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Corona bei Westfleisch und Tönnies: Wohin mit den Schweinen?
Schlachthöfe
Durch die Schließung zweier großer Schlachtunternehmen in NRW müssen 20.000 Schweine allein aus Rheda auf andere Schlachtbetriebe umgeleitet werden. So geht es Schwerter Landwirten damit.
Der Lockdown in den Landkreisen Gütersloh und Warendorf ist die logische Konsequenz, wenn man die explosionsartigen Corona-Infektionen bei mehreren Schlachbetrieben in NRW betrachtet. Von den aktuellen Schließungen bei den großen Schlachtbetrieben Tönnies und Westfleisch sind allerdings auch Landwirte betroffen, denn es müssen rund 20.000 Schweine an andere Schlachthöfe geliefert werden.
Da stellt sich die Frage: Was merken Landwirte wie Schweinemäster in Schwerte von der Schließung? Lassen sie ihre Schweine im Stall bis sich die Lage akklimatisiert hat und nehmen Abzüge in Kauf? Oder versuchen sie ihre Schweine an andere Schlachtbetriebe abzugeben?
Denn es ist so: Die meisten Schweine werden mit einem Gewicht von 118 Kilogramm verkauft. Es gibt Masken, nach denen die Landwirte für ihre Schweine bezahlt werden. Fallen Schweine aber aus dieser Maske raus nach der bezahlt wird, gibt es Abzüge. Konkret heißt das, für Schweine die fetter sind als erwünscht, weil sie länger im Stall bleiben, gibt es Abzüge. Viele Schweine, die fetter sind, bedeuten viele Abzüge.
Engpässe an Schlachthöfen werden erwartet
Werner Dettmer-Prause ist Schweinehalter in Schwerte und hat noch keinen Preisabfall bemerkt. „Wir liefern an Westfleisch, aber da gibt es noch kein Problem“, sagt Werner Dettmer-Prause. Das könne sich allerdings auch ganz schnell ändern. Er sieht vor allem großen Druck bei der Umverteilung von Tönnies auf andere Schlachtbetriebe. „Es werden ja auch Engpässe an Schlachthöfen erwartet, nur genaueres kann man noch nicht sagen“, so Dettmer-Prause. Alles in allem sei die Lage im Moment noch bei Werner Dettmer-Prause im Stall unproblematisch. „Aber die Märkte sind sensibel“, gibt er zu bedenken.
Auch Rainer Goeken ist Schweinemäster und sagt zur aktuellen Lage: „Bei uns ist es noch ganz unspektakulär. Wir liefern wie zuvor, alles ist gut.“ Allerdings werden die Schweine vom Hof Goeken auch nicht an Tönnies geliefert. „Wir liefern an einen kleineren Schlachtbetrieb in der näheren Umgebung“, so Goeken.
„Es wird eine Lösung geben“
Mindestens 14 Tage Luft hat auch noch Matthias Junge aus Schwerte. Der Schweinemäster ist noch nicht betroffen, weil seine Tiere noch rund 14 Tage brauchen, bis sie ihr Schlachtgewicht von 118 Kilogramm erreicht haben. „Ich gehe aber davon aus, dass es in absehbarer Zeit eh eine Lösung geben wird“, so der Landwirt. Und damit liegt er zumindest gefühlt schon richtig.
Denn laut agrarheute hatte Westfleisch bereits vor ein paar Wochen reagiert. Auf agrarheute ist zu lesen: „Nachdem der Standort Coesfeld geschlossen wurde, hatte man die Abrechnungsmaske bis zu einem Schlachtgewicht von 112 kg geöffnet.“ Pressesprecherin Viktoria Tegelkamp bestätigte gegenüber der Redaktion, dass dies zutreffe.
Des weiteren kündigte Tönnies an, dass das Unternehmen ebenfalls auf das Problem reagieren werde und kündigte eine Öffnung der Maske an. „Diese neue angepasste Maske soll ab nächster Woche gelten, heißt. Genaue Angaben über die geänderte Maske gibt es bisher aber noch nicht“, so steht es ebenfalls auf agrarheute. Eine Presseanfrage der Redaktion an Tönnies wurde bisher nicht beantwortet.
Laura Schulz-Gahmen, aus Werne, ist Redakteurin bei Lensing Media. Vorher hat sie in Soest Agrarwirtschaft studiert, sich aber aufgrund ihrer Freude am Schreiben für eine Laufbahn im Journalismus entschieden. Ihr Lieblingsthema ist und bleibt natürlich: Landwirtschaft.
