Corona-Impfung in Tierarztpraxis: Ärzte aus Castrop-Rauxel skeptisch

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Corona-Impfung in Tierarztpraxis: Ärzte aus Castrop-Rauxel skeptisch

rnImpfung in Tierarztpraxis?

Der Gesundheitsminister möchte es so machen wie in Frankreich und den USA: Dort helfen Tierärzte bei der Corona-Impfung. Für Praxen in Castrop-Rauxel scheint das nicht realistisch zu sein.

Castrop-Rauxel

, 03.04.2021, 14:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Helfen Tierärzte bald auch in Deutschland bei dem Kampf gegen das Coronavirus? In den USA und Frankreich ist das schon der Fall. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) findet, dass das auch für Deutschland eine gute Idee ist.

Dr. Axel Lehmann sieht das anders. „Das kriegen wir zeitlich gar nicht hin“, sagt der Tierarzt mit Praxis in Habinghorst.

Fünf Stunden täglich impfen

Die Tierarztkammer sei auf ihn und seine Tierarzt-Kollegen in der Europastadt zugekommen und habe gefragt, ob sie sich vorstellen können, beim Impfen zu helfen.

„Da heißt es, dass wir fünf Stunden am Tag impfen sollen“, sagt Dr. Axel Lehmann. Sein Team bestehe aus vier Personen. Das könne zeitlich und personell niemals funktionieren.

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„Wir arbeiten seit Monaten an der Belastungsgrenze und müssen uns um unsere Patienten kümmern“, sagt der Tierarzt. Er habe für sie und den Schutz seines Teams extra Pager bestellt, die die Patienten mit ins Auto nehmen können, wenn sie warten müssen.

Jetzt noch Menschen impfen? Das komme nicht für ihn infrage.

Tierärztinnen bekommen keine Impfung

Ähnliches ist auch aus der Tierärztlichen Praxis für Kleintiere von Dr. Claudia Kreutzjans in Behringhausen zu hören. Dort heißt es sinngemäß: Ärztinnen und Helferinnen hätten bislang keine Impfung erhalten. Darum wolle man sich selbst keinem Risiko aussetzen und beim Impfen helfen.

Tatsächlich gelten Tierärzte als systemrelevant und dürfen weiter arbeiten. Erhöhte Priorität bei der Impfung selbst haben sie bislang aber nicht.

Auf der Internetseite der Tierärztekammer Nordrhein heißt es: In Schleswig-Holstein würden Tierärzte zu der Personengruppe zählen, die schnell geimpft werden müssen.

Auch Dr. Georg Boesing aus Rauxel sieht die Thematik kritisch. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich es rechtlich überhaupt dürfte“, sagt der Tierarzt. Er müsste Impfgespräche führen und einschätzen, ob jemand impfberechtigt wäre. Wie solle er das leisten?

Tierarzt möchte keine Verantwortung übernehmen

„Was wäre, wenn jemand die Impfung nicht verträgt oder Schlimmeres passiert?“, fragt Dr. Georg Boesing. Er sei versichert, wenn es um Behandlungen an Tieren geht – aber nicht an Menschen.

Da möchte er keine Verantwortung übernehmen. Zu der rechtlichen Frage kämen organisatorische und logistische Aufwände.

Dr. Boesing stimmt der Kritik aus der Behringhauser Praxis zu. Er selbst habe viel Kontakt zu Menschen. „Ich möchte lieber wissen, warum wir Tierärzte noch nicht impfberechtigt sind“, so Boesing.