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EvK und Rochus sauer über Corona-Impf-Chaos: Fühlen uns im Stich gelassen
Coronavirus
Die Impfungen für Krankenhaus-Personal sollte endlich starten. Knapp fünf Stunden vorher kam die Nachricht: Es gibt keinen Impfstoff. Dem Ministerium wird respektloser Umgang vorgeworfen.
Unverständnis und Kritik am Gesundheitsministerium: In den beiden Krankenhäusern Rochus und EvK in Castrop-Rauxel wird die kurzfristige Mitteilung, dass es aktuell keinen Impfstoff für das medizinische Personal geben wird, stark kritisiert. Das St.-Rochus-Hospital spricht von einer nicht nachvollziehbaren Entscheidung. „Wir fühlen uns im Stich gelassen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Evangelische Krankenhaus hat es besonders getroffen.
Alles war vorbereitet in den Evangelischen Krankenhäusern in Castrop-Rauxel und Herne. Doch dann erreichte Impfkoordinator Dr. Uwe Werfel am Mittwoch früh um 8.20 Uhr die Botschaft, dass es am gleichen Tag keinen Impfstoff geben werde. Um 13 Uhr sollte der Impfstart in Herne sein. Für Freitag war alles am EvK in Castrop-Rauxel vorbereitet.
„Diese Form des Umgangs empfinden wir als respektlos gegenüber den Menschen, die direkt am Patienten arbeiten“, sagt Uwe Werfel in einer ersten Stellungnahme am Mittwochvormittag.
Informell hatte er am Dienstag gegen 21.30 Uhr von der Änderung erfahren. „Da standen die Planungen aber bereits, und zwar Planungen, die auch im Vorfeld aufgrund der intransparenten Informationspolitik des Ministeriums schon mehrfach umgestoßen werden mussten“, so Uwe Werfel.
Erster Impftermin in EvK in Castrop-Rauxel musste schon abgesagt werden
So musste ein erster Impftermin für Castrop-Rauxel für Dienstag (19.1.) bereits abgesagt werden. Für den Termin am Freitag (23.1.) und eine eventuelle Fortsetzung am Samstag stand irgendwann fest, dass weniger Impfstoff als bestellt geliefert würde. „Da war klar, dass erst mal ein Tag reichen würde“, so Pressesprecherin Andrea Wocher.
Insgesamt sei die Bereitschaft des medizinischen Personals, sich impfen zu lassen, sehr hoch. „Sie hatten sich alle gefreut“, so Andrea Wocher, „die Mitarbeiter wollen sich in der Arbeit schützen.“
Die Hauptkritik der Evangelischen Krankenhausgemeinschaft Herne-Castrop-Rauxel bezieht sich auf die Informationspolitik des NRW-Gesundheitsministeriums. „Eine derart kurzfristige Absage, wie sie uns in diesem Falle erreicht hat, ist absolut unverständlich“, so Uwe Werfel.
Es sei lange im Vorfeld bekanntgeworden, dass es Lieferprobleme gebe. Der Impfkoordinator: „Eine eindeutige Aussage zu einem früheren Zeitpunkt wäre bei allen Beteiligten auf Verständnis gestoßen. Aber so können wir nur sagen, dass unsere Mitarbeitenden tief enttäuscht sind, wie mit ihnen vonseiten des Ministeriums umgegangen wird. Das hat nichts mit Wertschätzung für den engagierten Einsatz von Pflegenden und Ärzten zu tun.“
St.-Rochus-Hospital: In keiner Weise nachvollziehbar
Clemens Galuschka, Geschäftsführer der Katholischen St.-Lukas-Gesellschaft, zu der das St.-Rochus-Hospital, wird in seiner Kritik nicht weniger deutlich. Von der Stornierung der Impfstoff-Lieferung an die Kliniken sei man ohne Vorankündigung überrascht worden. Er sagt auf Anfrage: „Die Entscheidung ist nicht begründet worden und für uns in keiner Weise nachvollziehbar. Wir sind sehr enttäuscht und fühlen uns im Stich gelassen.“
Weiter heißt es: „Während an anderer Stelle umfangreich geimpft wurde, bleiben unsere Ärzte und Pflegenden, die an der Front Corona-Patienten versorgen, bis auf weiteres ohne Impfschutz. Das ist eine sehr unbefriedigende Situation für alle, die sich Tag für Tag in der Behandlung von infizierten Patienten engagieren und sich dabei selbst einer Ansteckungsgefahr aussetzen.“
Bestellungen wieder ab 1. Februar im Onlineshop
In der Mitteilung des Ministeriums an die Impfzentren und damit auch an die Krankenhäuser wird knapp klargestellt, dass „bereits für den 20. und 21.01. bestellten Impfstoffe für Krankenhäuser nicht mehr ausgeliefert werden“ können. Dort heißt es weiter: „Zudem können ab sofort keine Bestellungen für Erstimpfungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen veranlasst werden.“
Das Schreiben endet mit dem Satz: „Ab dem 01.02. können wieder Erstimpfungen in Krankenhäusern und Pflegeheimen stattfinden. Bestellungen können dann wie bisher über den entsprechenden Artikel im Onlineshop erfolgen.“
Geboren in Dorsten, nach kurzem studienbedingten Besuch im Rheinland jetzt wieder in der Region. Hat Literatur- und Theaterwissenschaften studiert, findet aber, dass sich die wirklich interessanten Geschichten auf der Straße und nicht zwischen zwei Buchdeckeln finden lassen.
