Das neue Wahrzeichen von Castrop-Rauxel? Sprung über die Emscher ist freigegeben

Brücke für 12,8 Millionen Euro ist neues Wahrzeichen an der Emscher
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Castrop-Rauxel ist seit Montagnachmittag (30.9.2024) um ein Wahrzeichen reicher: Neben den Erin-Türmen, der Europa- und Stadthalle und dem Hebewerk gehört jetzt auch die Brücke am Wasserkreuz der Emscher mit dem Rhein-Herne-Kanal dazu. In Henrichenburg gab ein Aufgebot aus verschiedenen Gebietskörperschaften, angeführt von Bundesbauministerin Klara Geywitz, die Stahlkonstruktion für den Rad- und Fußverkehr frei.

Über 412 Meter geht es nun in einem geschwungenen Doppel-Bogen auf der Zügelgurtbrücke über die Emscher und den Kanal. Sie bildet nun die oberste der verschiedenen Schichten, die die Emschergenossenschaft hier abzubilden versucht: die Brücke, der Kanal, darunter der „blaue“ Fluss und darunter der „schwarze“ Abwasserkanal Emscher. Sie schafft zugleich eine durchgehende Radwege-Verbindung, die später die Emscher-Quelle mit der -Mündung über 83 Kilometer vor allem durch das nördliche Ruhrgebiet verbinden soll.

Show-Einlage zum Auftakt

Bundes-Bauministerin Klara Geywitz kam mit einer Dreiviertelstunde Verspätung im Emscherland an. Sie sprach in ihrer Rede davon, dass man hier erst ein Wasser-Sanierungs-Projekt gehabt habe, bei dem die Emschergenossenschaft und alle, die daran mitgearbeitet hätten, eindrucksvoll gezeigt hätten, dass Großprojekte sowohl im Zeitrahmen als auch im finanziellen Rahmen gelingen könnten. Das Gesamtprojekt Emscher-Umbau von 1992 bis 2022 betrug rund 5,5 Milliarden Euro*.

Dazu ist allerdings zu sagen, dass die anfänglichen Prognosen für den Sprung über die Emscher vorsahen, das Bauwerk noch im Jahr 2022 fertigzustellen. Auch finanziell wurde der ursprünglich gesteckte Rahmen nicht eingehalten. Aus 8 Millionen Euro wurde aufgrund der Pandemie und der geopolitischen Situation durch den Krieg gegen die Ukraine nun auf Kosten 12 Millionen Euro. Diese zusätzlichen Ausgaben übernahm die Emschergenossenschaft. Geywitz lobt trotzdem: „Nun hat man auch einen nachhaltigen städtebaulichen Impuls geschaffen. Das zeugt von Mut. Ich bin heute sehr froh, dass Sie hier mutig gedacht haben.“

Man habe hier keine Fahrradstraße über den Kanal, sondern ein Bauwerk von nationaler Bedeutung. Damit zeige man, dass nicht nur in der Hauptstadt Berlin mit dem Geld der Steuerzahler gebaut werde, sondern überall. „Wir setzen hier ein architektonisches Zeichen! Und zeigen damit, wie stark diese Region ist.“

Die Bundes-Bauministerin verpasste durch ihre Verspätung die kleine Show-Einlage zum Auftakt, als Bürgermeister, Landräte und Vertreter der Emschergenossenschaft auf Elektrokettcars über die Brücke fuhren und oben am Scheitelpunkt ein weißes Band durchquerten. Bürgermeister Rajko Kravanja sagte: „Das ist die Ergänzung unserer städtischen Skyline. Der Silberpfeil wird eine herausragende Bedeutung für unsere Stadt und den Tourismus haben. Hätte man mir das vor 20 Jahren gesagt, hätte ich bei den Worten Castrop-Rauxel und Tourismus nur gelacht.“

Kleine Show-Einlage zum Auftakt: Bürgermeister, Landräte und Vertreter der Emschergenossenschaft fahren auf Elektrokettcars über die Brücke.
Kleine Show-Einlage zum Auftakt: Bürgermeister, Landräte und Vertreter der Emschergenossenschaft fahren auf Elektrokettcars über die Brücke. © Dieter Düwel

12,8 Millionen Euro Kosten

Die Idee entstand eigentlich in Hamburg. Dort lernten sich Martin und Martina Oldengott kennen und lieben. Sie arbeitete später für den Wasserverband Emschergenossenschaft, er für die Stadt Castrop-Rauxel. Man nahm sich am Sprung über die Elbe ein Vorbild und sponn diese Vision für Castrop-Rauxel weiter: der Sprung über die Emscher, die damals noch stank.

Recklinghausens Bürgermeister Christoph Tesche sagte: „Der Vertrag zum Umbau der Emscher ist von 1988. Und in der Präambel steht wörtlich, er werde trotz erheblicher Bedenken geschlossen. Ich kenne sonst keinen Vertrag, der so anfängt und so umgesetzt wurde.“

Ab 16 Uhr liefen erstmals Passanten über das neue Castrop-Rauxeler Wahrzeichen.
Ab 16 Uhr liefen erstmals Passanten über das neue Castrop-Rauxeler Wahrzeichen. © Tobias Weckenbrock

Die Brücke kostete nach aktuellem Stand 12,8 Millionen Euro. Sie bettet sich in ein Gesamtprojekt von Emscher-Umbau und ökologischer Aufwertung, von Wegeverbindungen und dem Natur- und Wasser-Erlebnispark, ein. Das gesamte Areal, an dessen Rand die Brücke nun das architektonische i-Tüpfelchen bildet, wurde am Ende für rund 45 Millionen Euro umgebaut.

Der Park selbst (ohne Brücke) mit dem Namen „Emscherland“ umfasst rund 14,2 Millionen Euro Kosten. Die Entflechtung und der ökologische Umbau der Läufe von Suderwicher Bach und Emscher, Stichwort Mäander, also eine heute nicht mehr begradigte, sondern geschlängelte Führung, lässt sich allein mit weiteren knapp 20 Millionen Euro beziffern. In die einzelnen Maßnahmen flossen nehmen Emschergenossenschafts- und kommunalen Geldern auch Fördermittel aus Landes- und Bundestöpfen sowie aus dem EFRE, dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.

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Das Foto von der hell erleuchteten Brücke entstand schon am Sonntagabend beim malerischen Sonnenuntergang. Die Effektbeleuchtung am rund 12 Meter hohen Pylon und den Zügelgurten wird nicht immer eingeschaltet sein, sondern nur zu besonderen Anlässen leuchten. Die Beleuchtung des Handlaufs dagegen ist bei Dunkelheit täglich (außer nachts) an.

Die Freigabe der Brücke im Video auf rn.de/castrop

Der Millionen-Brücken-Bau Sprung über die Emscher aus der Luft.
Der Millionen-Brücken-Bau Sprung über die Emscher aus der Luft. © Kevin Kisker

*Anmerkung der Redaktion: An dieser Stelle haben wir den Betrag der Gesamtkosten des Umbaus der Emscher von 5,38 Milliarden Euro auf 5,5 Milliarden Euro korrigiert.