
© Paul Horst
Castrop-Rauxeler Dachdecker nach Sturm: „Telefon stand nicht mehr still“
Sturm „Zeynep“
Seit die Sturmtiefs „Ylenia“ und „Zeynep“ vergangene Woche Castrop-Rauxel mit Wucht trafen, sind die Dachdecker im Dauereinsatz. Jetzt zieht einer von ihnen eine erste Schadens-Bilanz.
Die ersten Worte, die Dachdecker Enrico Jacobs in den Sinn kommen, als er an die Auswirkungen von Sturm „Zeynep“ von der vergangenen Woche denkt, sind diese: „Katastrophal, heller Wahnsinn.“
Zusammen mit seinen Kollegen von der Firma „Jacobs Bedachung“ war der 40-Jährige das ganze Wochenende unterwegs, um in Castrop Rauxel und Umgebung bei Sturm-Notfällen zur Hilfe zu eilen.
Größtenteils kleinere Schäden – mit einer Ausnahme
„Etwa 30 Anrufe haben uns erreicht“, berichtet Jacobs – völlig ungewöhnlich für das Handwerksunternehmen. Zumeist hätte es sich um kleinere Schäden wie heruntergefallene Dachpfannen gehandelt. Dort sei man dann erstmal für Notreparaturen angerückt.
Einen großen Schaden dagegen hätte es an einem Haus in Bochum gegeben. Dort wehten starke Windböen insgesamt 16 Photovoltaik-Paneele vom Dach. Deren Glas ist teilweise zerstört. Alle Anlagen müssen ersetzt werden.

16 dieser etwa zwei Quadratmeter großen Photovoltaik-Anlagen schleuderte der Sturm von einem Dach in Bochum. Nun müssen diese repariert werden. © Paul Horst
Und noch immer seien längst nicht alle Schäden abgearbeitet: Notfallreparierte Dächer müssten mit regulären neuen Dachpfannen bestückt werden: „Wir sind bestimmt noch bis in die nächste Woche zugange“, sagt der Dachdecker.
Trotz all der Notfälle und Aufräumarbeiten meint Jacobs, der seit 23 Jahren als Dachdecker arbeitet und seit eineinhalb Jahren selbstständig ist, sei „Zeynep“ definitiv „nicht das schlimmste“ gewesen, was ihm passiert sei. Das wäre Sturm „Kyrill“ 2007 gewesen. Dessen Wucht, erinnert er sich, war weitaus größer – und vor allem die Schäden hinterher.
Reguläre Auftragsarbeiten verschoben
Der Sturm kommt für die Dachdecker-Betriebe zur Unzeit. Denn eigentlich läuft gerade für die Branche die Saison so richtig an. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt, die Gerüste stehen schon auf den ersten regulären Baustellen.
Nun aber mussten die normalen Auftragsarbeiten erst einmal ruhen. Die Notfallreparaturen hatten Vorrang: „Unsere Kunden hatten dafür Verständnis“, erzählt Jacobs.

Sturm "Zeynep" ließ vergangene Woche an vielen Häusern in Castrop zerstörte Dachpfannen zurück. Diese müssen nun ersetzt werden. © Paul Horst
Man könne die Auftragsarbeiten aber bald wieder aufnehmen. Nur ein Teil seines Teams würde durch die übrig gebliebenen Notfallreparaturen in Anspruch genommen. Ärgerlich seien die Verzögerungen dennoch, schließlich müsse man aufgrund der längeren Gerüststandzeiten draufzahlen.
Teure Rohstoffe und lange Wartelisten
Auch die Preise für Dachdecker-Dienste sind in der vergangenen Zeit gestiegen. Vor allem die Werkstoffe seien enorm teuer geworden. Wer dennoch Dachdecker buchen möchte, sollte aufgrund der guten Auftragslage der Betriebe derzeit viel Wartezeit einplanen: „Termine gibt es bei uns erst wieder im August oder September“, sagt Enrico Jacobs.