
© Tobias Weckenbrock
Ditib-Gemeinde will mit Moschee in alte Neuapostolische Kirche umziehen
Umzugspläne
Die einstige Neuapostolische Kirche in Habinghorst steht seit Jahren leer. Nach dem zweiten Eigentümerwechsel gibt es nun die Idee, dass sie Gotteshaus bleibt. Das sorgt für etwas Unruhe.
Die türkisch-muslimische Ditib-Gemeinde in Ickern ist seit einiger Zeit auf der Suche nach geeigneten Gemeinderäumen. Das Raumangebot an der Vinckestraße ist eingeschränkt. Dabei ist sie jetzt auf die ehemalige Neuapostolische Kirche in Habinghorst aufmerksam geworden. Sie stand zum Verkauf und entspricht offenbar den räumlichen Bedürfnissen der Gemeinde. Jetzt hat die Gemeinde ins Auge gefasst, in den Nachbarstadtteil Habinghorst umzuziehen.
2018 erwarb ein Ehepaar das gut erhaltene Kirchengebäude an der Querstraße mitsamt der aufgeräumten Fläche drumherum, die an den ehemaligen Habinghorster Markt angrenzt. Die neuen Käufer beteuerten damals, dass man keine Moschee daraus machen würde. Stattdessen soll es wohl die Idee gegeben haben, die Kirche als Halle umzubauen und darin und rundherum Wohnmobil- und Wohnwagenstellplätze zur Vermietung zu schaffen.
Dieser Plan ging aber baurechtlich nicht auf: Hier befinden wir uns mitten in einem allgemeinen Wohngebiet. Gewerbliche Nutzung ist grundsätzlich nicht genehmigungsfähig, wie es amts- und fachsprachlich heißt.
Das Objekt mitsamt Grundstück war länger in einschlägigen Internetportalen als Immobilienanzeige zum Verkauf inseriert. Es gab Interessenten, aber die Nutzungsfrage ist hier eben nicht so ganz einfach zu beantworten.
Ditib-Gemeinde hat Gebäude und Grundstück gekauft
Nunmehr erwarb die Ditib-Gemeinde das Objekt, um damit einen hübscheren Gemeindetreff mit Gotteshaus zum Gebet zu schaffen als das, was man an der Vinckestraße an der Emscher und der Lärmschutzwand zur A2 derzeit hat.

In einem Hinterhof auf der Vinckestraße in Ickern ist die DiTiB-Moschee-Gemeinde seit Jahren zu Hause. © Tobias Weckenbrock

In einem Hinterhof auf der Vinckestraße in Ickern ist die Ditib-Moschee-Gemeinde seit Jahren zu Hause. © Tobias Weckenbrock
Das bestätigt Gemeinde-Vorstandsmitglied Senol Karayal, das bestätigt auch die Sprecherin Aysel Cetin. Sie ist Juristin, sie ist Vorsitzende des Integrationsrats, sie ist Mitglied der Ditib-Moscheegemeinde auf Schwerin – sie ist also in vielerlei Hinsicht Fachfrau. Und sagt gegenüber unserer Redaktion: „Die Gemeinde ist nun auf mich zugekommen, damit ich prüfe, ob das Projekt, das ihnen vorschwebt, realisierbar ist.“ Derweil pflegt die Gemeinde bereits das Gelände: Sträucher schneiden und solche Arbeiten stehen dort immer an.
So einfach, wie man sich das als Laie vorstellt, ist es nicht mit dem Umzug: Möbel in Ickern einpacken, nach Habinghorst umziehen und hier das Gebet, die Versammlungen und alles andere stattfinden zu lassen, wäre zwar physisch einfach, aber rechtlich nicht. Es braucht eine nutzungsrechtliche Genehmigung dafür.
Nun arbeitet Aysel Cetin für die Gemeinde daran: „Wir haben mit dem Bürgermeister gesprochen. Denn klar ist: Man muss hier mit offenen Karten spielen“, sagt die Fachanwältin für Baurecht.

Das Kirchengebäude steht seit mehreren Jahren leer. Nun könnte eine Moschee darin Platz finden. Aber das ist rechtlich nicht so einfach. © RVR 2020 Aerowest
Logisch, denn die Stadtverwaltung ist die baurechtlich relevante Genehmigungs-Behörde. „Aber hier war es zugleich so, dass wir nicht unnötig für Unruhe im Umfeld sorgen wollten. Denn ob hier jemals eine Moschee einziehen kann, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch vollkommen offen“, so Cetin.
Gutachten soll diese Woche vorliegen
Man habe nun eine Architektin im Planungsteam, ein Expertenbüro für ein Lärmschutzgutachten und werde so eine Machbarkeitsstudie erstellen. Eine Bauvoranfrage liegt der Stadt vor. Die Baubehörde wird aber erst mit dem Gutachten weiterarbeiten. Diese Woche, so Cetin, werde man das der Stadt wohl vorlegen können.
Fest steht wohl: Das Gebäude würde so erhalten bleiben, wie es ist, also ohne bauliche Änderungen. „Sie wollen die Moschee wirklich 1:1 dorthin verlegen. Mit den normalen Gebetszeiten, ihrer Koranschule, Räumen für Seniorentreffen, wo also Integrationsarbeit bei Kaffee und Kuchen geleistet wird. Sie wollen einfach aus ihrer Ecke in Ickern raus“, so Cetin. „Viele dachten wohl: Das geht so einfach. Aber es ist nicht so leicht.“
Es gehe hier auch nicht um Geheimhaltung, wenngleich man eine Gerüchteküche auch nicht wünsche: „Wissen Sie“, sagt Aysel Cetin, „es ist baurechtlich alles noch viel zu offen, als dass wir mit einer Bürgerinformation und -beteiligung schon anfangen würden. Sobald die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Umsetzbarkeit geklärt sind, werden wir selbstverständlich sowohl die Bürger als auch die Politik der Stadt Castrop-Rauxel einbeziehen und beteiligen.“
„Wir waren für den Moment ein bisschen schockiert“
Und was macht die Gerüchteküche in Habinghorst? Schon 2018, beim ersten Verkauf, nuschelten einige von Moscheeplänen an dieser Stelle. Heute ist das wieder so. „Wir waren für den Moment ein bisschen schockiert von diesem Gerücht“, sagt eine unmittelbare Anwohnerin im Gespräch mit unserer Redaktion. Gehört habe sie vor einigen Tagen davon, man habe im Seniorenzentrum nebenan auch schon darüber gesprochen.
„Aber auf der anderen Seite“, sagt die Frau: „Es war ja ein Gotteshaus. Wenn das bei den Muslimen so ist wie bei uns in der Kirche, dann geht man in den Gottesdienst, hält die Andacht und geht anschließend nach Hause. Da kann ja keiner was dagegen haben.“
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
