Festival mit fetten Bässen und gutem Benehmen JabbaDubbaDoo an der Emscher - die große Bilanz

Große Bilanz: JabbaDubbaDoo mit fetten Bässen und gutem Benehmen
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Wenn es nach Markus Greger aus Henrichenburg ginge, dann bliebe das Festival „JabbaDubbaDoo“ eine einmalige Veranstaltung im neuen Emscherland. „Das sogenannte Festival war eine Zumutung für Anwohner und an Rücksichtslosigkeit nicht zu überbieten.“ Er arbeite direkt anliegend an das Gelände an der Industriestraße und wohne am Rhein-Herne-Kanal, über den sich der Schall, die Bässe und der Gesang, weithin übertragen hätte. „Im Büro war kein konzentriertes Weiterarbeiten mehr möglich.“

Die Veranstalter des Reggae- und Dub-Festivals hingegen waren mit dem Debüt-Festival auf dem neu aufbereiteten Grund rund um den Suderwicher Bach im neuen Natur- und Wasser-Erlebnispark zufrieden. Und auch die Emschergenossenschaft bescheinigt den Gästen einer ersten größeren Veranstaltung ein gutes Benehmen. Auch unser Reporter berichtete von einer guten Atmosphäre. Und die Stadt Recklinghausen als Genehmigungsbehörde? Wir fragten alle Seiten an.

War es zu laut?

Ziemlich sicher werden die Beobachtungen von Markus Greger zutreffen. Die Wände in der Werkstatt an der Industriestraße hätten vibriert, meint er. An ein Arbeiten im Büro sei nicht mehr zu denken gewesen. Die Kollegen in der Fertigung des Unternehmens wären zwar verwundert gewesen, hätten aber am Freitag nach Eröffnung des Festivals weitergearbeitet.

Die Veranstalter, ein Freundeskreis aus Dub- und Reggae-Anhängern, seien im Vorfeld der Veranstaltung durch die Nachbarschaft gegangen, hätten Anwohner zum Mitfeiern oder einem Besuch auf der Fläche eingeladen und seien auf positives Feedback gestoßen, meinte einer der Organisatoren gegenüber unserer Redaktion.

Die Stadt Recklinghausen sah keine größeren Probleme. Sprecher Daniel Maiss auf Anfrage unserer Redaktion: „Die negativen Rückmeldungen, die bei einem Festival dieser Größenordnung zu erwarten sind, hielten sich in den Grenzen und werden Teil eines Feedback-Gesprächs mit EGLV und Veranstalter sein.“

Und die bereits angesprochene Emschergenossenschaft schreibt uns: „Grundsätzlich ist es ein äußerst positives Zeichen ist, dass der Emscherland-Park wahrgenommen und angenommen wird. Es gab viele positive Stimmen, die uns erreicht haben – gleichzeitig gab es vereinzelt aber auch Hinweise auf die hohe Lautstärke der Musik. (...) Ich denke, dass wir in Zukunft ggf. bereits im Vorfeld mit darauf achten werden, dass wir möglichst viele Interessen miteinander in Einklang bringen“, so EGLV-Sprecher Ilias Abawi.

Zina Irlenbusch aus dem Veranstalter-Team meint: „Natürlich gehört laute Musik zu unserer Leidenschaft und zur Soundsystemkultur dazu, jedoch möchten wir die Rückmeldungen ernst nehmen. So entstand beispielsweise ein wertvolles Gespräch mit einem ansässigen Bauern, der im Falle einer Wiederholung Heuballen für einen besseren Schallschutz zur Verfügung stellen könnte.“

Vom Unternehmen an der Industriestraße ist es nur einen Steinwurf aufs Gelände am Suderwicher Bach. Markus Greger berichtet, dass nach dem Beginn des Festivals in den Büros am Freitag an Arbeiten nicht mehr zu denken gewesen sei.
Vom Unternehmen an der Industriestraße ist es nur einen Steinwurf aufs Gelände am Suderwicher Bach. Markus Greger berichtet, dass nach dem Beginn des Festivals in den Büros am Freitag an Arbeiten nicht mehr zu denken gewesen sei. © privat

Ist etwas kaputtgegangen?

Nein. „Die Flächen sind einwandfrei“, lobte Ilias Abawi die Disziplin der Veranstalter und ihrer rund 250 Festival-Gäste. „Nach einer ersten Reflexion können wir glücklicherweise eine tolle Bilanz verzeichnen“, resümierte Zina Irlenbusch vom Festival. „Nicht nur wir haben bei den ersten Besichtigungen im Vorfeld den wunderschönen Naturpark in unser Herz geschlossen, sondern auch unsere Besucher und Besucherinnen. Schnell wurde deutlich, dass allen Anwesenden ein respektvoller Umgang mit der Umgebung wichtig war.“

Auch sonst habe es keine sicherheitsrelevanten Vorfälle gegeben. Es wurde ausgelassen gefeiert, aber gab keine Streitigkeiten, Platzverweise oder Sanitäter-Einsätze. „Ein großes Dankeschön gilt unseren zahlreichen Helfern und Helferinnen, auf die wir zu jeder Zeit zählen konnten“, so Zina Irlenbusch.

Fette Bässe und chillige Dub-Klänge lockten rund 250 Besucher zum JabbaDubbaDoo-Festival im Erlebnispark Emscherland. Soundsystems, riesige Lautsprechertürme, gehörten zu den Attraktionen des Events. Zudem gab es Workshops vor Ort. Die Besucher feierten in entspannter Atmosphäre.
Fette Bässe und chillige Dub-Klänge lockten rund 250 Besucher zum JabbaDubbaDoo-Festival im Erlebnispark Emscherland. Soundsystems, riesige Lautsprechertürme, gehörten zu den Attraktionen des Events. Zudem gab es Workshops vor Ort. Die Besucher feierten in entspannter Atmosphäre. © Christian Püls

Was bringt das ganze finanziell?

„Nicht einen einzigen Cent“, sagt Ilias Abawi, Sprecher der EGLV. „Wir als Emschergenossenschaft treten nicht als Vermieter auf. Als öffentlich-rechtliche Körperschaft sind wir gemeinwohlorientiert und dürfen auch per se keinen finanziellen Gewinn erzielen.“

Könnte es eine Neuauflage dieses Festivals geben?

Das könnte gut sein. Die Stadt Recklinghausen sagt ganz nüchtern, sie werde die Machbarkeit wieder prüfen, wenn ein Antrag vorliege. Die EGLV als Eigentümerin der Flächen will das nicht ausschließen, denn man wolle eine möglichst breite Öffentlichkeit bedienen und diverse Interessen in Einklang bringen. „Warum nicht, wenn alle Voraussetzungen stimmen?“, so Sprecher Ilias Abawi. Veranstaltungen seien schon vor dem Umbau des Parks Teil der Pläne gewesen: „Ja, klar, der Fördermittelgeber fordert ja Kulturveranstaltungen und die Aktivierung lokalen Engagements“, so Abawi. Der Bund und der Europäische Fonds für regionale Entwicklung haben den Emscher-Umbau im Emscherland weitreichend finanziell gestemmt bzw. unterstützt.

„Wir hoffen sehr darauf, im kommenden Jahr erneut die Möglichkeit zu erhalten, eine zweite Auflage des Festivals vor Ort veranstalten zu dürfen“, sagt Zina Irlenbusch gegenüber unserer Redaktion. „Wir stecken mit neuer Energie bereits in den Planungen und entwerfen einen Konzeptentwurf für die Stadt und die EGLV.“ Gerne wolle man dann das Kulturangebot ausweiten und lokale Vereine und Organisationen für eine Kunstausstellung oder Workshops einbeziehen.

Wie wahrscheinlich ist das?

Aktuell noch schwer zu sagen. Aber die Veranstalter klingen relativ euphorisch. Zina Irlenbusch unterbreitet direkt einen Vorschlag: „Eine im Vorfeld stattfindende offene Fragerunde könnte eine Möglichkeit sein, offene Fragen der Anwohner und Anwohnerinnen zu beantworten und ihre Sorgen zu berücksichtigen.“ Das wäre vermutlich auch im Sinne der EGLV. Und wenn es dann etwas früher öffentlich angekündigt würde, könnten auch weitere Gäste der Einladung folgen.

„Ich hätte das gern früher gewusst“ und „So ein tolles Festival, da wäre ich gern dabei gewesen“ schrieben mehrere Facebook-Nutzer nach unserer Reportage vom Gelände.