
© Jonas Hildebrandt
Kontaktverfolgung abgeschafft: Castrop-Rauxeler Gastronomen sind froh
Corona
Die ewige Zettelwirtschaft hat ein Ende. Wer ins Restaurant geht, muss nicht mehr seine Kontaktdaten angeben. In Castrop-Rauxel sind die Gastronomen vor allem erleichtert.
Hinsetzen, Getränke bestellen und in der Wartezeit seine Kontaktdaten auf einen Zettel schreiben. So lief in den vergangenen Monaten fast jeder Restaurant-Besuch ab. Später kamen die Apps und Websites, die einem mancherorts das Ausfüllen abnahmen. Aber wohin man auch ging: Die Daten mussten angegeben werden. Damit ist jetzt Schluss.
Wie der Kreis Recklinghausen mitteilt, hat das Land entschieden, dass es keine Notwendigkeit mehr für Gastronomen oder Veranstalter gibt, nachzuverfolgen, wer wann wo gewesen ist. Die Bürgerinnen und Bürger sollten stattdessen selber nachhalten, wann sie wo gewesen sind.
In den Castrop-Rauxeler Restaurants ist man froh, dass das Datensammeln ein Ende hat. Lilli Leuthold, Inhaberin des 1910 am Markt: „Es ist eine Erleichterung, so ist es wirklich leichter.“ Sorgen, dass jetzt wichtige Informationen zur Nachverfolgung fehlen, macht sich Lilli Leuthold nicht: „Die Daten wurden in den anderthalb Jahren nicht ein einziges Mal abgerufen.“
Trotzdem bleiben die QR-Codes zum Einchecken in die Luca-App im 1910 erstmal bestehen, auf freiwilliger Basis: „Wir haben das alles eingerichtet und wenn es dann doch mal gebraucht werden sollte, kann man das immer noch abrufen.“ In all der Zeit seien keine Gäste gegangen, weil sie ihre Kontaktdaten angeben mussten. Es hätten sich eben alle darauf eingestellt.
Wegfall fällt nicht auf
Auch Nunzio Marcucci von der Trattoria Puglia in der Altstadt freut sich, die Kontaktverfolgung los zu sein: „Für uns ist das eigentlich eine gute Sache.“ Gerade mit den letzten Regeln seien ohnehin mehr Aufgaben gekommen: „Wir müssen jetzt ja die Impfausweise und Testergebnisse kontrollieren, dafür braucht man mehr Personal.“ Da sei es gut, wenn zumindest die Kontaktverfolgung wegfällt.
Ähnlich wie die Inhaberin des 1910 sieht auch Nunzio Marcucci keinen Sinn im Sammeln der Daten: „Wir hatten es immer da, aber nachgefragt hat keiner.“ Auch wenn die Regelung erst seit einigen Tagen gelte, sei bisher keinem Gast aufgefallen, dass die Zettel weg sind.

Die Trattoria Puglia an der Oberen Münsterstraße in der Altstadt. © Jonas Hildebrandt
Ajsha Kleis vom Panorama Café schließt sich ihren Kollegen an. Im Panorama Café werden die Kontaktdaten noch gesammelt, aber prinzipiell sei es vom Arbeitsablauf viel leichter. Trotzdem ist Ajsha Kleis nicht ganz euphorisch: „Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn man sie doch noch hätte, aber das ist nur meine persönliche Meinung.“ Auch die Gäste im Panorama Café hätten bisher immer alle ohne Widerstand ihre Kontaktdaten angeben, wenn auch nicht durchweg gerne.
Klimpel appelliert an Vernunft der Bürger
Mit dem Wegfall der Kontaktverfolgung durch die Betreiber steigt die Verantwortung des Einzelnen, sich zu merken, wann man mit wem wo gewesen ist. Der Landrat des Kreises Recklinghausen, Bodo Klimpel, bittet die Bürger, die Pandemie weiter ernst zu nehmen: „Die Coronaschutzverordnung zu vereinfachen und auf die 3G-Regel zu setzen, macht vieles leichter planbar, dennoch sollte uns allen bewusst sein, dass wir uns immer noch in einer Pandemie befinden. Wie das Robert-Koch-Institut kürzlich bestätigte, sogar schon in der vierten Welle.“
Er fordert dazu auf, die Kontakte selbst nachzuhalten: „Bitte unterstützen Sie unser Gesundheitsamt dabei, Kontaktpersonen weiterhin schnell zu ermitteln, indem Sie Ihre Kontakte nachhalten. Nur so können wir, solange wir noch keine entsprechende Impfquote erreicht haben, Ansteckungen und schwere Krankheitsverläufe verhindern.“
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
