Deutscher Sachbuchpreis für Ewald Frie Ein Castrop-Rauxeler sorgt für die passende Optik

Deutscher Sachbuchpreis für Ewald Frie: Buchtitel mit Foto von Helmut Orwat
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Einst war er Volontär beim LWL. „Institut für Lebensfreude“, so pflegte er sich am Telefon zu melden. Jetzt hat Ewald Frie den Deutschen Sachbuchpreis gewonnen. Die Freude ist groß – auch in Castrop-Rauxel und im Schiffshebewerk Henrichenburg.

Als bei der Preisverleihung in Hamburg Ewald Frie das Buch „Ein Hof und elf Geschwister“ in die Kameras hielt und das Cover groß auf der Leinwand erschien, blickt man auf ein Foto von Helmut Orwat, dem Fotografen aus Obercastrop. Es illustriert das Werk mit dem Untertitel „Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland“.

Helmut Orwat hatte einst Kinder fotografiert, die Rüben auf einen Wagen werfen. Der Verlag C.H. Beck erhielt das Bild aus dem Bildarchiv des LWL-Medienzentrums. Hier findet sich der größte Teil des Fotoarchivs des Castrop-Rauxeler Fotografen mit vielen tausend Fotos und Negativen.

Abschied vom bäuerlichen Leben

„Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben geschieht überall“, urteilte die Jury über das Buch. Es greift einen wichtigen Aspekt westfälischer Sozialgeschichte auf. Am Beispiel einer Familie aus dem Münsterland beschreibe er Spannungen, die sich zwischen Stadt und Land entwickelt haben. „In seiner verblüffend einfachen und zugleich poetischen Sprache schafft Frie Zugang zu einer Welt im Wandel – immer empathisch, aber nie nostalgisch.“

Das Cover von "Ein Hof und elf Geschwister" (Ausschnitt) zeigt ein Foto des Castrop-Rauxeler Fotografen Helmut Orwat.
Das Cover von "Ein Hof und elf Geschwister" (Ausschnitt) zeigt ein Foto des Castrop-Rauxeler Fotografen Helmut Orwat. © Verlag C.H.Beck

Der Deutsche Sachbuchpreis ist insgesamt mit 42.500 Euro dotiert. Der Sieger Ewald Frie erhält 25.000 Euro, die sieben anderen Nominierten je 2500 Euro. Insgesamt wurden 231 Titel eingereicht.

Helmut Orwat hat wie kaum ein anderer das Leben im Revier in seinen Schwarz-Weiß-Fotos festgehalten. Viele Jahrzehnte war er der rasende Foto-Reporter, immer unterwegs in Castrop-Rauxel, dorthin, wo etwas los war. Er war der Fotograf, der mit wachem Blick das Wesentliche im Alltäglichen entdeckte.

Gewürdigt wird der heute 84-jährige Chronist des Ruhrgebiets derzeit mit einer großen Ausstellung „Täglich Bilder fürs Revier“ im Schiffshebewerk Henrichenburg. Kinder, das hat er anlässlich der Eröffnung erzählt, gehörten immer zu seinen Lieblingsmotiven.

Die Ausstellung mit Fotografien aus den Jahren 1960 bis 1992 ist bis zum Februar 2024 im Schiffshebewerk zu sehen: Di-So 10-18 Uhr. Begleitend ist ein sehenswerter Bildband mit 150 Aufnahmen erschienen. (Täglich Bilder fürs Revier. Pressefotografien von Helmut Orwat 1960-1992, hrsg. vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Steinfurt 2023, Tecklenborg Verlag, 200 Seiten, 19,80 Euro, ISBN 978-3-949076-12-1.

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