Die Ausstellung trägt den Titel „Täglich Bilder fürs Revier“, in Anspielung darauf, dass der Mann der diese Aufnahmen machte, als Fotoreporter einer Tageszeitung gearbeitet hat: Helmut Orwat (84) war von den frühen 1960ern bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2000 für die Ruhr Nachrichten tätig.
Über vier Jahrzehnte lieferte er der Redaktion in Castrop-Rauxel Fotos, die das Leben im Revier in ganzer Fülle und Bandbreite illustrieren. Helmut Orwat war der Mann für alle Themen, ein Allrounder mit Kamera, der überall anzutreffen war: auf dem Fußballplatz, auf Zeche Erin, bei Feuerwehr-Einsätzen, in Gottesdiensten, am Werkstor, bei Demonstrationen oder Streiks.
150 fotografische Perlen
Zehntausende Bilder hat Orwat im Lauf seines Berufslebens in der Zeitung veröffentlicht, viele Negative in Leitzordnern archiviert. Schnöde Gebrauchsfotografie? Nein: Revier-Historie in vielen, vielen lebensprallen Geschichten!
Ein Schatz, der unter Mitwirkung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) nicht nur gehoben wurde, sondern ab Donnerstag (16.3., 18 Uhr, freier Eintritt) im LWL-Museum Schiffshebewerk Henrichenburg zu bestaunen ist.

Kulturerbe unserer Region
Dann eröffnet eine Schau mit 150 fotografischen Perlen Helmut Orwats: von einem Kuratorenteam ausgewählt, für herausragend befunden und nun im Museumskontext sehr schön präsentiert.
Die Schau ist ein Spiegel von 40 Jahren Ruhrpott, eine Zeitreise durch den Alltag von damals. „Orwats Bilder zählen zum Kulturerbe unserer Region“, sagt Markus Köster vom LWL-Medienzentrum Westfalen: „Er hat Arbeit und Freizeit, die Menschen, das Schöne und Hässliche abgelichtet und die drastischen Veränderungen hier eingefangen.“
Details erzählen Geschichten
Es sind oft Details, die auf Helmut Orwats Fotos die tollsten Geschichten erzählen. Die Kleidung, die Mode! Ah, die Kinder haben Rollschuhe zum Anschnallen. Irre, das Tapetenmuster, vor dem Erich von Däniken Kaffee trinkt!
Franz Josef Strauß hat in Castrop Bergmannshelme signiert? Ja, 1971 gab es Milch in Plastiktüten, „dobomil“ von der Milchversorgung Dortmund-Bochum. Noch 1986 ersucht das Eduscho-Team per Schild die Kunden, in der Filiale nicht zu rauchen! Die Fotos sind eine Fundgrube, nicht nur für die Älteren, die Dinge, Motive, Situationen ihrer Kindheit finden werden.

Tolle Qualität in Schwarzweiß
5000 Bilder haben die Kuratoren gesichtet, Stephan Sagurna vom LWL-Medienzentrum in Münster (selber Fotograf) war dabei: „Das Schwarzweiß dieser Analog-Fotos hat besondere Qualität.
Für die Schau haben wir kleine Unterschiede nivelliert, alles hat nun eine Aura. Ein Spaß, das Archiv von Helmut Orwat zu entdecken, es fiel schwer, Arbeiten auszusortieren.“ Entstanden ist auch ein Katalog zur Schau, ein prächtiger Bildband von 200 Seiten.
Würdigung eines Lebenswerks
Die Ausstellung nimmt die große Museumshalle ein. Sie gliedert sich in Kapitel (Beruf und Arbeit, Familie und Freizeit, etc.), bietet Informationen zu allen Bildern, exzellent gehängt in großen und ganz großen Formaten.
Mit dem Ergebnis ist auch Museumsleiter Arnulf Siebeneicker hoch zufrieden, der am Montag mit prüfendem Blick letzte Infotafeln anbringt: „Ich freue mich, dass wir diese Schau bis 2024 beherbergen. Ich glaube, Helmut Orwat kann stolz sein, wie sein Lebenswerk hier gewürdigt wird.“ - „Aber sicher, das bin ich auch“, sagt ein schmunzelnder Helmut Orwat, der mit seiner Frau Ute zum Pressetermin gekommen ist.

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