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Der große Check: Woher kommt das Fleisch in Castrop-Rauxeler Läden?
Lebensmittel-Belieferung
Viele Verbraucher möchten bei ihrem Einkauf auf Fleisch von Tönnies oder Westfleisch verzichten. Wir haben gefragt, woher das Fleisch in Castrop-Rauxels Supermärkten und Fleischereien kommt.
Fleisch kann man in ganz verschiedenen Läden kaufen. Direkt beim Bauern beziehungsweise in Hofläden, beim Fleischer, im Bioladen oder dort, wo die meisten Menschen einkaufen: in Supermärkten und Discountern. Doch woher kommt in Castrop-Rauxel das Fleisch, das man in den einzelnen Läden kauft? Wir haben nachgefragt - und dokumentieren hier, was die einzelnen Geschäfte und Ketten geantwortet haben.
Fleischerei Willi Bols
Die Fleischerei Bols besteht seit 125 Jahren und hat noch nie Rechnungen von Westfleisch oder Tönnies erhalten. Für Fleischereimeister Willi Bols hat das Wohl des Tieres „höchste Priorität“. Er bekommt sein Fleisch von regionalen Anbietern und zerlegt das Tier noch selbst, was mittlerweile untypisch in der Branche geworden sei.
Seine Mitarbeiter kämen fast alle aus Castrop-Rauxel und Umgebung und sind Fachkräfte auf ihrem Gebiet. Die angebotenen Produkte werden alle selbst hergestellt.
Bioladen Löwenzahn
Im Bioladen Löwenzahn wird ausschließlich Bio-Fleisch verkauft. Der Laden macht mit seinen Kunden immer wieder Ausflüge zu den Höfen, von denen er die Produkte bezieht. „Die Herkunft ist mehr als gesichert“, erklärt Inhaber Ludger Vollmer.
Das Fleisch aus dem Bioladen Löwenzahn steht für kurze Transportwege, keine Mastmittel und einen natürlichen Hofkreislauf, bei dem die Tierhaltung und der Anbau von Lebensmitteln in einem natürlichen Gleichgewicht stehen. Für Vollmer ist Tönnies „das Gesicht dafür, dass man alles ausreizen will und nicht genug bekommen kann“.
Edeka
Die Edeka-Filialen werden hauptsächlich von „Rasting“ beliefert, heißt es aus der Pressestelle. Rasting hat keine Werkverträge und wurde für den Umgang mit seinen Mitarbeitern vom Land NRW gelobt. Der größte und wichtigste Zulieferer von Rasting ist Westfleisch. Das Unternehmen wusste seit Jahren um die Arbeitsbedingungen. In Kooperation mit Westfleisch möchte es die Werkverträge abschaffen.
Lidl
Lidl gibt der Redaktion schriftlich bekannt: „Um die Warenverfügbarkeit infolge der Situation bei Tönnies weiterhin zu sichern, bezieht Lidl vorsorglich sein Frischfleisch seit Montag temporär ausschließlich über andere Fleischlieferanten in seinem Lieferanten-Netzwerk. Mit Tönnies befinden wir uns dennoch weiter in Gesprächen.“ Aus dieser Stellungnahme geht also hervor, dass bis zum Skandal durchaus geschäftliche Beziehungen mit Tönnies unterhalten wurden. Der Konzern gibt weiterhin bekannt, dass er die Abschaffung von Werkverträgen in der Erzeugniskette bis Januar 2021 anstrebt.
Rewe/Penny
Die Pressestelle von Rewe informiert uns schriftlich, dass sich das Unternehmen „zu den Fragen nach Schlachthöfen und dem Verkauf von Tönnies-Fleisch nicht äußern möchte.“ Der als Tochterunternehmen zur Rewe-Group gehörende Fleisch verarbeitende Betrieb „Wilhelm Brandenburg“ ist „seit 2004 IFS-zertifiziert und wird in regelmäßigen Abständen überprüft“. Bei ca. 2900 Mitarbeitern sind bei „Wilhelm Brandenburg“ acht Prozent über Werkverträge beschäftigt. Die angemessene Unterbringung und eine Verringerung der Werkverträge seien Ziel des Unternehmens.
Kaufland
Kaufland erklärt: „Von den betroffenen Standorten von Tönnies und Westfleisch haben wir Rohstoffe bezogen, die wir aus aktuellem Anlass problemlos auf andere Lieferanten umgestellt haben." Das Fleisch-Sortiment stammt zu einem Großteil "von Kaufland-eigenen Fleischbetrieben". Langfristig möchte Kaufland "100 Prozent Fleisch aus Haltungsform 2, 3 und 4 bzw. Biofleisch anbieten".
Kaufland hat auch Angaben zur regionalen Belieferung gemacht. "Bei unserem Fleisch-Sortiment gibt es [...] keine Einzelbelieferungen, da dies aus logistischen und Nachhaltigkeits-Gesichtspunkten nicht effizient wäre. Belieferungen von einzelnen oder mehreren Kaufland-Filialen sind jedoch grundsätzlich möglich."
Aldi
Aldi gibt schriftlich bekannt: "Wir erhalten die Ware für unser Frischfleischsortiment von verschiedenen deutschen Lieferanten, darunter auch Tönnies. Aktuell werden jedoch keine Waren mehr aus dem Standort Rheda-Wiedenbrück heraus an uns geliefert."
Über ein QR-Code System möchte Aldi seine Nutzer transparenter über die Herkunft der Produkte informieren. Es heißt dazu: "Unsere Kunden finden in der Regel auf der Rückseite von Verpackungen mit ATC-Logo (Fleisch- und fleischhaltige, Fisch- und fischhaltige Artikel sowie frische Schaleneier) einen QR (Quick Response)-Code [...] der QR-Code führt innerhalb weniger Sekunden zu den Herkunftsinformationen".
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
