Wer in den Stahlraum will, muss sich hier anmelden und dann ein Stahltor und versenkbare Poller hinter sich lassen. © Thomas Schroeter
1400 Schließfächer
Der „Stahlraum“: Ein Hochsicherheits-Tresor mitten in Castrop-Rauxel
Wer Wertgegenstände, Dokumente, Gemälde oder Geld deponieren will, muss nicht mehr zur Bank gehen. Im „Stahlraum“ in Castrop-Rauxel geht das jetzt viel diskreter, kostet aber auch mehr Geld.
Tresorwände, die einer Stahlbetonwand von 1,50 Meter Stärke entsprechen, Fensterscheiben, die je Stück 300 Kilo wiegen und schusssicher sind, eine Betonbarriere, versenkbare Poller und eine Autoschleuse: Was sich nach der neuen Bundesbankfiliale anhört, die derzeit an der B1 in Dortmund entsteht, ist tatsächlich der neue „Stahlraum“ im Castroper Erinpark.
Im April haben Verena und Karl-Heinz Gockeln, ein Unternehmer-Ehepaar aus Herne, nach zweijähriger Konzeptions- und Bauphase ein Hochsicherheits-Objekt eröffnet, in dem Tresorschließfächer zur Miete bereitstehen. Sie wollen damit eine Lücke füllen, die Banken vielfach hinterlassen: Immer mehr Geldinstitute schließen Filialen und damit auch Orte, wo Kunden ihre Wertgegenstände in Schließfächern aufbewahren können.
Gockeln hat hier 2,5 Millionen Euro investiert
Wohin dann mit den wichtigen Dokumenten, der Münzsammlung, den persönlichen Erinnerungsstücken? Auf die Idee, den Menschen das als Privatunternehmer anzubieten, kam Karl-Heinz Gockeln, als er sich nach einem neuen Betätigungsfeld umsah, nachdem das Entsorgungsunternehmen Müntefering Gockeln in Herne, bei dem er Mitinhaber war, 2018 an Remondis verkauft wurde.
Karl-Heinz Gockeln im Empfangsbereich im Stahlraum. Von hier wird die Technik des Tresorhauses gesteuert. © Thomas Schroeter
„Auf einer Sicherheitsmesse in Essen habe ich damals diese Schließfächer der Essener Geldschrankfabrik gesehen. Das hat mich inspiriert“, so Gockeln. Er zog noch eine Beratungsfirma hinzu, plante und kalkulierte und investierte schließlich rund 2,5 Millionen Euro in den neuen Castroper „Stahlraum“.
Eigentlich sollte der schon im Herbst 2020 fertig werden, Corona und andere Hindernisse aber verzögerten die Baufertigstellung. Jetzt aber ist der „Stahlraum“ eröffnet. „Und die Schließfächer füllen sich langsam“, zeigt sich Gockeln mit dem Start seines neuen Babys zufrieden. 1400 Standard-Schließfächer in drei Größen befinden sich in einem von zwei Tresorräumen. Die sind für die klassischen Schließfach-Kunden vorgesehen.
Wertboxen kann man in jedem Wunschformat bekommen
Daneben aber gibt es einen zweiten Tresorraum, im dem Wertboxen in jeder vom Kunden gewünschten Größe gelagert werden können. Auch hier gibt es drei Standardgrößen, „auf Wunsch können wir aber auch jedes Spezialformat fertigen lassen“, so Gockeln. Wer also Gemälde unterbringen will oder eine kostbares Instrument, ist im „Stahlraum“ an der richtigen Adresse.
Was das Angebot im Erinpark für manchen Kunden besonders interessant machen dürfte: Es gibt keine Meldepflicht bei den Behörden. Banken sind verpflichtet, auf Nachfrage von Behörden über die Existenz eines Schließfaches zu informieren. Diese Pflicht hat Gockeln als Privatunternehmer nicht. Er spricht es nicht offen aus, aber natürlich könnte so an der Erinstraße auch Schwarzgeld gebunkert werden.
Aber auch für so manchen Mittelständler sei es aus Gockelns Sicht nicht uninteressant, Werte so unterzubringen, dass sie melde- und zugriffsfrei blieben und man jederzeit an sie herankommen könne. Und jederzeit ist da wörtlich zu nehmen. Denn auch außerhalb der normalen Öffnungszeiten kann ein Kunde nach Anmeldung an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr an seine Schätze. „Nachts kommen wir dann zur Not mit bewaffneten Sicherheitskräften, wenn eine Kunde nicht anders kann“, so der Unternehmer.
Man kann mit dem Auto bis in den „Stahlraum“ fahren
Den Kunden will der „Stahlraum“ dabei höchstes Sicherheitsniveau bieten. Schon bei der Zufahrt zum Gelände muss man nach Anmeldung am Tor versenkbare Poller und eine Stahltor überwinden. Danach parkt man sein Auto entweder vor dem Stahlraum oder kann sogar über eine Fahrzeugschleuse direkt ins Gebäude gelangen.
Karl-Heinz Gockeln in der Autoschleuse des Stahlraums. Hier kann man mit seinen Wertsachen direkt bis ins Gebäude fahren. © Thomas Schroeter
Alle Türen werden hier bei jedem Zugang elektronisch geöffnet und wieder verschlossen. Jede Ecke des Geländes und des Gebäudes (bis auf die eigentlichen Tresorräume, wo natürlich Diskretion herrscht, werden mit modernster Videotechnik überwacht. Und die Tresorräume von 5 mal 10 Metern Größe sind von der Essener Geldschrankfabrik vor Ort maßgenau aufgebaut, verschweißt und gesichert worden. Fotos: nicht erlaubt.
Über seine Kunden verliert Gockeln natürlich kein Wort, „so mancher kommt aber schon regelmäßig vorbei, um einen Kaffee zu trinken und nach seinen Schätzen zu gucken“, so Gockeln. Denn an der Erinstraße wird der Kunde auf Wunsch auch mit kalten oder heißen Getränken versorgt, hat vor dem Tresorraum auch Platz und Zeit, um sich mit seinen Wertsachen zu beschäftigen.
Billig ist der Spaß an der Erinstraße nicht
Billig ist der ganze Spaß für den Kunden nicht, die Mietpreise für Schließfächer fangen bei 30 Euro im Monat an, die teuerste Wertbox kostet 90 Euro Mietpreis im Monat. Bei Sonderformaten kann der Preis auch noch höher werden. Dafür werde ja aber auch höchste Sicherheit geboten, so Gockeln.
Daran musste er kurz nach Fertigstellung allerdings einmal kurz selber zweifeln. An einem Abend kurz nach Eröffnung gab es nämlich Einbruchsalarm an der Erinstraße. Vor Ort angekommen, war aber von Einbrechern weit und breit keine Spur. Nur die „Untermieterin“ des Stahlraums, eine Steuerberaterin, war vor Ort. Und die, so stellte sich heraus, hatte ungewollt den Alarm ausgelöst. Denn die hochsensiblen Sensoren im Tresorraum hatten allergisch auf das Nageleinschlagen für Bilder im Obergeschoss reagiert.
Mehr Fotos vom Stahlraum finden Sie bei uns unter www.RN.de/castrop
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