finger über seine Erlebnisse rund um den 12. Januar 2024.

„Man konnte es doch am Tag vorher lesen“, so Heier: „Morgen ab soundsoviel Uhr wird es sehr glatt.“ Überall seien die Leute gewarnt worden. Und trotzdem seien sie rausgegangen. „Meine Erfahrung war einfach nur die: Ein Drittel der Patienten, die ich hatte, kam, weil sie sich irgendwie langgelegt hatten.“

Es sei ja „ganz lustig“, wenn man sich auf den Hintern setze. Aber wenn man sich mit dem Handgelenk abstütze und einen Bruch in Handgelenk, Ellbogen oder Schulter habe, sei der Spaß spätestens vorbei. „Ich hatte einen Patienten, der hatte ein Hämatom am Hintern, so ein großes habe ich noch nie zuvor gesehen“, sagte Heier in der aktuellen Folge „Blitzeis“, die am Freitagmorgen (19.1.) erschien.

„Warum waren Sie denn draußen?“

Die Frage sei bei einem solchen Bluterguss immer: Ist da was gebrochen? „Ich habe die Leute dann gefragt: Warum waren Sie denn draußen?“ Es gebe ja immer mehr Leute, die es nicht zwingend müssten. Wer in der Bäckerei, im Taxi, als Lehrer oder bei der Müllabfuhr arbeite, wer zur Schule müsse, der müsse ja raus. Aber der Anteil der Rentner oder derer, die Home Office machen könnten, werde ja immer größer.

„Seit der Erfindung des Kühlschranks sind wir in der Lage, einen Tag zu Hause auszuhalten“, so Magnus Heier. Man müsse nicht zwingend raus, um zu überleben. Aber was ihm erzählt wurde, machte ihn fassungslos: Ein Freund liebe schöne Schuhe mit glatter Ledersohle. „Sehr ambitioniert...“, sagt Heier. „Ich habe auch Radfahrer gesehen. Man muss schon ganz schön bescheuert sein, bei Blitzeis mit dem Rad unterwegs zu sein. Das ist schon dumm.“

Ein anderer Freund habe sich lang gemacht. Seine Smartwatch habe durch das Rappeln gemerkt, dass er gestürzt sei, und habe angezeigt, sie habe ihn nun geortet und werde den Notruf wählen. Das habe er noch verhindern können, aber: „Das ist genial“, so Heier, „wenn man bewusstlos wird, ist also kurze Zeit später der Notarzt da.“

„Die Leute waren unterwegs. Und viele nicht zwingend. Es ist unvernünftig!“, so Heier in seiner Blitzeis-Bilanz. „Die Zahlen sind irre. Manche Verletzung tut lange weh und ist auch teuer.“ Er könne sich erinnern, mit welcher Eleganz er selbst als Kind vom Fahrrad gefallen sei. Aber je älter man werde, desto mehr verletze man sich dabei. „Und wenn man durch mehr Vernunft 50 oder 80 Prozent davon vermeiden kann, dann ist das schon ziemlich ärgerlich“, so sein Fazit.

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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 20. Januar 2024.