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Drei Monate vorm 24.12.: Corona, meine Weihnacht vermiest du mir nicht!
Klare Kante
Wie wird Weihnachten? Wenn ich daran denke, mache ich mir Sorgen: Kann ich mit der Familie unterm Baum sitzen? Bleiben wir allein zu Hause? Schlottern wir draußen? Was ist corona-richtig?
Weihnachten, das Fest der Familie. Weihnachten, das Fest der Nähe, der Wärme in winterlicher Kälte. Weihnachten, das Fest der Lichter in der Dunkelheit. Das Fest des Schenkens und der Freude.
Weihnachten 2020, das Fest der Regeln. AHA geht vor Umarmung. Weihnachten, das Fest ohne Kirchgang, ohne Gesang unterm Baum und ohne die lange Tafel mit der erweiterten Familie. Das Fest ohne Glühwein an der Bretterbude in der Altstadt.
Wie wird das erste Weihnachtsfest unter Corona-Bedingungen? Wird es die neue Art, Weihnachten zu feiern, oder ist es nur das einmalige Ausnahme-Weihnachtsfest?
Heute in drei Monaten ist Heiligabend. Ich fange an, mir Sorgen zu machen. Jetzt, wo in den Supermarktregalen Spekulatius und Lebkuchenherzen ihren Platz zurückerobert haben. Kann man unter Corona-Bedingungen überhaupt Weihnachten feiern?
Restaurant statt lange Tafel daheim?
Eigentlich wollten wir in diesem Jahr, wie immer, zum Uropa meiner Kinder, um dort, wie immer, am 2. Weihnachtstag den Festbraten zu genießen. Was tun wir jetzt? Vielleicht zur Sicherheit doch lieber in ein Restaurant ausweichen? Oder ist es gerade dort noch unsicherer, wenn man sich einen gut gefüllten Saal mit vielen Tischen vorstellt?
Eigentlich wollten wir in den Festgottesdienst am Abend, so wie jedes Jahr. Wir wollten singen und beten für eine gerechtere Welt. Wir wollten uns dort in die geistliche und magische Stimmung der Weihnachts-Feiertage bringen.
In den Wochen vorher wollten wir Geschenke shoppen, um unseren Liebsten ihre Wünsche zu erfüllen. Lieber in den Geschäften unserer Städte als in denen unseres www-Universums, damit sie eine Zukunft haben. Wir wollten einen Glühwein trinken, vielleicht ins Adventszelt auf dem Castroper Altstadtmarkt und dort einen der Konzert- oder Kabarettabende erleben.
Wir wollten schon im Advent „Wir sagen euch an“ singen, am liebsten in der Kirchengemeinde unseres Vertrauens. Wir wollten uns einstimmen. Vielleicht mit dem Rudelsingen aus dem Vorjahr, das die vielen Gäste in besagtem Adventszelt in Stimmung brachte.
Singen am offenen Fenster
Was machen wir jetzt? Plätzchen backen, Geschenke basteln, abwarten, wie sich die Pandemie entwickelt und dann spontan entscheiden. In die Kirche gehen wir, wenn die Infektionslage überschaubar sein wird. Wenn alle gesund sind, werden wir uns mit unseren Angehörigen treffen. Wir werden singen, vielleicht aber dabei die Fenster öffnen. Dann hören uns auch die Nachbarn. Vielleicht stimmen sie mit ein.
Corona, ich mag dich nicht. Aber ich akzeptiere, dass du da bist. Ich lasse das Händeschütteln und passe besser auf als sonst. Aber mein Weihnachtsfest, das lass ich mir nicht vermiesen. Zumindest Stand heute, drei Monate vorher.
Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
