
© Tobias Weckenbrock
Ditib-Moschee-Pläne für Habinghorst: Jetzt spricht der Bürgermeister
Ehemalige Neuapostolische Kirche
Er war im Urlaub. Nun ist Bürgermeister Kravanja zurück und wendet sich bei Facebook an die Öffentlichkeit. Denn das Rumoren in Habinghorst ist an ihm nicht vorbeigezogen. Er erklärt Hintergründe.
Die Ditib-Ayasofya-Gemeinde aus Ickern hat ihre Pläne öffentlich gemacht, dass sie einen Umzug anstrebt: von der Vinckestraße zum Habinghorster Markt, dorthin, wo das Gebäude der ehemaligen Neuapostolischen Kirche seit einigen Jahren leer steht. Man wolle gern raus aus dem Ickerner Hinterhof.
Als die Pläne bekannt wurden, regte sich Kritik. Allgemeiner Art, aber vor allem von Anwohnern, die sich um ihr Viertel sorgen. Ihnen fehlten Parkplätze und sie befürchten, dass Lärm zunimmt und freier Parkraum weiter abnimmt, wenn hier eine Moschee einzöge.
Jetzt meldet sich Bürgermeister Rajko Kravanja dazu zu Wort. Am Sonntag schrieb er einen langen Beitrag auf seiner Facebook-Seite, weil er „von verschiedenen Seiten angesprochen“ worden sei.
Er schreibe bewusst von einem „eventuellen Umzug“: „Nicht, wie es mir schon vorgeworfen wurde, um jemanden zu täuschen, (...) sondern weil es in der Tat noch baurechtlich offen ist, ob das am Ende klappt.“ Denn egal ob Kirche, Moschee, Supermarkt, Gaststätte oder Veranstaltungsort: Für alle Ideen seien vom Amt „die gleichen Dinge abzuprüfen: Lärmauswirkungen der Besucher, des An- und Abfahrens, wie viele Personen kommen mit dem Auto bzw. dem Bus, gibt es genügend Parkplätze, was soll auf dem Gelände an Veranstaltungen stattfinden und so weiter und so fort. All das ist noch offen!“
„Wir können keine Genehmigung verweigern“
Es sei keine Frage von Wollen oder Willkür, sondern: „Entweder die Gemeinde erfüllt die Kriterien der Bauordnung oder nicht. Wir können keine Genehmigung verweigern, und das ist auch gut so! Denn es kann ja nicht sein, dass wir an der gleichen Stelle, mit den gleichen Auflagen eine Kirche genehmigen würden und eine Moschee nicht.“

In diesem Gebäude war mal die Neuapostolische Kirche von Habinghorst. Es war still darum geworden, was hier einmal passieren soll. Nun will eine Moscheegemeinde einziehen. © Tobias Weckenbrock
Für ihn gehörte eine Moschee in ein Wohngebiet. „Wohin denn sonst? Kirchen und andere Gebetshäuser sind immer der Mittelpunkt von Städten!“, so Kravanja.
Er kenne einzelne Mitglieder der Gemeinde seit über 20 Jahren. „Es sind unsere Nachbarn, Arbeitskollegen und Freunde. Die unterscheide ich, wie alle anderen auch, danach, ob sie nett oder nicht sind, nicht nach Glaube oder Herkunft. Ich kann nur sagen, dass ich immer herzlich willkommen geheißen wurde, auch schon bevor ich Bürgermeister wurde“, so Kravanja.
„Beide Ditib-Gemeinden waren immer offen“
Die Organisation Ditib dürfe und müsse man vielleicht auch kritisieren. Aber: „Für Castrop-Rauxel kann ich sagen, dass beide Ditib-Gemeinden immer offen und transparent waren und jederzeit mit uns zusammengearbeitet haben oder uns als Stadt unterstützt haben. Also, bitte nicht gleich alle Ditib-Gemeinden oder den Verband mit unseren Gleichsetzen.“ Man dürfe „gerne auch kritisch diskutieren, solange man nicht abgleitet“.
Es gehe hier nicht darum, dass Erdogan mit einer neuen Moschee aus der Türkei einen lang gehegten Plan der Islamisierung Deutschlands umsetzt, sondern darum, „dass eine bestehende Castroper Moscheegemeinde umziehen möchte. Diejenigen, die da beten, sind nicht irgendwelche Menschen, die aus anderen Städten zu uns kommen, sondern unsere Nachbarn und Freunde – es sind Castrop-Rauxeler“, so Kravanja.
„Keine Heerscharen von Kriminellen“
Hier kämen keine „Heerscharen von Kriminellen, die durch Straßen, Vorgärten vagabundieren, sondern Menschen, die ihr Gebet verrichten und dann wieder nach Hause fahren oder am Gemeindeleben teilnehmen“. Damit geht er auf den Anwurf ein, die umliegenden Häuser könnten durch eine Moschee in der Nachbarschaft an Wert verlieren. Kravanja: „Als dort noch eine Kirche war, hat niemand nach Werteverlust gefragt – warum eigentlich?“
Zentrale Frage seien laut Kravanja zwei: der Lärm. „Erfahrungsgemäß sind es weniger die Feste und Veranstaltungen, sondern die Gespräche am Auto, das Türenschlagen etc.“ Und der Parkraum, „einer der knibbeligsten Punkte“, so Kravanja. „Wie in allen Wohngebieten, insbesondere in denen aus der Zechenzeit, haben wir grundsätzlichen Parkdruck.“

Entlang der Hecke dürfen Autos parken. Nur haben einige von ihnen keine Nummernschilder: Sie sind nicht zugelassen und blockieren den Parkraum für die Anwohner. Gegenüber befindet sich das Gelände der einstigen Kirche. © Tobias Weckenbrock
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
