Das Andreaskreuz steht für die Identität Castrop-Rauxels
Wappen statt Logo
Viele Städte nutzen neben dem Stadtwappen die modernere Alternative des Stadtlogos. Castrop-Rauxel hat das Logo schon wieder verworfen, setzt auf den Wiedererkennungswert des Wappens. Das Andreaskreuz war nur Anfang der 2000er-Jahre einmal durch ein Logo ersetzt worden.

Unverkennbar Castrop-Rauxel: Das markante Stadtwappen mit dem goldenen Andreaskreuz auf dem blauen Wappenschild ziert alle offiziellen Schriftstücke der Stadt.
Frei nach Gertrude Stein: Eine Stadt ist eine Stadt ist eine Marke. Seit Ende der 60er-Jahre präsentieren sich viele Städte in Nordrhein-Westfalen dabei nicht mehr nur durch heraldische Wappen nach außen hin. Stadtlogos haben seither Hochkonjunktur.
Auch die Stadt Castrop-Rauxel hat zwischendurch auf derartige Logos gesetzt, ist dann aber Mitte der 2000er-Jahre wieder zum traditionellen Stadtwappen mit dem unverkennbaren Andreaskreuz zurückgekehrt. Dieses Andreaskreuz-Wappen hat seinen Ursprung in der Haus- und Hofmarke des Karolingischen Reichshofes Castrop. Die erste erhaltene Urkunde des Reichshofes Castrop mit dem Siegel, das das Andreaskreuz zeigt, stammt aus dem Jahre 1512. 1911 wurde das Kreuz auch als Wappen der Stadt Castrop genehmigt. Nach amtlicher preußischer Vorschrift musste dem Wappenschild allerdings eine dreitürmige Mauerkrone aufgesetzt werden. Dieses Wappen mit Mauer wurde 1926 auch für die neue Stadt Castrop-Rauxel übernommen. 1965 dann ließ der Stadtrat die Mauer entfernen, da sie für Castrop-Rauxel nicht historisch begründet ist.
2001 gab es einen Wettbewerb für ein Logo
Nach seinem Wahlsieg im Jahr 1999 wollte der neue CDU-Bürgermeister Nils Kruse der Stadt dann ein anderes Erscheinungsbild geben und rief 2001 zu einem Wettbewerb um ein neues Logo und einen neuen Stadtslogan auf. 127 Bürger und professionelle Agenturen bewarben sich seinerzeit mit 351 Logos und 329 Slogans. Eine Jury, die aus Politik, Stadtvertretern, den Werbegemeinschaften, den örtlichen Zeitungsredaktionen, einem Gestaltungsprofessor aus Bochum und einer Werbeagentur aus Düsseldorf besetzt war, filterte daraus fünf Logos und und sechs Slogans heraus, die dann allen Bürgern zur Abstimmung überlassen wurden. Dabei gewannen ein sehr buntes Logo, das Andreaskreuz, Herz, Baum und Stern zeigte, sowie der bis heute gültige Stadtslogan „Europastadt im Grünen“. Wie die Stadt auf Nachfrage bestätigte, habe das Logo seinerzeit nichts gekostet, „abgesehen von Personalkosten. Denn es war ja kein Auftrag für eine Werbeagentur, sondern ein Wettbewerb. Der Schöpfer des endgültigen Logos hat auf ,alle urheberrechlichten und sonstigen Ansprüche verzichtet“ und der Stadt die Erlaubnis erteilt, das Logo „uneingeschränkt und unbegrenzt zu nutzen‘“, so Stadtsprecherin Maresa Hilleringmann.

Mit diesem Logo warb die Stadt von 2001 bis etwa 2006. Dann wurde es wieder eingemottet. Der Slogan dagegen hat nach wie vor Bestand.
„Der entscheidende Unterschied zwischen Stadtwappen und Stadtlogo ist nicht ihr Aussehen, sondern ihre Ansprache. Während die Stadtwappen Symbole der Macht waren und Respekt einforderten, sind die Stadtlogos Symbole des wirtschaftlichen Wettbewerbs und möchten Emotionen wecken. Sie möchten dazu einladen, in ihrer Stadt zu konsumieren und zu investieren“, sagt Tim Rieniets, Leiter der Landesinitiative StadtBauKultur NRW, zum Logotrend vieler Städte. Was aber unterscheidet aus Designersicht ein gutes von einem schlechten Logo? Diplom-Grafikdesignerin Britta Knetsch: „Ein gutes Logo ist klar, reduziert, zeitlos, einprägsam und besticht durch Eigenständigkeit. Es ist leicht reproduzierbar und auf allen Medien einsetzbar“, sagt sie. Und funktionieren ohne Slogan. Schlechte Logos hingegen folgten kurzfristigen Trends, seien oftmals kleinteilig, fachlich falsch – „das heißt, Farb- und Schriftkombinationen passen nicht zusammen.“
Schnell vom „Kindergartenlogo“ getrennt
Das war auch einer der Gründe für die Stadt, sich nur wenige Jahre später vom neuen Logo wieder zu trennen. Ex-Bürgermeister Johannes Beisenherz, der Kruse nach einer Amtszeit im Jahr 2004 als Bürgermeister ablöste, erinnert sich: „Das war ja schon ein ziemliches Kindergartenlogo, davon haben wir uns schnell wieder getrennt.“ Das neue Logo habe damals bei den Bürgern keine große Akzeptanz gefunden. „Und es ist ja auch nie auf den offiziellen Briefköpfen der Stadt gelandet, sondern nur auf den Briefumschlägen. 2005 oder 2006, auf jeden Fall recht schnell in meiner ersten Amtszeit, haben wir uns die Frage gestellt, warum wir nicht mit unserem Wappen werben sollen, das schließlich seit ewigen Zeiten für die Castrop-Rauxeler Identität steht.“ Und das sei dann auch ganz schnell umgesetzt worden. Das bestätigt Maresa Hilleringmann: „Das verspielte Logo mit Andreaskreuz, Herz, Baum und Stern verschwand nach und nach von den Briefbögen und Publikationen der Stadt. Seit 2005/2006 nutzt die Stadtverwaltung nur noch das Wappen.“