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Corona-Tests für Lehrer: „Beim Konzept muss die Politik schnell nachbessern“
Freiwillige Tests
Ab der kommenden Woche dürfen sich Lehrer freiwillig auf Corona testen lassen. Zusätzliche Belastungen für Hausärzte werden erwartet. Die Mediziner in Castrop-Rauxel blicken auf ungewisse Wochen.
Seit Montag (3.8.) können sich Mitarbeiter von Kindertagesstätten bei Hausärzten kostenlos auf das Coronavirus testen lassen. In der kommenden Woche sind die Lehrer dran. Sie dürfen sich alle 14 Tage anlasslos und freiwillig testen lassen. Die Kosten dafür übernimmt das Gesundheitsministerium.
Die Frage nach der Abrechnung der Tests war zunächst noch nicht ganz geklärt. Jetzt seien aber alle Unklarheiten beseitigt, teilte Jana Elbert, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) auf Anfrage unserer Redaktion mit. Die Kostenübernahme sei gesichert.
Bei der KVWL stehe man den Tests generell positiv gegenüber, frühes Testen habe ein Zusammenbrechen des Gesundheitssystems verhindert. Mit den neuen Maßgaben der Politik sei zuletzt aber einiges auf die Praxen zugekommen, sagte Elbert.
Lehrer und Erzieher werden im Wochenwechsel getestet
„Erst die freiwilligen Tests für Reiserückkehrer, demnächst die verpflichtenden und jetzt können sich Kita-Mitarbeiter und Lehrer testen lassen: Organisatorisch ist es eine ziemlich große Herausforderung“, sagt Elbert. Um die Praxen zu entlasten, sollen Lehrer und Erzieher sich jeweils im Wochenwechsel testen lassen können.
In der Praxis des Castrop-Rauxeler Allgemeinmediziners Dr. Alfred-Ernst Mutz sind schon die ersten Abstriche gemacht worden. „Die Erfahrung zeigt, dass das Ganze mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist: Für die Patienten müssen Termine gefunden werden, die sicherstellen, dass sie mit Mitpatienten nicht in Kontakt kommen, Außerdem muss das Praxispersonal mit Schutzkleidung ausgestattet sein“, sagt Mutz.
Der Arzt hält es für möglich, dass man schon bald ans Limit der Kapazitäten bei der Patientenversorgung geraten werde, wenn jetzt regelmäßig Corona-Tests durchgeführt werden sollten. Er sieht die Gefahr, dass darunter die Versorgung anderer Patienten leiden könnte. „An und für sich sind die regelmäßigen Tests für diese Berufsgruppen sinnvoll, aber beim Konzept muss die Politik unbedingt und schnell nachbessern“, sagt Dr. Mutz.
Hausärzte als letztes Glied in der Kette
Der Schulanfang und die Rückkehr von Urlaubsreisenden seien lange bekannt gewesen. Deshalb sei es unverständlich, dass die Politik erst so spät reagiert habe. Letztlich seien die Hausärzte nun das letzte Glied in der Kette.
Einem Bericht der WAZ zufolge scheiterte es bei den Kita-Mitarbeitern in dieser Woche häufig schon daran, überhaupt einen Termin für einen Test zu bekommen. Viele seien leer ausgegangen.
Michael Greef in Ickern hat erste Termine für Corona-Abstriche an Patienten der Praxis vergeben: „Es gab zwei bis drei Anfragen. Für die Durchführung der Tests arbeite ich mit einer großen Praxis zusammen. Das lässt sich zurzeit gut organisieren“, so Greef.
Nicht alle Hausärzte bieten die Tests an, sagt Jana Elbert von der KVWL. In den Praxen müsse auch weiterhin der Infektionsschutz gewahrt bleiben. „Zwischen Patienten, die sich auf Corona testen lassen, und anderen soll der Kontakt vermieden werden“, sagt Elbert. „Es haben schlicht nicht alle Praxen räumlich die Möglichkeit dazu.“
Prognosen sind schwierig
Ob die Versorgungskapazitäten der Ärzte an ihre Grenzen gebracht werden, könne man noch nicht voraussagen. „Wir wissen noch nicht, wie es sich entwickelt, wie viele sich wirklich testen lassen“, sagt Elbert. Auch Greef möchte dazu noch keine Prognose abgeben. Es gebe derzeit einfach noch keine Erfahrungswerte, sagt der Arzt.
In Stefan Schübels Praxis blickt man den Dingen, die da kommen mögen, mit Gelassenheit entgegen. Einen Ansturm von Patienten, die getestet werden sollen, erlebe man noch nicht.
Will man sich testen lassen oder zeigt man Symptome, gilt aber in jedem Fall, sich vorher telefonisch bei seinem Hausarzt zu melden und die Praxis nicht einfach so zu besuchen.
Als gebürtiger Dortmunder bin ich großer Fan der ehrlich-direkten Ruhrpott-Mentalität. Nach journalistischen Ausflügen nach München und Berlin seit 2021 Redakteur in der Dortmunder Stadtredaktion.

Fabian Paffendorf, Jahrgang 1978, kam 2003 zum Journalismus. Ursprünglich als Berichterstatter im Bereich Film und Fernsehen unterwegs, drehte er kleinere Dokumentationen und Making-Of-Berichte für DVD-Firmen. In diesem Zusammenhang erschienen seine Kritiken, Interviews und Berichte in verschiedenen Fachmagazinen und bei Online-Filmseiten. Seit 2004 ist der gebürtige Sauerländer im Lokaljournalismus unterwegs. Für die Ruhr Nachrichten schreibt er seit Herbst 2013.