Digitaler Unterricht hat durch Corona einen Schub bekommen. Unsere Umfrage zeigt, wie Lehrer, Eltern und Schüler das sehen. © picture alliance/dpa
Umfrage
Digitalisierung an Castrop-Rauxels Schulen: Eltern und Lehrer rügen Politik
Digitalisierung ist gerade in Coronazeiten an Schulen ein wichtiges Thema für die Zukunft. Wie sieht es in Castrop-Rauxel aus? Manchmal liegen Eltern und Lehrer in ihrem Urteil weit auseinander.
Wie digital sind die Schulen in Castrop-Rauxel? Diese Fragen haben wir in einer Online-Umfrage gestellt. Schüler, Eltern und Lehrer konnten ihr Urteil abgeben und Einschätzungen abgeben. 62 Teilnehmer* sagten in Castrop-Rauxel ihre Meinung. Manche Aussagen überraschen.
Zu einem Viertel waren es Lehrer, die antworteten. Die Eltern stellen mit zwei Dritteln den größten Anteil, Schüler waren nur wenige dabei. Zu knapp 60 Prozent bezogen sich die Antworten auf Gymnasien, zu 18 Prozent auf die Grundschulen, zu 8 Prozent auf Realschule und Berufsschule, zu 5 Prozent auf die Gesamtschule und zu 2 Prozent auf die Sekundarschule, die bald ausläuft.
Schulleiter verschiedener Schulformen berichteten in den vergangenen Monaten davon, dass ihre Schulen inzwischen viel besser digital aufgestellt seien als noch im ersten Lockdown vor knapp einem Jahr. Vor allem die weiterführenden Schulen nutzen gewinnbringend Plattformen. Bis auf die Gesamtschule gibt es inzwischen überall WLAN. Videokonferenzen gehören zum Schulalltag.
Eltern sehen den digitalen Unterricht kritischer als die Lehrer
Das spiegelt sich auch in der Umfrage wider. Lehrer beurteilten den eigenen digitalen Unterricht auf einer Skala von 1 bis 10 mit 8,3. Die Bewertung der Lehrer an Gymnasien lag noch etwas höher. Die Schüler vergaben eine 7 in dieser Frage. Eltern dagegen haben offensichtlich einen anderen Bick auf den digitalen Unterricht ihrer Kinder: Sie gaben eine 5. Die Eltern von Grundschulkindern gaben nur eine 3,8.
Dass es nicht nur um digitale Ausstattung geht, zeigt der Kommentar einer Lehrkraft an einem Gymnasium. Sie fordert wörtlich „Pädagogische(!) Konzepte! Ohne Inhalte hilft auch nichts Digitales.“
Da sind Lehrer allerdings oft auf sich selbst gestellt. Auf die Frage „Fühlen Sie sich für den digitalen Unterricht genügend ausgebildet?“ antwortet weniger als ein Drittel mit „voll und ganz“, 43 Prozent mit „im Großen und Ganzen ja“. 21,4 Prozent erklären, dass sie sich alles selbst beigebracht haben. Allerdings sagen über 90 Prozent, dass sie Fortbildungen angeboten bekommen haben, an den Gymnasien sogar alle.
IT-Beauftragter erledigt Aufgaben meistens nebenbei
Fast alle teilnehmenden Lehrer berichten, dass es einen IT-Beauftragten an der Schule gibt, die Arbeit aber nebenbei erledigt werde. Um die Wartung kümmere sich nur zu rund 10 Prozent ein privater Dienstleister, ansonsten machen dies die Lehrer, zu gleichen Teilen in ihrer Arbeitszeit und in ihrer Freizeit.
Eine Erkenntnis der Umfrage: Digital waren die Schulen in Castrop-Rauxel auch schon vor der Corona-Pandemie unterwegs. Auch hier zeigt sich, dass Schüler und vor allem Eltern dies aber noch nicht in dem Maße registriert haben wie die Lehrer. E-Mails, Messenger-Dienste, Apps, Lernsoftware und digitale Arbeitsblätter wurden vor allem an den weiterführenden Schulen eingesetzt. In der Pandemie wurde dies alles ausgebaut. Hinzu kamen vor allem Videokonferenz-Tools und die Lernplattform.
Andere Umfrageergebnisse bestätigen, was auch die Stadt Castrop-Rauxel offiziell zur Digitalisierung bekannt gibt: Endgeräte hat es bislang nur vereinzelt für Schüler gegeben. Die Endgeräte, vorzugsweise iPads, die über die Sofortbeschaffungsmaßnahmen des Landes angeschafft und an Schüler verliehen werden, sollen spätestens bis zum 1. April in Castrop-Rauxel angekommen sein. Sie werden an „bedürftige“ Schüler verteilt. Auch die Lehrer, die häufig private Geräte verwenden, werden Endgeräte bekommen.
Eltern finden: Auch Lehrer brauchen Endgeräte
Nach den Wünschen gefragt, schrieb ein Elternteil einer Zweitklässlerin: „Die Ausstattung der Lehrer! Auch sie müssen von der Schule entsprechende Hardware zur Verfügung gestellt bekommen und nicht ihr eigenes privates Handy, ihren privaten Computer und womöglich noch das Internet zu Hause nutzen.“
46 Prozent der Befragten geben an, dass die Schule genug tut, um einen guten digitalen Unterricht zu ermöglichen. Tut auch die Politik hier genug? Auch das war eine Frage, bei der Eltern und Lehrer eine eindeutige Meinung haben: Zwei Drittel sagen „nein“ oder „eher nein“, nur 8 Prozent bejahen die Frage.
Entsprechend sieht die Wunschliste von Lehrern und Eltern an die Politik aus: Eine bessere Ausstattung der Schulen mit digitalen Endgeräten, schnelleres Internet an der Schule, Endgeräte für alle Schüler bzw. Subventionen für finanziell schwächere Schüler, neue Konzepte für den digitalen Unterricht, digitale Schwerpunkte in der Lehrerausbildung (Studium) und verpflichtende Fortbildungen für Lehrer – diese in der Umfrage vorgegebenen Wünsche fanden alle große Zustimmung.
Vor allem die Endgeräte sind den Befragten wichtig. Ein Elternteil eines Siebtklässlers an einem Gymnasium schrieb: „Ich wäre dafür, dass alle Schüler ein Endgerät erhalten, egal aus welcher Gesellschaftsschicht sie kommen. Ein Recht auf Bildung haben alle Schüler, nicht nur sozial schwache Schüler.“
*Hinweis der Redaktion: Die Ergebnisse sind nicht repräsentativ. Sie vermitteln aber ein Stimmungsbild aus der Castrop-Rauxeler Schul-Gemeinschaft. In der ganzen Region beteiligten sich über 2000 Menschen an der Umfrage.
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