Apothekerin Svane Kuepper weiß noch nicht, ob sie weiterhin Schnelltests anbieten wird.

© Ronny von Wangenheim

Kostenpflichtige Schnelltests: Apothekerin denkt ans Aufgeben

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Am 11. Oktober ist Schluss mit kostenlosen Schnelltests für alle. Die Teststellen in Castrop-Rauxel reagieren. Sie planen Preise, schränken Öffnungszeiten ein oder überlegen, ganz aufzuhören.

Castrop-Rauxel

, 27.09.2021, 11:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Stäbchen in den Mund oder in die Nase, 15 Minuten Warten, dann ist das Ergebnis da: Seit März gehören die Schnelltests für viele zum Pandemie-Alltag wie Maske und Desinfektionsmittel. Noch bis zum 11. Oktober sind sie für alle Bürger kostenlos.

Am ersten Montag der Herbstferien ändert sich das: Der Bund hat beschlossen, nur noch für Tests von Personen zu zahlen, die (noch) nicht geimpft werden können oder für die keine allgemeine Impfempfehlung vorliegt. Das trifft vor allem Kinder, Schwangere im ersten Trimester oder chronisch Kranke. Alle anderen müssen zahlen.

Ob sich die Teststelle dann noch lohnt – vor dieser Frage stehen alle Betreiber in Castrop-Rauxel. Manche überlegen, was sie ab dem 11. Oktober machen. Ahmet Inan hat bereits umstrukturiert: Sein Testzelt vor der Moschee an der Dortmunder Straße 175 a wird an den meisten Tagen später öffnen und eher schließen. Montags bis Donnerstags beispielsweise kann man sich dann erst ab 9 Uhr und nur bis 17 Uhr testen lassen. Zurzeit geht das noch zwischen 7 und 19 Uhr.

Das Testzelt vor der Moschee an der Dortmunder Straße öffnet ab dem 11. Oktober später und schließt früher.

Das Testzelt vor der Moschee an der Dortmunder Straße öffnet ab dem 11. Oktober später und schließt früher. © Ahmet Inan

Inan: Es werden weniger zum Testen kommen

„Wir rechnen fest damit, dass weniger zum Testen kommen“, begründet Ahmet Inan den Schritt. Viele Ungeimpfte hätten zwar signalisiert, sie seien bereit, die Kosten zu tragen. Aber: Bis zu 40 Prozent derjenigen, die zu ihm kommen, seien geimpft. Das hätten Nachfragen ergeben. Sie machten den Schnelltest zur Vorsicht: Weil sie am Wochenende auf eine Feier gehen, jemanden im Krankenhaus besuchen wollen. Oder sich krank fühlen. „Die Leute wollen auf Nummer sicher gehen“, sagt Inan. Und lassen sich testen – ohne dass es vorgeschrieben ist.

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Inan befürchtet: „Diese Fürsorge hat ein jähes Ende, wenn die Tests kostenpflichtig werden.“ Auch wenn er versuchen möchte, den Preis niedrig anzusetzen: 13 bis 14 Euro könne er schaffen, sagt er. Die Teststation sei nicht so groß, die Betriebskosten recht niedrig. Daher könne er wahrscheinlich ein bisschen preisgünstiger agieren als andere, sagt Inan.

Testzentrum am Markt: Zwei Wochen beobachten

Das Medicare Testzentrum am Marktplatz bietet einen Schnelltest momentan für 19,90 Euro an. Ob das auch der Preis ab dem 11. Oktober ist, sei noch nicht klar, sagt Betreiber Sven Stute. „In Stein gemeißelt ist das nicht.“ Ebenso offen sei noch, wie es langfristig mit dem Testzentrum weitergeht. Anders als an der Dortmunder Straße bleibt es am Markt auch nach dem 11. Oktober erstmal bei den Öffnungszeiten. Stute: „Wir schauen uns zwei Wochen lang an, ob die Testbereitschaft stark einbricht.“ Danach sehe man weiter.

Beim Testzentrum in der Altstadt möchte man abwarten, wie viel auch nach dem 11. Oktober noch kommen – und dann reagieren.

Beim Testzentrum in der Altstadt möchte man abwarten, wie viel auch nach dem 11. Oktober noch los ist – und dann reagieren. © Jonas Hildebrandt

Vielleicht werde man als erstes Personal reduzieren. „Normale betriebswirtschaftliche Handlungen sind das“, sagt Stute. Die Teststelle werde man aber wohl nicht von heute auf morgen schließen.

Apothekerin denkt ans Aufgeben

In Henrichenburg könnte genau das passieren: Svane Kuepper Inhaberin der Burg-Apotheke, denkt ans Aufgeben. Die Apothekerin gehört zu den Test-Pionieren der Stadt. Bereits Anfang April 2021 hat sie erstmals ihr kleines Testzelt aufgebaut. Anfangs, zu Hoch-Zeiten, kamen 60 bis 100 Menschen am Tag. Einen Krankenpfleger und eine Krankenschwester habe sie extra eingestellt, die bis heute die Tests machen.

„Wenn die Tests etwas kosten, werden viel weniger kommen, weil das niemand zahlen möchte“, ist sich Kuepper sicher. Sie müsse nun überlegen, „ob sich das noch rechnet“. Hinzu komme der Kontroll-Aufwand: Wer sich nicht impfen lassen kann oder darf, muss dies belegen, um kostenfrei getestet werden zu können. Kuepper: „Das muss dokumentiert werden.“

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Wie genau das auszusehen hat, darüber herrscht bei den Teststellenbetreibern noch Ungewissheit. Ahmet Inan sagt: „Es ist noch nicht klar kommuniziert, ob und wie wir was dokumentieren sollen.“ Auch Sven Stute vom Testzentrum am Markt sagt. „Wir warten noch auf genaue Vorgaben vom Bund.“ Aber das sei normal in der Pandemie. Vor einem halben Jahr, da wäre er noch aufgeregt gewesen. Aber nun sei er entspannt. Bis zum 11. Oktober könnten noch viele Corona-Entscheidungen getroffen werden.

Wer weiterhin nichts zahlen muss

Laut Bundesgesundheitsministerium dürfen sich im Wesentlichen folgende Menschen ab dem 11. Oktober kostenlos weiterhin schnelltesten lassen:
  • Kinder unter 12 Jahren (bis zum 31.12. dürfen sich generell alle Minderjährigen kostenlos testen lassen)
  • Personen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können
  • Schwangere im ersten Trimester (bis 31.12. können sich alle Schwangeren kostenfrei testen lassen)
  • Studenten aus dem Ausland, die einen anderen als den der vier in Deutschland zugelassenen Impfstoffe bekommen haben (bis 31.12.)
  • Alle Personen müssen laut Ministerium einen Nachweis vorlegen, warum sie nicht geimpft werden können – zum Beispiel ein Attest oder einen Mutterpass.